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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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den Führer der Eskorte mit vier von seinen Leuten zurückgeschickt. Ihr Befehl war eindeutig: Die junge Sklavin aus Avids Harem musste im sichersten Kerker des Sultans festgesetzt werden. Sofort!
    Die Soldaten hinterfragten solcherlei Anweisungen natürlich nicht, sondern schwangen sich auf ihre Pferde und verließen den Handelshof. Anadid bemerkte voller Genugtuung, dass er auf diese Weise auch den wachsamen Augen Inareds entkommen war. Er ging nicht zurück in die Halle, wo der Ratgeber auf ihn wartete, sondern spazierte in aller Seelenruhe hinaus in die Gassen Nurripurs.
    Die Straßen waren menschenleer, wer Füße hatte und gehen konnte, war auf dem Hafenplatz, um zu sehen, was das Meer von der Brigantine freigab. Anadid war dies sehr recht. Er hatte eine – ziemlich vage gehaltene - Verabredung, wobei er hoffte, dass die Detonation auf der Windjäger und die unberechenbaren Strömungen zwischen den Klippen dieses Treffen ad absurdum führten.
    Die Hoffnung des Prinzen erfüllte sich nicht. In einer schmalen Gasse, gesäumt von ärmlichen Tagelöhnerhütten, hörte er ein leises Räuspern hinter sich. Anadid blieb stehen, umfasste das Heft seines Dolches und drehte sich langsam um. Zu seinem Leidwesen sah er einen beleibten Matrosen mit kahlgeschorenem Schädel vor sich. Der Mann grinste, was ein wenig grausig aussah, denn sein Gesicht war ein einziger Bluterguss, und machte vor dem Prinzen einen ungeschickten Kratzfuß.
    »Wie Ihr seht, Hoher Herr, habe ich Euren Auftrag erfüllt! Das Meer war nicht gnädig zu mir, es hat mich auf dem Weg zu meinem versteckten Nachen gegen einen Felsen geschleudert, aber es hat mich nicht verschlungen!«, sagte er mit sichtlichem Stolz in der Stimme, deutete auf sein Gesicht und streckte dann die offene Hand aus. Die Geste war eindeutig.
    »Avids Leiche wurde nicht gefunden!«, zischte Anadid mürrisch und nestelte seine Geldkatze los.
    »Mein Gebieter, das Schiff war bereits in der Tiefsee, als das Pulver hochging! Mehr, als die Flut jetzt schon gegen die Klippen getrieben hat, wird man von der Windjäger und der Besatzung nicht finden, die Meergeister haben alles hinab in den Abgrund gezogen!«
    Anadid nickte und reichte dem Mann die Börse. »Zähl’ ruhig nach! Ich will nicht, dass du später behauptest, ich hätte dich für deine Dienste nicht ausreichend bezahlt!«
    Die Goldstücke klimperten leise, als der Matrose den Geldbeutel an sich riss und ihn sogleich öffnete. Seine Augen leuchteten auf bei dem Anblick der Münzen.
    »Das ist mehr als genug, mein Prinz! Und wenn ihr wieder einmal meine Dienste benötigt …« Sein letztes Wort ging in einem erstickten Keuchen unter. Blut quoll aus seinem Mund. Doch der Schrei des Mannes blieb lautlos.
    Anadid lächelte zufrieden und zog mit einem kräftigen Ruck seinen Dolch noch etwas nach oben. Er hatte die Waffe geradewegs in den Leib des Attentäters gerammt und ihm nun auch noch den Magen zertrennt. Der Mann würde schnell, aber unter rasendem Schmerz verbluten. Der Prinz ließ die Klinge im Rumpf stecken und sprang einen Schritt zurück, damit ihn das Blut des Sterbenden nicht besudelte. Der Matrose sackte zu Boden und krümmte sich zuckend zusammen. Seine Hand umklammerte noch immer krampfhaft die Geldkatze des Prinzen.
    »Wie praktisch!«, murmelte Anadid und sah sich vorsichtig um. Kein Mensch war zu sehen. Der Prinz holte tief Luft und brüllte los: »Zu Hilfe! Ich werde beraubt! Hilfe!«
    Es waren zwei Soldaten seiner eigenen Wache, die schließlich hinzueilten. Bestürzt sahen sie ihren Schutzbefohlenen an einer Hüttenwand lehnen und seine blutverschmierten Hände in sichtlicher Verzweiflung von sich strecken.
    »Dieser Abschaum hat mir die Börse entrissen! Da habe ich zum Dolch gegriffen! Bei allen Göttern, ich wollte ihn doch nicht gleich töten!«
    »Hoher Prinz, Ihr solltet nicht allein durch die Straßen laufen! Kommt, ich bringe Euch zurück zum Handelshof, dort könnt Ihr Euch säubern und von dem Schreck erholen!« Einer der Soldaten schob ihm fürsorglich einen Arm um die Hüfte, um ihn zu stützen. Der andere Reisige stieß mit dem Fuß nach dem Toten.
    »Mausetot! Hat er verdient, der Lump! Da dürft Ihr Euch keine Gedanken machen, Herr! Der wäre sowieso ein Fall für den Basilisken gewesen!«
    Der Waffenknecht pflückte den Geldbeutel aus den verkrampften Fingern der Leiche, dann zog er den Doch heraus und wischte ihn an den Kleidern des Seemannes sauber.
    »Bitte, da sind Eure Sachen, Gebieter! Wir

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