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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Gäule Halme abkauten.
    Nadif steuerte auf die beiden Hirten zu. Gerun sah, wie er sich zu ihnen kauerte und während er sprach, mit beiden Händen gestikulierte. Die Verhüllten gebrauchten ihre Hände nicht minder, und Gerun gewann den unangenehmen Eindruck, einer Art Viehhandel zuzusehen. Sie war froh, dass die Worte der Männer nicht bis zu ihr drangen, sondern von dem leisen Plätschern des Wassers und dem Mahlen der Pferdezähne dicht neben ihr übertönt wurden.
    »Ich konnte sie überzeugen, dich nach Haraffin zu begleiten, bevor sie die entlaufenen Ziegen zu ihrem Stamm zurückbringen!« Nadif stand plötzlich wieder vor Gerun und verzog sein zerschundenes Gesicht zu diesem grausigen Lächeln. Sie schrak auf, war sie doch tatsächlich eingedöst.
    »Die Hirten brechen noch vor der Abenddämmerung auf, deshalb werde ich jetzt gleich unsere Satteltaschen durchsehen, was mir in der Wüste nützlich sein könnte. Alles andere nimmst du mit.« Er fing sofort an, in den Habseligkeiten zu kramen, die ihnen der Haushofmeister zugestanden hatte. Gerun sah ihm träge zu. Ihr war gleichgültig, was Nadif da trieb. Er wollte sie nicht, er schob sie ab. Sie war jetzt ganz allein. Ihre Familie hatte sie längst vergessen, Prinzessin Janica war vom Drachen aufgefressen worden und Nadif schickte sie weg. Eine große Welle Einsamkeit schwappte über ihr zusammen und ertränkte jede Regung ihrer Seele.
    Sie rührte sich auch nicht, als Nadif nach Ferinics Börse griff. Er nahm sich ein Goldstück heraus und zeigte es Gerun.
    »Für die Tierbälge, in das mir die Soldaten das Wasser abfüllen werden!«, sagte er in entschuldigendem Ton zu ihr. Dann nahm er eine zweite Münze.
    »Die habe ich den Hirten versprochen!« Er stopfte die Geldkatze des Prinzen wieder in Geruns kleines Handbündel, das sie sich an den Gürtel gebunden hatte. Für einen Moment hielt er inne und sah ihr ins Gesicht. Sie wich seinem Blick aus.
    Widerstandlos ließ sich Gerun von Nadif auf die Füße ziehen. Er wickelte den Stoff des Lakens sorgsam wieder um ihr Gesicht. Sanft. Zärtlich. Gerun weinte nicht. Nein, Nadif sollte nicht sehen, welche Qualen sie durchlitt. Er würde es nicht verstehen.

29.Kapitel: Neue Gefahr
     
    Die Hirten waren tatsächlich schon nach der schlimmsten Mittagshitze aufgebrochen. Gerun war kaum Zeit geblieben, einen harten Kanten Brot zu essen und von dem frischen Quellwasser zu trinken.
    »Ich wünsche dir gute Zeiten!«, hatte Nadif ihr zugeflüstert, als er sie auf das Pferd gehoben hatte. Gerun war stumm geblieben. Sie konnte noch immer nicht deuten, was ihr da eigentlich die Kehle zuschnürte: Wut darüber, von Nadif weggeschickt zu werden oder der grenzenlose Schmerz über seine Gewissheit, in der Wüste den Tod zu finden. Bei allen bösen Geistern der Unterwelt, dann hätte sie ihn auch gleich am Fieber sterben lassen können! Dann wäre ihr wenigstens ein Grab am Wegesrand geblieben, an dem sie hätte trauern können!
    Nicht einmal einen letzten Kuss hatte er ihr geschenkt. Kaum hatte sie auf dem Pferd gesessen, hatte er dem Pferd einen heftigen Klaps auf das Hinterteil versetzt und sich rasch abgewandt, als könne er ihren Anblick nicht mehr ertragen.
    Nun trottete der alte müde Gaul, der schließlich auch nicht viel Zeit zur Rast an der Quelle der Feste gehabt hatte, hinter den beiden struppigen Ponys und den quirligen Ziegen einher. Die kleine Karawane kam nur sehr langsam vorwärts. Einer der Hirten zerrte an einem Strick, der um die gefährlich spitzen Hörner des Tieres gewunden war, einen Bock hinter sich her, der mit dieser Behandlung nicht recht einverstanden war und sich dementsprechend verhielt. Offenbar war dies das Leittier der kleinen Herde, denn die anderen Ziegen folgten ihm - einmal mehr, einmal weniger. Oft drosselten die Hirten das doch schon recht geruhsame Tempo, um den Ziegen, die entlang des für Gerun nicht ersichtlichen Weges an dürren Halmen knabberten, das Aufschließen zur Herde zu ermöglichen.
    In höchstens zwei Tagen, so hatte Nadif behauptet, würde Gerun die Siedlung Haraffin erreichen. Daran glaubte Gerun bei diesem gemächlichen Gezuckel längst nicht mehr. Als die Sonne den Horizont berührte, meinte sie sogar in der Ferne wie ein vergessenes Kinderspielzeug inmitten der Ebene hinter sich noch den Klotz der Grenzfeste ausmachen zu können. Weit konnten sie also nicht gekommen sein, als die Hirten beschlossen, ihr Nachtlager aufzuschlagen.
    Die beiden Männer stiegen von den

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