Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)
können. Sie wagte kaum zu atmen und hielt ihre Augen fest geschlossen.
»Wie stellst du dir das vor? Sollen wir uns um sie schlagen?«
»Das ist ein fremdes Weib nicht wert! Warum teilen wir uns die Frau nicht einfach, wie wir uns nun schon seit Jahren die Jurte teilen!«
»Ha! Eine Frau teilen! Das gibt nur Ärger! Wenn uns nun gleichzeitig der Schwanz juckt! Was dann? Soll einer von uns dann zusehen und es sich selbst besorgen?«
»So ein Weib hat doch zwei Löcher! Wir könnten Halme ziehen, wer von vorn und wer von hinten kommt!«
Zu Geruns Entsetzen prusteten die beiden Hirten lauthals los. Die eben geäußerte Szenerie erheiterte sie offensichtlich maßlos.
»Lass' es uns gleich ausprobieren! Aber das mit den Halmen kannst du vergessen! Ich bin der Ältere, ich darf aussuchen!« Die tiefere Stimme hatte sich als erstes wieder gefasst. Gerun kniff verzweifelt die Lider zusammen. Sie hörte überdeutlich das Rascheln der langen Gewänder der Hirten. Wahrscheinlich streiften die Männer ihre Kleidung ab. Nein, das wollte sie nicht sehen! Und sie wollte sich auch nicht vorstellen, was die Hirten jetzt vorhatten!
Schon packten eisenharte Finger ihre Handgelenke und zerrten sie auseinander. Gerun kreischte unwillkürlich auf und strampelte mit den Beinen. Doch das nutzte ihr nicht viel, schon hatte der zweite der Männer seine Knie zwischen ihre Beine geschoben und zerrte ihren Rock nach oben. Er krallte seine Hand in ihr Schamhaar.
»Hör' auf zu zappeln, blödes Ding. sonst reiße ich dir jedes Haar einzeln aus!«
Das Feuer glimmte nur noch und gab kein Licht mehr ab, so sah Gerun nur zwei dunkle Schemen im Gegenlicht des Mondes, zwei Schemen, die sich an ihrem Leib zu schaffen machten, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Der Hirte, der ihre Hände gepackt hatte, kniete mittlerweile auf ihren Unterarmen und riss ihr das Kleid über der Brust auf.
»Schau' nur, die schönen Äpfelchen!«, murmelte er und legte seine schweißnassen Hände auf Geruns Brüste. Sein Penis wippte steif vor ihrem Gesicht. Gerun würgte und bäumte sich auf, der Kerl stank schlimmer als der Ziegenbock.
Der Ältere zwischen Geruns Beinen schob derweil seine Finger derb in ihre Scham. Gerun schrie vor Schmerz auf und glaubte im nächsten Moment, doppelt zu sehen. Hinter der Silhouette des Hirten war ein weiterer Schatten aufgetaucht, groß und bedrohlich.
Die Hand zwischen ihren Beinen wurde schlaff. Der Mann gab ein leises Ächzen von sich, dann kippte er langsam nach vorn, auf Gerun zu, und störte seinen Kumpan beim Kneten von Geruns Brüsten, indem sein Kopf auf dem Busen der Frau landete. Gerun sah, dass aus dem Schleier, den der Hirte nicht einmal jetzt abgelegt hatte, ein Schwall Blut hervordrang und ihre Haut besudelte. Seine aufgeschlitzte Kehle unter dem Stoff gähnte wie ein dunkler Mund, aus dem sich ein klebriger Born über sie ergoss.
»Verdammt, was soll das!« Der jüngere der Hirten sprang auf und sah sich einer schattengleichen Gestalt gegenüber. Mondlicht funkelte auf der blanken Klinge eines Jagdmessers. Noch bevor er sich besinnen konnte, fuhr die Klinge auf ihn zu und traf ihn unterhalb des Rippenbogens. Der schweigsame Kämpfer machte nicht den Fehler, nach dem Herzen des Mannes zu stoßen und zu riskieren, mit dem Messer an einer Rippe abzugleiten. Die Schneide drang tief in den Leib des Hirten und wurde von dem Angreifer nicht etwa zurückgezogen, sondern kräftig zur Seite gedrückt. Erst dann riss der Schatten das Messer wieder an sich und stieß den Hirten kräftig nach hinten, sonst wären die Darmschlingen, die jetzt in einem Regen aus Blut und noch viel Üblerem aus der Wunde quollen, auf Geruns Gesicht gefallen. Der derart Verstümmelte wälzte sich mit unmenschlichem Geheul auf dem Boden.
Noch immer lag der schwere Körper des älteren Hirten auf Gerun und raubte ihr den Atem. Doch plötzlich wurde auch diese Last von ihr heruntergewälzt. Der dunkle Schatten stand jetzt genau über ihr. Gerun schloss ihre Augen wieder. Sie verspürte keine Angst mehr, sondern sogar eine gewisse Erleichterung. Der Tod mochte ruhig kommen, das konnte sie nicht ändern. Aber es gab keinen Grund, ihm auch noch bei seinem Handwerk in die Augen zu sehen.
»Es tut mir leid, Gerun!«, sagte der Tod. Er strich sanft über ihre Wange.
Gerun brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass der Schatten, der sie von den Hirten befreit hatte, mit Nadifs Stimme sprach.
Das Geschrei des Hirten, dessen Leib
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