Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)
nicht hatte nehmen lassen, höchstpersönlich die vermeintliche Zauberin aus dem Kerker abzuholen, in dem Janica nun seit drei Tagen schmorte.
Der Prinz saß am Schreibtisch des Kommandanten der Fluchtburg und musterte die junge Frau, die man zu ihm hereingestoßen hatte, mit sichtlichem Interesse. Ihr Haar klebte stumpf und strähnig am Kopf, das kostbare Gewand war völlig zerknittert und an einem Ärmel zerrissen.
»So, du sollst also eine Prinzessin sein? Du siehst nicht wie eine solche aus! Und du riechst auch etwas streng!«
»Wenn Ihr drei Nächte lang auf verfaultem Stroh schlafen müsstet, würdet Ihr auch nicht nach Rosen duften!«, zischte Janica. Der Soldat, der sie begleitet hatte, stieß ihr den Ellbogen in die Seite. Anadid hob die Hand.
»Lass’ sie!«, befahl er. »Die spitze Zunge wird ihr schon gelähmt werden, wenn sie erst auf dem Scheiterhaufen steht!«
Das Entsetzen, das sich bei seinen Worten auf Janicas Zügen abzeichnete, amüsierte ihn prächtig. Er machte eine Handbewegung zu dem Wächter hin: »Geh’ vor die Tür! Ich will mit der Zauberfrau allein reden!«
Er wartete den Moment, bis die schwere Tür auch wirklich ins Schloss gefallen war, dann stand er auf und trat zu Janica.
»Es ist Pech, Mädchen, du bist in eine Geschichte hineingeraten, die dich eigentlich nichts angeht! Wenn ich dich nicht gerade anderweitig brauchen würde, könntest du eine Bereicherung für meinen Harem sein!« Er griff nach dem Saum am Ausschnitt von Janicas Tunika und riss mit einem Ruck den Stoff auf. Beim Anblick von Janicas nackten Brüsten trat ein gieriges Glitzern in seine Augen.
Entsetzt wich sie zurück, stieß aber bald mit dem Rücken an den Schreibtisch. Noch nie hatte sie eine solche Angst verspürt, nicht einmal, als der Drache vor ihr sein Maul aufriss und sie damit gerechnet hatte, im nächsten Augenblick verschlungen zu werden. Und noch nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt, auch nicht, als man sie splitterfasernackt an diesen Pfahl gebunden hatte. Von diesem Anadid ging etwas unbeschreiblich Böses aus. Janicas Knie fühlten sich auf einmal sehr wabbelig an. Das fehlte noch, dass sie diesem Ungeheuer in Menschengestalt ihre Schwäche preisgab! Sie tastete nach Halt, fühlte das Holz des Möbelstücks unter ihren Fingern.
»Was erlaubt Ihr Euch, Prinz Anadid!«, fauchte sie und war froh, dass ihre Stimme dabei nicht kippte.
Er grinste nur abfällig und trat so nahe vor sie hin, dass die Spitzen ihrer Brüste sein Wams streiften, obwohl sie sich mühte, ihm auszuweichen, indem sie ihren Oberkörper weit nach hinten bog. Sie konnte nicht fort, Anadid hatte sein Knie zwischen ihre Beine geschoben, seine Hände stützte er jetzt links und rechts von ihr auf die Platte des Schreibtisches auf.
»Du hast die Wahl, meine Schöne! Wenn du mir zu Willen bist, verspreche ich dir einen raschen und schmerzlosen Tod!«
Janica spürte die Härte seines Geschlechts an ihrem Oberschenkel. Nunmehr, nach ihrer Nacht mit Avid, wusste sie, welche Gelüste einen Mann quälten, wenn sich dieser Körperteil derart regte. Ekel quoll in ihr auf, ein Gefühl, das sich umso mehr verstärkte, als der Prinz seinen Kopf neigte und eine ihrer Brustwarzen mit seinem Mund umschloss. Sie wand sich und versuchte ihn von sich zu stoßen. Der von Waffenübungen und Kämpfen gestählte Körper Anadids ließ ihre schwachen Fäuste abprallen. Und dann biss Anadid zu.
Sie schrie schockiert auf. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Für einen Moment verschwammen die Steinquader der Wände zu einem vagen schwarzgrauen Nichts. Als sich ihr Blick wieder klarte, sah sie geradewegs in das zufrieden lächelnde Gesicht Anadids. Er leckte sich Blut von den Lippen. Ihr Blut!
»Das war gut, meine Schöne, nicht wahr? Du hast ja keine Ahnung, was für wundervolle Sachen ich mit dir machen könnte!«, raunte er und ließ seine Zunge vorschnellen wie eine Schlange.
Janica spuckte ihm ins Gesicht.
Der Prinz erstarrte regelrecht. Dann trat er von Janica zurück, nicht ohne ein Stück der karmesinfarbenen Seide aus ihrem Gewand herauszureißen, mit dem er sich den Speichel von der Wange wischte.
»Wie du willst!«, sagte er eisig. »Wir werden dich bei lebendigem Leib verbrennen! Aber vorher werde ich dich persönlich foltern. Das macht mir noch mehr Spaß, als meinen Schwanz in dich hineinzustoßen, du Miststück! Leider besteht mein Vater auf einer Verhandlung, deshalb wirst du jetzt diesen Kittel dort anziehen.
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