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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Lächeln. Es entging ihm, dass sich Gerun abwandte, um ihn nicht ansehen zu müssen.
    Sie griff nach der Kruke und bedeutete Nadif mit einer Geste, dass er sich setzen sollte. Gehorsam ließ er sich ins dürre Gras sinken.
    »Versprich mir, die Augen geschlossen zu halten, während ich den Verband löse!«
    »Schon wieder?« Nadif griff sich vielsagend zwischen die Beine. Gerun versetzte ihm einen leichten Schlag gegen den Oberarm.
    »Männer!«, fauchte sie und zupfte das Ende der Binde lose. Kaum eine Handbreit des Gewebes ließ sich lösen, der Stoff war im Grind festgebacken. Das schmerzhafte Ziehen signalisierte Nadif, dass es jetzt wohl doch besser war, die Lider zu senken.
    Gerun verdünnte den Branntwein mit Wasser und betupfte die Binden. Die Prozedur dauerte lange an, nur Stück für Stück konnte Gerun den Verband von der verkrusteten Wunde lösen. Hier und da kam auch eine Made zum Vorschein, weiße durchscheinende Dinger, die sich empört wanden, wenn Gerun sie mit spitzen Fingern packte und weit fort schleuderte. Erstaunt sah Gerun, dass die Fliegenlarven ganze Arbeit geleistet hatten. Von totem, faulenden Fleisch war nichts mehr zu sehen. Eine zarte, hauchdünne Haut überspannte Nadifs Wangenknochen.
    »»Es heilt!«, wisperte Gerun. Sie wollte Nadif nicht sagen, wie sehr sie sein Anblick erschreckte, nun, nachdem sie den Verband gelöst hatte. Sein halbes Gesicht war zu einer Art Totenmaske geworden, über dem blanken Wangenknochen lag eine in Rot und Weiß changierende Haut. Gerun brauchte keine Hellseherin zu sein, um zu wissen, dass sich auf dieser Haut schon bald hässlich wuchernde Wülste bilden würden.
    »Wir sollten ein paar Stunden schlafen, Gerun! Wer weiß schon, was uns morgen erwartet!«, hörte sie Nadif sagen. Er hatte seine Augen noch immer nicht wieder geöffnet, als könnte er auf diese Weise die Schrecken ausschließen, die bald auf ihn warten mochten.
    »Das sollten wir wirklich. Schlafen.«, seufzte Gerun und legte ihre Hand auf seine heile Wange. Wusste er, wie müde sie war? Sie war eingeschlafen, kaum dass Nadif seine Arme um sie gelegt und ihren Kopf an seine Schulter gezogen hatte.

28.Kapitel: Am Rande der Wüste
     
    Das Land wurde immer karger. Mittlerweile bedeckte nur noch ein Gemisch aus borstigem gelben Gras und Flechten den Boden. Es gab schon ausgedehnte Landstriche, auf denen gar nichts mehr wuchs. Nadif hatte in den Satteltaschen ein fadenscheiniges, aber sauberes Laken gefunden, das er zu Geruns Erstaunen zerrissen und am Morgen dazu benutzt hatte, ihre Köpfe einzuhüllen. Mittlerweile wusste die junge Frau, warum er das getan hatte. Der Wind trieb ständig feine Staubschleier vor sich her. Gerun war froh, dass ihr Mund und ihre Nase durch den Stoff vor den kleinen scharfen Sandkörnern geschützt war. Schlimm genug, dass ihre Augen mittlerweile brannten und sie alles ringsum nur wie unter einem Tränenschleier wahrnahm.
    Sie erreichten die Grenzfeste am späten Nachmittag, und die Luft über der vor ihnen liegenden Ebene flirrte unter der erbarmungslosen Sonne, sodass es aussah, als wolle sich der Boden in eine heiße, wabernde Masse auflösen. Der Horizont war längst verschwunden, Himmel und Land verschmolzen im Irgendwo zu einem weißglühendem Nichts. Was auch immer sich Gerun unter dem Vorposten des Königs am Rande der Wüste vorgestellt hatte, der Anblick war enttäuschend. Die Feste war nichts anderes als ein düsterer, aus dicken Steinquadern gemauerter Würfel. Es gab keine Fenster in diesen Mauern, nur ein mit Eisenbändern beschlagenes Bohlentor. Oben auf den Wehrgängen war keine Bewegung zu sehen. Die beiden Wachen vor dem verschlossenen Tor lehnten gelangweilt an der Mauer und machten keinerlei Anstalten, sich zu bewegen, als Nadif und Gerun auf sie zugeritten kamen.
    Nadif schwang sich vom Pferd und hob grüßend eine Hand. Die beiden Soldaten starrten ihn schläfrig an.
    »Ich weiß, dass es im Inneren der Feste einen guten Brunnen gibt. Bitte lasst uns die Pferde tränken und unsere Wasserschläuche auffüllen!«, sagte Nadif höflich und wickelte sich den Stoffstreifen von seinem zerstörten Gesicht. Die Reisigen hatten Mühe, ihr Erschrecken zu verbergen. Zumindest waren sie jetzt hellwach.
    »Er weiß meiner Meinung nach zuviel!« Einer der Männer fasste sich und stieß sich von der Mauer ab. Er senkte seine Hellebarde, bis deren Spitze auf Nadifs Brust zielte. Der andere Wächter kicherte heiser.
    »Was die Leute heutzutage alles

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