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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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wenn ich unversehrt zurück bei Frau Waja bin!«
    »Hä? Infantil?« Perk kratzte sich am Kopf. »Was bedeutet denn das schon wieder? Könnt ihr Weiber nie Klartext reden?«
    »Jetzt hat sie es dir aber gegeben, Perk!« Yoyo lachte schon wieder. »Klar, klingt nach Abenteuer! Machen wir! Wann willst du los, Inna?«
    »Auf der Stelle!« Inna wischte ihre Hände an Perks löchrigem Kaftan ab.
    »Hey, was machst du da, Blindfisch!«, fauchte er.
    »Ich bin da vorhin in etwas reingefallen!«, sagte sie liebenswürdig. »Gehen wir?« 

39.Kapitel: Diebe unter sich
     
    Die Morgendämmerung stieg über den Horizont und mischte das Nachtblau mit einem rotgoldenen Leuchten zu einer Farbenkaskade. Inna konnte dieses Schauspiel nicht wahrnehmen, und den beiden jungen Burschen war es reichlich egal, ob der Himmel seine Schönheit geradezu in Kübeln über sie kippte. Ihre knurrenden Mägen beschäftigten sie weitaus mehr. Sie hatten die Stadtgrenzen schon lange hinter sich gelassen und gingen nun im Gänsemarsch den Weg durch das Ödland entlang. Den Fahrspuren war anzusehen, dass sie selten genutzt wurden, mitunter hatte das harte Gras die Wagengeleise schon überwuchert. Hunderte von bunten Faltern stoben von den Disteln am Wegrand auf, wenn Yoyo vorbeilief. Hinten in seinen Gürtel hatte Inna ihre Hand eingehakt und trabte tapfer hinter ihm her. Der Junge rannte nicht, er schritt nur weit und kräftig aus, doch seine Beine waren deutlich länger als die des jüngeren Mädchens, und so musste sich Inna vollauf darauf konzentrieren mit ihm Schritt zu halten und nicht zu stolpern. Die Nachhut bildete Perk, der immerhin genug Kraft fand, während des Marsches fortlaufend zu maulen: »Hier wächst aber auch gar nichts Essbares! Nicht mal ein paar Maulbeeren kann man klauen! Ich werde Hungers sterben, bevor wir an diesem Haus ankommen! Was willst du überhaupt dort? Gibt es wenigstens etwas zu essen, wenn wir ankommen?«
    Gegen Mittag gabelte sich der Weg. Yoyo hielt inne. Erschöpft taumelte Inna ihm in den Rücken und fiel nur nicht zu Boden, weil er sich rasch umwandte und sie auffing.
    »Wir sollten kurz rasten!« Yoyo half Inna, sich auf ein Rasenstück zu setzen, das nicht von Disteln durchsetzt war. »Es kann nicht mehr weit sein. Hier teilt sich der Weg. Was sagtest du Inna, müssen wir nun nach links oder nach rechts gehen?«
    »Ist egal, wir werden sowieso verdursten!« Perk schnippte eine Grille von seinem Arm. Das Zirpen dieser Insekten lag wie ein gleichförmiger Gesang über der von der Sonnenglut ausgetrockneten Grassteppe.
    »Nach rechts!«, krächzte Inna heiser und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Sie musste Perk recht geben; auch sie wurde von unbändigem Durst gequält.
    »Dann geht es links zum Meer, nicht wahr?« Perks Gesicht nahm einen versonnenen Ausdruck an. »Warum gehen wir eigentlich nicht nach links? Wir könnten am Strand durch die Wellen laufen und ein kühles Bad nehmen! Oder vielleicht nimmt uns ein Fischer mit hinaus bis an die Klippen? Dann könnten wir draußen den Ewigen Ozean sehen, an dessen Horizont die Welt zu Ende ist!«
    »Ich glaube, du hast einen Sonnenstich!« Yoyo klopfte sich mit der flachen Hand vielsagend an die Stirn. »Inna, komm, du musst wieder aufstehen! Wir sollten weiterlaufen, bevor Perks Wahnsinn ansteckend wird!«
    Perk zog eine Grimasse, die schwer zu deuten war.
    »Wer schwärmt mir denn laufend die Ohren voll, wie wundervoll ein Leben am Meer wäre? Wer sammelt denn wie ein Besessener Kupferhälflinge in einer Kruke unter dem losen Mauerstein, um sich ein Boot kaufen zu können? Ein gewisser Yoyo, der in genau einhundertundzwölf Jahren genug Geld beisammen haben wird, um einen alten Fischerkahn zu erstehen!«
    Yoyo warf dem Freund einen vernichtenden Blick zu und half Inna schweigend wieder auf die Beine. Die kleine Karawane setzte sich erneut in Bewegung. Zu Innas Erleichterung hielt Perk endlich den Mund.
    Es war tatsächlich nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel. Wie eine Oase ragte das Bauwerk, umgeben von alten Bäumen, aus der kargen Ebene hervor. Es musste hier eine Wasserstelle geben, die die Pflanzen nährte, die dem Hof Schatten spendeten. Mehrere Gebäude umringten einen oder mehrere Innenhöfe und bildeten in Verbindung mit hohen Mauern ein durchaus wehrfähiges Karree.
    »Ein Adelssitz! Das hat uns gerade noch gefehlt! Die stecken doch alle mit Prinz Anadid unter einer Decke!« Perk schnaufte verächtlich. Selbst Yoyo verlangsamte seine

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