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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Deshalb werde ich es in drei Teile aufteilen. Die größte Schar marschiert bis nach Cuzco, denn ich denke, früher oder später werden die Fremden in diese Stadt gehen, und vielleicht erlaubt Atahualpa Inka uns dann, sie zu verteidigen«, erklärte der Feldherr.
    » Er hat nie viel Liebe für diese Stadt empfunden, die doch seinem Bruder treu war, Herr«, warf einer der Hauptleute ein.
    Rumi-Nahui warf ihm einen Blick zu, der den Mann erbleichen ließ, und fuhr fort: » Die zweite Schar wird nach Huamachuco gehen, um den Weg nach Süden schon vorher zu sperren, denn ich will nicht, dass die Fremden denken, sie könnten gehen, wohin sie wollen.« »Und wenn Atahualpa uns befiehlt, die Stadt zu räumen?«, fragte einer.
    » Werden wir gehorchen, doch ich hoffe, er befiehlt es nicht.«
    » Dies waren zwei Scharen, doch wohin geht die dritte, großer Rumi-Nahui?«, fragte ein älterer Hauptmann.
    » Die dritte Abteilung werde ich selbst führen. Wir gehen nach Osten. Es gibt alte Festungen dort in den Anden und halb vergessene Städte. Falls der Sapay Inka uns eines Tages erlauben sollte, gegen die Fremden zu kämpfen, werden wir ihnen von dort in die Flanke fallen.«
    » Dein Vorhaben scheint mir gut durchdacht, Rumi-Nahui«, sagte der ältere Hauptmann. » Es war von Atahualpa wohl getan, dir die Krieger anzuvertrauen. Doch sage uns, wo werden wir dich finden, wenn wir deinen Rat brauchen?«
    » Ich werde es Euch wissen lassen. Vermutlich werde ich mit meinen Kriegern in eines der vielen Seitentäler ziehen, wo uns die Fremden nicht finden werden. Doch zunächst gehe ich nach Tanyamarka.«
    » Ich habe diese Kammer ausgemessen«, sagte der Tressler, » sie ist zweiundzwanzig Fuß lang, siebzehn Fuß breit und neun Fuß hoch, und der Inka hat angeboten, sie bis oben hin mit Gold zu füllen.«
    » Ihr habt es bereits erwähnt, Tassilo«, sagte der Hochmeister. Mila fand, er klang müde, während dem Tressler anzuhören war, wie sehr ihn der Gedanke an das viele Gold faszinierte.
    » Essen kann man es nicht«, warf Nabu mürrisch ein.
    Sie hatten sich auf der Festungsmauer versammelt. Aus der Stadt klang das Getrappel von Pferdehufen. Die Spanier schickten wohl eine ihrer Patrouillen aus. Sie schickten Reiter – keine Drachen. Mila seufzte – das Verhältnis zu den Konquistadoren war nach der Schlacht auf einen Tiefpunkt gesunken. Francisco Pizarro war der Meinung, dass der Orden, da er nichts zum Sieg beigetragen habe, auch kein Recht mehr hatte, sich in die Angelegenheiten der Conquista einzumischen. Der Hochmeister wurde nicht einmal eingeladen, wenn sie allabendlich mit Atahualpa speisten. Zu Milas Entsetzen war nun ausgerechnet Konrad von Wolfegg eine Mittlerrolle zugekommen. Der Hochmeister hatte seine Teilnahme an der Schlacht ausdrücklich missbilligt, kam aber dann nicht umhin, seine Dienste in Anspruch zu nehmen, da er erfahren musste, was bei den Spaniern vorging. Konrad erwies sich dabei als recht erfolgreich, was Mila mehr auf Verschlagenheit denn auf diplomatisches Geschick zurückführte, und machte sich nach und nach unentbehrlich. Konrad arrangierte schließlich ein Treffen des Hochmeisters und des Tresslers mit den Pizarros, und der Orden und die Konquistadoren kamen überein, die Zusammenarbeit zu erneuern. Dies hatte allerdings einen Preis: Der Hochmeister gab dem Drängen der Wolfeggs und des Tresslers nach und erklärte sich widerwillig bereit, Konrad von Wolfegg zum Ritter des Ordens zu schlagen, und auch Milas Einwände, die ihm von ihrem Gespräch mit dem betrunkenen Konrad berichtet hatte, konnten es nicht verhindern. Sollte also nun ausgerechnet Konrad, der doch gesagt hatte, dass der Drachenorden untergehen werde, doch noch Ritter dieses Ordens werden?
    Mila hatte versucht, unauffällig in Erfahrung zu bringen, was Konrad den Pizarros erzählt hatte, um das Treffen herbeizuführen. Sie erfuhr es schließlich von Ruiz, der sich mit einigen der Konquistadoren angefreundet hatte: » Er hat wohl gesagt, dass die Ritter hätten kämpfen wollen und es nur die Drachen gewesen sind, die sich weigerten.« Mila erzählte ihrem Onkel davon.
    » Das ist nicht gelogen«, verteidigte sich Konrad, als ihn der Hochmeister daraufhin zur Rede stellte.
    » Aber die Wahrheit ist es auch nicht«, erwiderte der Hochmeister. » Außerdem solltet Ihr doch wohl wissen, dass die Ritter und die Drachen dieses Ordens immer eins waren. Wir lassen keinen Keil zwischen uns treiben, von Euch nicht, und auch nicht von den

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