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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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– und Ihr mit ihm, Comtesse!«
    » Ihr seid betrunken, Konrad, und solltet besser zu Bett gehen«, entgegnete Mila scharf.
    » Niemand sieht …« Er brach ab und flüsterte: » Wenn Ihr wüsstet, was für ein guter Schütze ich bin, Comtesse, wenn Ihr das wüsstet!« Dann lachte er leise und erhob sich, was ihm offensichtlich nur unter Schwierigkeiten gelang. Er lachte wieder, murmelte noch einmal » Wenn Ihr wüsstet …« in die Nacht und wankte davon.
    Mila lauschte auf seinen schwankenden Gang. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Was hatte er gesagt? Er würde noch aufsteigen, wenn der Orden schon längst gefallen war? Er war betrunken, dennoch fand Mila, dass es wie eine finstere Drohung klang.

31 . Tag

    Die Nächte blieben kalt, und gegen Morgen zog oft dichter Nebel von den heißen Quellen über das Lager. Wenn der Nebel sich lichtete, stellten die Hauptleute jedes Mal fest, dass mit ihm schon wieder einige Krieger verschwunden waren. Rumi-Nahui ließ bald die Wachen verdoppeln, doch auch die Wachen verschwanden. Das Heer schmolz von Tag zu Tag dahin, ohne dass eine Schlacht ausgefochten wurde. Kemaq wurde oft in die Stadt geschickt, um Botschaften an Atahualpa zu übermitteln oder von ihm entgegenzunehmen, denn der Sapay Inka war zwar gefangen, galt aber immer noch als Herr über das Tawantinsuyu. Am neunten Tag seiner Gefangenschaft überbrachte einer seiner Diener einen seltsamen Befehl, und Kemaq war dabei, als Rumi-Nahui ihn entgegennahm: » Es gibt dort eine große Kammer, und Atahualpa Inka befiehlt, dass sie einmal ganz mit Gold gefüllt werden soll, sowie eine zweite, kleinere, die zweimal ganz mit Silber gefüllt werden soll. Die Spanier haben eingewilligt, ihn dann freizulassen und nicht zu töten, wie sie es sonst tun werden. Deshalb sollen von hier Botschaften in alle Städte gesandt werden, dass die Untertanen Atahualpas alles Gold und Silber nach Caxamalca schicken sollen.«
    Rumi-Nahui starrte den Boten unbewegt mit seinem steinernen Blick an. » Weiß der Sapay Inka, was die Fremden mit all dem Gold wollen?«
    » Nein, Herr, doch sie scheinen es sehr zu lieben. Haben sie doch noch den Toten den Schmuck geraubt und selbst die Ringe aus ihren Ohren gerissen«, erwiderte der Bote. » Es sind seltsame Menschen, und ich denke, sie müssen aus einem armen Land kommen.«
    Eine Weile dachte Rumi-Nahui nach, dann sagte er: » Kehre zurück und sage Atahualpa Inka, dass wir seinem Befehl gehorchen werden, und er soll sich nicht beunruhigen, wenn er morgen zu den Hügeln blickt.« Der Diener bat um eine Erklärung, aber Rumi-Nahui gab ihm keine.
    Als der Diener nach Caxamalca zurückgekehrt war, ließ der Feldherr seine Hauptleute zusammenrufen. Das Lager bot einen von Tag zu Tag traurigeren Anblick. Die Krieger waren verzweifelt und hatten jeden Mut verloren. Viele Hauptmänner, Priester und andere Würdenträger waren mit dem Sapay Inka in die Stadt gezogen und nicht zurückgekehrt, und Kemaq hatte das Gefühl, dass es jeden Tag mehr wurden, die sich heimlich davonmachten. Auch er selbst dachte jeden Tag aufs Neue darüber nach. Was sollte er hier noch tun? Der Inka war gefangen, und Pitumi hatte vielleicht Recht – Pachakuti war gekommen. Ihm ging nicht aus dem Kopf, dass Melap, der ebenfalls nicht aus Caxamalca zurückgekehrt war, ihn bis zuletzt gedrängt hatte, nach Tanyamarka zu gehen, wo er angeblich gebraucht wurde. Und Tanyamarka war die Stadt seines Volkes. Aber er brachte es nicht über sich, aufzubrechen, solange er nicht Klarheit über das Schicksal seines Bruders Qupay hatte.
    » Unsere Zahl wird von Tag zu Tag geringer, und die Krieger, die noch bei uns sind, würden ihre Waffen doch auch am liebsten wegwerfen und nach Hause laufen«, begann der Feldherr, als die Hauptleute versammelt waren. Niemand widersprach. » Die Untätigkeit tut ihnen nicht gut, und deshalb habe ich beschlossen, das zu ändern. Heute Nacht werden wir das Lager in aller Stille abbrechen.«
    » Hat der Sapay Inka das befohlen?«, fragte einer der Hauptleute.
    Rumi-Nahui warf ihm einen finsteren Blick zu. » Nein, wie sollte er? Er weiß doch nicht, wie verzweifelt wir sind. Ich habe das entschieden, denn Atahualpa Inka gab mir den Befehl über das Heer, und ich muss sehen, was am besten für uns und das Reich ist.« »Doch wohin sollen wir gehen?«, fragte ein anderer Hauptmann. » Das Heer ist immer noch groß, und nicht viele Städte können so viele Krieger über einen längeren Zeitraum nähren.«
    »

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