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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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räumen das hier weg und geben den Vorfall dem Stadtschreiber zu Protokoll!«
    »Danke! Ihr lasst euch diesen Abend die doppelte Ration Maulbeerwein geben!«, gab sich Anadid jovial. Wie angenehm, wenn man das Beseitigen von Abfall anderen überlassen konnte!

34.Kapitel: Eingekerkert
     
    Waja baute sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor den fünf Waffenknechten auf, die soeben die Tür zum Harem in Avids Palast aufgerissen hatten. La’ad fuchtelte hinter ihrem Rücken mit seinem Speer, was dem Anführer der Soldaten ein verächtliches Grinsen entlockte.
    »Hohe Frau, bitte sagt dem närrischen Greis, er soll den Spieß beiseite legen, sonst verletzt er sich noch selbst!«
    »Wie könnt ihr es wagen, den Harem des Prinzen Avid zu betreten!«, zischte Waja erbost. »Für dieses Sakrileg könnte ich euch vor den Basilisken werfen lassen!«
    »Hohe Frau, wir sind nicht in Eure Räume eingedrungen! Seht Ihr, die Spitzen meiner Stiefel berühren nicht einmal die Türschwelle! Wir haben Befehl von Prinz Anadid, die neue Sklavin in den Sultanspalast zu bringen. Schickt uns die Frau heraus, und wir verlassen auf der Stelle dieses Haus!«
    »Janica? Sie ist Avids Braut! Warum sollt ihr sie zu meinem Bruder bringen?« Misstrauisch musterte Waja den Reisigen von oben bis unten. Es war ihr rätselhaft, warum Werid Gur Waradem seine Wachen wie zu Zeiten seines Großvaters in diese altmodischen und unpraktischen Pluderhosen kleidete. Der Säbel, der zu ihrer Bewaffnung gehörte, verhedderte sich ständig in dem Wust aus rotem Stoff. Zumindest die ledernen Brustpanzer ließen die Krieger etwas martialischer wirken. Waja seufzte leise. Das Betrachten der Bekleidung dieser Männer sagte ihr nichts darüber aus, welche Intrige Anadid nun schon wieder plante. Es war traurig für ganz Wasserland, dass nun dieser hinterhältige junge Mann den Thron erben würde!
    »Ich gehe mit den Männern!«, Janica war hinter Waja getreten und berührte sie leicht an der Schulter. »Avid hat mich zu seiner Braut bestimmt, liebe Waja, aber heiraten wird er mich nun erst können, wenn wir uns dereinst in der Unterwelt wiedersehen werden!«
    Die alte Frau sah sie zweifelnd an.
    »Ich weiß nicht, ob ich das zulassen sollte! Mein Neffe Anadid hat zweifellos wieder eine Schurkerei im Sinn! Vielleicht will er dich für seinen eigenen Harem haben!«
    »Was wäre daran so schlimm?«
    Wie naiv die Kleine doch war! Waja traten unwillkürlich die Tränen in die Augen. Aber selbst ihr war klar, dass sie Janica nicht schützen konnte. Schweigend ließ sie es zu, dass Janica sie umarmte und auf beide Wangen küsste, bevor sie den Waffenknechten entgegentrat.
    »Wir können gehen!«, sagte Janica zu den Soldaten. Ihre Stimme zitterte ein bisschen. Sie sah so zart und verletzlich aus zwischen den Männern während sie, bewacht wie eine Verbrecherin, davonschritt. Wajas Blick verfolgte das goldene Leuchten ihres Haares, bis La’ad die Türflügel wieder schloss und seiner Herrin mit einem traurigen Kopfschütteln andeutete, dass sie im Moment nicht viel für das Mädchen tun konnte.
     
    Janica begann sich erst Sorgen zu machen, als die Reisigen sie nicht zum Haupteingang des Palastes und auch nicht in Richtung von Anadids eigenem Palast führten.
    »Wo bringt ihr mich hin?« Skeptisch beäugte sie die aus mächtigen Steinen gefügten Mauern. Nirgendwo waren Fenster zu sehen, dafür konnte sie einen Wehrgang und schmale Scharten erkennen, aus denen Angreifer auf dem von Bewuchs gesäuberten Vorplatz mit Pfeilen eingedeckt werden konnten. Eine ähnliche Befestigungsanlage schützte das Schloss ihres Vaters.
    »Das ist die Fluchtburg des Sultans und gleichzeitig Unterkunft für die Wachleute!«, beschied ihr der Anführer der kleinen Truppe milde. »Tut mir leid, meine Schöne, aber wir müssen dich hier unterbringen, bis Prinz Anadid oder der Sultan entschieden haben, was mit dir passieren soll. Unsere Gästezimmer sind freilich etwas unbequem!«
    Einer der Soldaten stieß ein Geräusch aus, das verteufelt an ein unterdrücktes Lachen erinnerte. Janica fühlte sich mittlerweile mehr als unbehaglich, zumal vor ihr jetzt ein schweres, zweiflügeliges Portal auftauchte. Die dicken Holzbohlen waren sogar mit Eisenplatten beschlagen worden. Knarrend öffnete sich das Tor wie von Geisterhand. Janica blieb abrupt stehen, sodass einer der Waffenknechte auf ihren Rücken prallte. Erbost sah sie sich nach dem Tölpel um.
    »Ich will jetzt zum Sultan gebracht werden!

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