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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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wahr?«
    La’ad nickte heftig und Inna schlang ihre dünnen Ärmchen um Wajas Hals und küsste sie auf die Wange. Erneut mogelten sich Tränen in Wajas Augen.

38.Kapitel: Unter den Augen des Basilisken
     
    »Wie könnt Ihr erlauben, dass dieses hilflose Kind allein in die Nacht hinausgeht, Hohe Frau?«, jammerte Nadana und zupfte an Innas Jacke herum. Waja hatte das Mädchen in einfache Dienstbotenkleidung gesteckt. Die feinen Seidenroben, die sie für Inna hatte fertigen lassen, als sie das Bettelkind in Avids Haushalt aufnahm, hätte sie in den Gassen der Stadt allzu auffällig wirken lassen.
    »Und die Jacke ist auch noch viel zu groß!«
    Inna fing Nadanas besorgte Hände ein. »Die Jacke ist genau richtig! Ich muss arm aussehen, verstehst du? Vermutlich falle ich unterwegs auch noch in irgendein Blumenbeet, dann bin ich auch so schön schmutzig wie ein Bettler!«
    Waja blickte mit verschränkten Armen auf die Szene. Auf ihrer Stirn hatten sich mehrere steile Falten gebildet und den Mund hatte sie so fest zusammengekniffen, dass ihre Lippen nurmehr schmale Striche in ihrem Gesicht waren.
    »Das gefällt mir nicht! Es muss eine andere Lösung geben!«, murmelte sie. Inna fuhr herum, als hätte ihr Äffchen sie ins Hinterteil gebissen.
    »Es gibt keine andere Lösung, Frau Waja! Soll Janica etwa brennen?«
    »Das will keiner von uns, Kindchen!«, sagte Waja sanft. »Aber wenn dir etwas passiert, werden wir uns das alle nie verzeihen können! Zumal ich nicht weiß, woher du die Zuversicht nimmst, das Haus von diesem Kajim zu finden!«
    »Ich bin zwar blind, aber nicht blöd! Natürlich werde ich mich nicht allein in einer fremden Umgebung zurechtfinden können! Aber ich habe noch immer Freunde in der Stadt!«
    »Freunde? Lumpenpack und Taschendiebe!« Nadana schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Ich glaube, in unserer Situation müssen wir über jeden Menschen froh sein, der uns wohlgesonnen ist und nicht aus Angst vor Anadid zum Verräter wird!« Waja drückte Inna die kleine Metallkapsel mit der Nachricht, die sie an die unbekannten Männer verfasst hatte, in die Hand. Diese Leute waren die einzige Hoffnung, die Janica noch hatte. Aber nachdem Waja von dem Sklavenhändler erfahren hatte, dass Kajim und Kana-Tu nicht einmal von der Insel stammten, war es unwahrscheinlich, dass es Rettung für die junge Sklavin geben konnte. Es waren nur noch zwei Tage bis zur Nacht der Vollmonde. Am Morgen danach sollte der Scheiterhaufen brennen.
    »Wenn Anadids Männer dich einfangen sollten, musst du diese Nachricht verschwinden lassen, Inna! Davon könnte dein Leben abhängen! Wenn du behauptest, du hättest dich verirrt, nimmt dir der Prinz das bestimmt ab, aber sollte er diese Kapsel bei dir finden ...«
    »Wirft er mich zu Janica auf den Scheiterhaufen, ich weiß! Aber die Wachen werden mir nicht zu nahe kommen!« Inna grinste verschlagen. »Ich werde mit dem Basilisken durch den Park gehen!«
    »Bei den Geistern der Unterwelt!«, ächzte Nadana und plumpste regelrecht auf die Polster des großen Diwans im Harem. Der Affe, eingesperrt in seinen Käfig neben dem Springbrunnen, keckerte begeistert.
    Waja lächelte jetzt endlich, auch wenn es ein wenig gequält wirkte. Sie legte ihre Hand auf den Kopf des Kindes.
    »La’ad bringt dich zum Tor, Inna! Danach bist du völlig auf dich allein gestellt! Wenn es einen Gott gibt, der dir besonders nahe ist, dann will ich zu ihm beten!«
    »Frau Waja, ich fürchte, zu diesem Gott habt Ihr noch nie Fürbitten gesandt – heute hilft uns nur der Schutzherr der Diebe und Taschenspieler!«
    »Wenn es hilft, knie ich sogar vor dem Herren der Unterwelt nieder!«, meinte Waja grimmig. »Viel Glück, Kind!«
    Inna neigte den Kopf und entzog sich so der alten Frau. Sie tastete nach La’ads Speer und hielt sich daran fest. Waja konnte noch immer nicht begreifen, wie es die Kleine fertigbrachte, zu erkennen, wer sich gerade in ihrer Nähe befand. La’ad war gerade erst zu dem Mädchen getreten. Beklommen sah die Schwester des Sultans zu, wie das Kind und der Eunuch zusammen die Gemächer des Harems verließen.
     
    Der Himmel war wolkenlos, und das blaue Leuchten der Monde machte aus dem Park ein geheimnisvolles Land. Inna sah dieses Spiel aus finsteren Schatten und lichtgefluteten Arealen nicht. Ihre Welt war eine ganz andere.
    »Siehst du etwas, La’ad?«, fragte sie den Eunuchen und hielt lauschend den Kopf schief. Der Eunuch machte ein Geräusch, das Verneinung ausdrückte. Inna

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