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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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gesehen hatte. Es war doch ihre Angelegenheit. »Ja, ich bin sicher. Er hat mich nicht gesehen«, sagte sie fast ein bisschen trotzig.
    Emilia wechselte das Thema. »Was ist mit dir und Bodo, wenn ich fragen darf? Hat er dir schon Avancen gemacht?«
    Rosa sah ins Kaminfeuer. »Ich glaube, er würde gerne, aber Großvater hat ihm noch keine Erlaubnis gegeben, soviel ich weiß, zumindest.«
    »Warum stimmt Jakob dem nicht zu? Bodo ist eine gute Partie.«
    »Großvater findet mich zu jung. Er sagt, es hat noch Zeit.«
    »Wirklich? Jakob war selbst erst fünfundzwanzig, als er Walburga geheiratet hat. Und du? Würdest du gerne von Bodo gefragt werden?«
    Rosa blickte Emilia an. Sie war plötzlich froh, einen weiblichen Gesprächspartner zu haben. »Ich finde Bodo sehr nett. Ja, ich mag ihn wirklich. Aber bisher war alles gut, so wie es war. Ich bin glücklich mit Jakob in der Hütte.«
    Vor zwei Tagen hätte Rosa anders geantwortet. Insgeheim hatte sie sich schon über Großvater geärgert, weil er Bodo so lange hinhielt.
    »Hört sich an, als wenn du dir nicht sehr viel aus Bodo machst? Hast du noch gar nicht ans Heiraten gedacht, Rosa? Du bist eine wunderschöne Bärin, wahrscheinlich die Schönste im ganzen Dorf.«
    Rosa freute sich über das Kompliment, aber im Augenblick gingen ihr andere Gedanken durch den Kopf. »Und du, Emilia?«, versuchte sie das Thema umzulenken. »Was ist mit dir und Großvater? Es sieht doch jeder, dass ihr euch liebt.«
    Emilia senkte den Blick. »Jakob ist in Liebesdingen fürchterlich ungeschickt. Sogar ein bisschen verschroben. Er sagt, er ist für die Liebe zu alt. Ich glaube, er verbietet es sich selbst, weil er deine Großmutter sehr geliebt hat.«
    Rosa erstaunte die plötzliche Offenheit. »Kanntest du meine Großmutter?«
    »Natürlich kannte ich Walburga. Sie war wunderschön, hatte ein feinfühliges, angenehmes Wesen. Wir waren gut befreundet. Man konnte ihr Sachen anvertrauen, ohne dass bald das ganze Dorf Bescheid wusste. Geheimnisse waren bei ihr sicher aufgehoben. Alle Jungbärinnen waren in Jakob verliebt, aber er hatte nur Augen für Walburga und sie war die Einzige, die Jakob zu nehmen wusste.« Emilia schaute Rosa an. »Du hast viel von ihr.«
    Rosa traute sich plötzlich zu fragen, was ihr schon lange auf der Seele brannte. »Weißt du, wie sie gestorben ist?«
    Emilia zog die Augenbrauen hoch. »Weißt du es etwa nicht? Tumaros hat sie gefressen. Jakob musste mit ansehen, wie er sie mit einem Happen verschlang.«
    Rosa wurde kalt. »Ist das wahr?«, sagte sie leise. »Nein, das wusste ich nicht.«
    Dann schwiegen sie.
    So sah Jakob sie noch sitzen, als er heimkam. Bodo war nach Hause gegangen. Für heute hatten sie genug. Nur eine Sache wollte Jakob noch tun, als er sah, dass Emilia noch in seiner Hütte war.
    »Darf ich dich nach Hause begleiten, Emilia?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Emilia, die seinen gedämpften Ton völlig falsch verstand, antwortete: »Aber nein, das ist doch nicht nötig. Ich wohne doch nicht weit, ... ich meine in der gleichen Straße.« Nichts wünschte sie sich brennender, als mit Jakob durch die Nacht zu gehen.
    Jakob reichte Emilia seinen Arm. »Ich bringe dich trotzdem.«
    Sie hakte sich ein und die beiden verschwanden in der Nacht. Schweigend gingen sie nebeneinander her, jeder in Sorge, durch unbedachte Worte diesen zauberhaften Moment zu zerstören. Angekommen vor Emilias Hütte schenkten sie sich einen langen Blick. Mehr traute Jakob sich nicht. Mit einer kurzen Verbeugung wandte er sich zum Gehen. Nein, dafür war er wirklich zu alt.
    Rosa blieb allein in der Hütte vor dem Kaminfeuer sitzen.
Tumaros, du Scheusal!
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er ihre Großmutter verschlang, wie er Jakob das Herz brach, ihm das Liebste nahm, das er hatte. Sie schämte sich, dass sie so fasziniert von ihm war. Nein, sie würde ihn sich aus dem Kopf schlagen. Er war keinen Gedanken wert. Aber Rosa wusste nicht, dass ein Drache, wenn er einmal dein Herz berührt hat, ob im Guten oder Bösen, Spuren hinterlässt, die du nicht mehr löschen kannst.
    In der Drachenhöhle lag ein zufriedener Drache. Sein Plan war gut. Wie hatte er es genossen, zu sehen, wie sie weggelaufen sind. Und diese alberne Glocke.
Was sind es doch für erbärmliche Kreaturen, diese Bären,
dachte er.
Morgen fliege ich wieder und der Tag kommt, an dem ich Rosa in die Augen sehe, dann gehört sie mir.
Aber wenn er Rosa sah, verspürte er keine Lust zu töten und das war

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