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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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und Eis bedeckten Berggipfel waren nicht zu übersehen. Die Schwingen des Lindwurms schienen die Felsnadeln, die aus dem Eis hervorragten, manchmal nur um Haaresbreite zu verfehlen. Nicht nur einmal hielt Janica entsetzt den Atem an, weil sie glaubte, jeden Moment an einer Bergwand zerschellen zu müssen. Aber der Drache – Janica weigerte sich noch immer, zu akzeptieren, dass dieses Untier niemand anderes als Kana-Tu war – umsegelte elegant jedes Hindernis. Schließlich streckte er die vier gewaltigen Beine aus und stellte die Flügel steil hoch. Ganz sanft, ein wenig wippend, setzte er auf. Die Schatten der Nacht krochen schon schwarz von den Bergen ringsum in das Tal, in dem der Lindwurm niedergegangen war. Nur vage konnte Janica erkennen, dass in den verstreut liegenden Anwesen ringsum schon die Lichter entzündet wurden. Dieses Tal war also wenigstens nicht unbewohnt. Sie hatte schon befürchtet, an einen gleichsam einsamen und merkwürdigen Ort wie die Drachenhöhle gebracht zu werden.
    Janica hörte das Rascheln der Flughäute hinter sich. Der Drache faltete seine Schwingen zusammen. Sie waren also tatsächlich angekommen!  Das mächtige Haupt des Drachen ruckte hin und her, als würde er etwas suchen. Dann schnaubte er beruhigt, und auch Janica sah, dass sich eine Gestalt die abschüssige Wiesenfläche zu ihnen hinauf bewegte. Sie hielt eine Fackel in der Hand. Janica glaubte, weit schwingende Röcke zu erkennen – eine Frau.
    Die Fremde fürchtete sich nicht vor den Ausmaßen des Lindwurmes, sie näherte sich ohne das geringste Zögern. Sie tätschelte mit der freien Hand die schuppige Vorderklaue und hob die Fackel in die Höhe. Dennoch reichte der Lichtschein längst nicht bis zu Janicas luftigem Sitz.
    »Wer immer du auch bist, du solltest von dort oben herabkommen!«, rief die Frau zu Janica hinauf. »Es kann ungemütlich werden, wenn der Drache sich wandelt und du hockst noch auf ihm!«
    »Ich kann nicht!«, antwortete Janica kläglich. »Ich bin ganz steif gefroren, und Kajim hat mich hier festgeschnallt!«
    »Achje!« Die Frau steckte die Fackel in den Boden, raffte ihren Rock und stopfte den Saum desselben in den Bund. Dann stieg sie beherzt auf die Drachenklaue und hangelte sich über das Vorderbein nach oben zu Janica.
    »Komm’, strecke deine Hände aus, ich will dir die Bänder der Fäustlinge aufschnüren! Bei den Wintergöttern, du zitterst ja vor Kälte! Wo kommt ihr nur her?«  
    »Vom Wasserland!«, bibberte Janica »Wir sind gegen Mittag losgeflogen!«
    »Zu Mittag erst? Welch eine Unvernunft! Ihr hättet über Nacht irgendwo in der Mittelwüste rasten sollen! Diese riesige Strecke in einer solch kurzen Zeit, kein Wunder, dass du fast erfroren bist!« Die Frau balancierte geschickt auf der Drachenschulter und tastete die Gurte ab, um den Verschluss zu finden. Derweil gelang es Janica, die Handschuhe abzustreifen, indem sie ihre Zähne zu Hilfe nahm. Die Fäustlinge fielen hinunter auf die Wiese, einer davon hätte beinahe die Fackel gelöscht. Aber Janica war nicht in der Lage, zuzugreifen. Sie spürte ihre Finger nicht mehr, sie spürte auch nicht, wie sich die Riemen von ihrem Körper lösten.
    Die Hände der Frau strichen behutsam über ihre Wangen, lösten die Bänder der Mütze und zogen die unförmige Kopfbedeckung von Janicas Locken. Jetzt konnte Janica sehen, dass die Frau schon älter war, weiße Strähnen zogen sich durch ihr zu einem Zopf gebundenes dunkles Haar, und um ihre Augenwinkel hockten kleine Fältchen. Resolut half sie der Prinzessin dann, sich von ihrem Sitzplatz zwischen den Rückenzacken zu erheben.
    »Du kannst einfach an Kana-Tus Bein hinabrutschen, ich sehe doch, dass du dich kaum noch rühren kannst! Keine Angst, die Wiese ist weich! Wir haben lange nicht gemäht, und gestern hat es erst geregnet!«
    Skeptisch sah Janica nach unten. Der Boden schien ihr meilenweit weg.
    »Jetzt mach’ schon!« Der kleine Schubs in ihren Rücken brachte Janica aus dem Gleichgewicht. Mit einem spitzen Schrei landete sie auf ihrem Hinterteil und schlitterte über die glatten Schuppen der Drachenschulter, landete unsanft auf der Pranke und purzelte schließlich kopfüber ins Gras.
    Als sie sich aufrappelte, starrte sie geradewegs in eine riesige finstere Höhle und brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass sie geradewegs in das Nasenloch des Drachen blickte, der sich nach ihr umgewandt hatte.
    »Puste jetzt bloß keine Flammen aus!«, sagte sie beklommen und klopfte sich

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