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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ich angreifen?«, fragte Mila und bemühte sich, einen entschlossenen Eindruck zu vermitteln.
    » Für dich habe ich eine besondere Aufgabe im Blick, Milena«, erklärte der Hochmeister, » und sie kann entscheidend für den Ausgang des Kampfes sein.«
    Kemaq hielt es nicht mehr aus. Er stand auf.
    » Wo willst du hin?«, fragte Pitumi überrascht.
    » Ich kann den Curaca nicht so hintergehen. Er soll wissen, wofür er kämpft.«
    Mit offenem Mund starrte ihn die Chachapoya an: » Bist du verrückt? Je weniger Leute von unserem Vorhaben wissen, desto besser. Es wissen ohnehin schon zu viele davon.«
    » Dann kommt es auf einen mehr oder weniger doch nicht an«, sagte Kemaq.
    Pitumi sprang auf und hielt ihn am Arm fest: » Bitte, Kemaq, das würde doch nichts ändern. Er kann die Fremden nicht vertreiben, ob die Krieger von Rumi-Nahui nun kommen oder nicht. Und du kannst ihm nicht vertrauen, denn er wird doch eher an das Wohl seiner Stadt als an deines denken.«
    » Dennoch, er ist von meinem Volk, und er hat das Recht zu erfahren, was hier vor sich geht«, sagte Kemaq und riss sich los.
    Er drehte sich nicht um, auch wenn Pitumi ihm noch zweimal nachrief. Er trabte durch die Stadt. Sie lag still und wirkte seltsam verlassen. Dreimal war der Donner der großen Waffe über die Mauern gerollt, dann war sie verstummt. Kemaq glaubte nicht, dass das ein gutes Zeichen war. Pitumi hatte vermutlich Recht, es war eigentlich besser, dem Curaca nicht alles zu erzählen, denn bald würden die Fremden die Stadt beherrschen, und sie durften nicht erfahren, dass es den Regenstein gab. Aber er konnte es einfach nicht über sich bringen, Tunkapu im Unklaren zu lassen. Seine Krieger kämpften in der Hoffnung, dass Rumi-Nahui bald kam. War es vielleicht besser, ihnen die falsche Hoffnung zu lassen? Kemaq wusste es nicht, und während er durch eine Stadt lief, in der sich alle Bewohner, die keine Krieger waren, in die Häuser verkrochen hatten, kam er zu dem Entschluss, diese Entscheidung Curaca Tunkapu selbst zu überlassen.
    Vor dem Palast erfuhr er, dass der Curaca an der Nordmauer zu finden war. Beißender Brandgeruch wehte aus dem Wald herüber. Das Feuer schien sich allmählich näher an die Stadt heranzufressen. Kurz darauf fand Kemaq den Gesuchten in der Nähe des Tores.
    » Ah, der Chaski. Mir scheint, du hast die Macht der Fremden übertrieben. Ihr Donnerrohr vermag nichts gegen die Mauer unserer Ahnen!«
    » Sie haben immer noch ihre Ankay Yayakuna, Herr«, gab Kemaq zu bedenken.
    » Und wir haben unsere Streitkolben und Speere!«, antwortete der Curaca stolz.
    » Ich habe dir etwas zu sagen, Herr«, sagte Kemaq.
    » Eine Botschaft von Rumi-Nahui?«, fragte Tunkapu. Einige seiner Krieger hörten ihn und wandten sich ihnen zu.
    » Wenn du so willst, Herr, doch ist sie nur für deine Ohren bestimmt«, erwiderte Kemaq.
    Dann, in einem ruhigen Winkel etwas abseits der anderen Männer, sagte er leise: » Er wird nicht kommen, Herr.«
    Der Curaca wurde blass. » Was meinst du? Und woher willst du das wissen?«, presste er hervor.
    » Er hat ein neues Ziel, Herr. Er wird die Berge überschreiten. Ich weiß es sicher.«
    Der Curaca sah ihn an. Sein Mund war eine schmale Linie geworden. » Die Berge überschreiten? Er will ins Land der Chachapoya?«
    » So ist es, Herr.«
    » Aber dort ist nichts, außer …« Er beendete den Satz nicht und sah Kemaq stattdessen lange an. Dann sagte er: » Dort liegen machtvolle Geheimnisse verborgen, sagen die Alten. Hat es damit zu tun, Chaski?«
    Kemaq zögerte, denn er wollte nicht zu viel verraten.
    Bevor er antworten konnte, sagte Tunkapu plötzlich: » Nein, es ist gut, mehr muss ich vorerst nicht wissen, Chaski.« Dann legte er Kemaq eine Hand auf den Arm. » Ich danke dir für deine Aufrichtigkeit. Ich dachte mir schon, dass diese Chachapoya-Zauberin nicht rein zufällig hierhergekommen ist. Aber was Rumi-Nahui betrifft – das sollten wir vorerst für uns behalten. Meine Männer brauchen diese Hoffnung, und ich will sie ihnen nicht nehmen.«
    » Was wirst du jetzt tun, Herr?«, fragte Kemaq. Er fühlte sich erleichtert. Es war richtig gewesen, dem Mann die Wahrheit zu sagen.
    Der Curaca antwortete nicht, sondern winkte einige Krieger heran. » Ihr da, bringt diesen Verräter in meinen Palast und sperrt ihn ein. Ich will später entscheiden, was wir mit ihm tun.«
    » Aber Herr!«, rief Kemaq.
    Der Curaca sah ihn nachdenklich an. » Ich schätze deine Ehrlichkeit, aber sie kommt zu spät. Und

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