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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Pferden und bedeuteten Gerun, es ihnen gleich zu tun. Sie hatten bisher noch kein einziges Wort mit ihr gesprochen. Gerun ließ sich aus dem Sattel gleiten und unterdrückte ein Stöhnen. Es war nicht nur die wunde Haut ihrer Schenkel, die sie quälte, mittlerweile konnte sie jeden einzelnen Knochen ihres Körpers schmerzhaft spüren. Falls dieses Abenteuer je zu Ende gehen sollte, wollte sie Pferde nur noch als Gulasch oder Roulade in ihrer Nähe dulden, das hatte sie sich längst geschworen. Vorerst musste sie allerdings ihren vierbeinigen Begleiter als Freund in aller Not betrachten, deshalb tätschelte sie ihm sanft die Kruppe.
    Die Hirten beachteten Gerun nicht und fesselten ihren Ponys und dem Leitbock die Vorderfüße so eng, dass die Tiere zwar in winzigen Trippelschritten umhergehen und grasen, aber nicht davonlaufen konnten. Dann liefen sie mit gesenkten Köpfen kreuz und quer umher und sammelten etwas für Gerun nicht Erkenntliches vom Boden auf. Erst als die Männer damit ein kleines Feuer anzündeten, begriff Gerun, dass es sich um trockenen Dung handeln musste. Hier gab es schließlich keine Bäume, mit deren Holz man die Flammen hätte nähren können.
    Mit untergeschlagenen Beinen hockte sich Gerun gegenüber von den Hirten an die kleine Feuerstelle. Die Männer waren ihr unheimlich. Von ihren Gesichtern hatte sie bisher nur die Augen gesehen. Auch jetzt legten sie die schwarze Verhüllung nicht ab und schoben sich die dünnen Streifen Dörrfleisch unter dem Stoff hindurch zwischen die Lippen. Einer der Hirten stand auf, kam zu Gerun und reichte ihr auch ein Stück von dieser Wegzehrung. Er sagte kein Wort dabei, hielt ihr das Fleisch nur auffordernd vor die Augen. Sie wollte nicht unhöflich sein und nahm es.
    Weil die beiden Männer keine Anstalten machten, ihre Schleier abzulegen, beschloss Gerun, auch ihr Gesicht verhüllt zu lassen. Sie schob den Stoff nur soweit auseinander, dass sie sich das Fleisch in den Mund schieben konnte. Es kaute sich nicht nur wie Stroh, es schmeckte auch so. Gerun bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie irritierte, auf welche Weise die Hirten sie anstarrten. Obwohl es inzwischen fast völlig dunkel geworden war, fühlte Gerun die stechenden Blicke auf sich ruhen.
    Nach einer ganzen Weile gelang es ihr endlich, das fasrige Dörrfleisch zu schlucken. Über dem Horizont waren jetzt die Monde aufgegangen. Ihre Sicheln glänzten hier draußen nicht im gewohnten tröstenden Blau, sondern strahlten passend zu der unwirtlichen Umgebung ein grelles Weiß aus. Gerun wollte das Schweigen der Hirten nicht länger teilen und legte sich nieder. Natürlich, der Boden war hart, aber immerhin an dieser Stelle nicht steinig. Ihr Pferd schnaubte leise hinter ihr, vielleicht versuchte es, den Sand von den mageren Grasbüscheln zu pusten. Die junge Frau rollte sich zusammen und legte ihr Gesicht auf die flachen Hände. So war es gut. Diese Reise hatte Gerun bescheiden werden lassen. Ein weicher Strohsack und warme Decken, das war Luxus aus einer fernen, vergessenen Zeit. Zufrieden schloss sie die Augen.
    Sie wäre auch wirklich fast eingeschlafen, wenn die vermeintlich stummen Hirten nicht begonnen hätten, sich zu unterhalten. Gerun war auf einmal wieder hellwach. Die Männer sprachen einen merkwürdigen, aber durchaus verständlichen Dialekt. Und sie sprachen zweifelsohne über ihre Begleiterin.
    »Du hast doch nicht etwa wirklich vor, das Weib nach Haraffin zu bringen?« Der Mann gab sich nicht die geringste Mühe, leise zu sprechen. Es war ihm offenbar gleich, ob Gerun eingeschlafen war oder ob sie seine Worte hören und verstehen konnte.
    Eine tiefe Stimme antwortete ihm: »Bewahre! Ich bin doch nicht vom Irrsinnswurm befallen! Was bekommen wir, wenn wir sie nach Haraffin begleiten? Ein einziges Goldstück! Und wieviel Ziegen oder Pferde können wir gegen sie eintauschen, wenn wir sie mit zu den Jurten unseres Stammes nehmen?«
    »Sie ist sehr jung und wohlgestaltet. Zehn Ponys bestimmt!«
    »Mehr! Zwanzig Pferde können wir getrost verlangen! Es gibt viel zu wenig Weiber bei uns!«
    Für einen Moment herrschte Stille, dann sagte die hellere, jünger klingende Stimme fast kläglich: »Wem sagst du das! Haben wir doch selbst noch kein Weib gefunden! Können wir sie nicht einfach behalten?«
    Gerun widerstand dem Drang, aufzuspringen und davonzulaufen. Sie wäre sowieso nicht weit gekommen. Jeder der kräftigen Männer hätte sie mit zwei, drei Sätzen einholen

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