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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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packte ihre Brote aus und überlegte, ob der Gedanke, ganz allein zu sein, jetzt gut oder schlecht war. Nein, sie wollte lieber keinem Wesen aus diesem Wald begegnen.
    Kaum gedacht, hörte sie ein leises Kichern neben sich. Kerzengerade sitzend schaute sie sich um. Hatte da jemand gelacht? Sie hörte es wieder, direkt neben sich. Auf einer Blüte saß ein kleines, menschenähnliches Wesen mit Flügeln und Blumenhut, ganz in Grün gekleidet mit Jacke, Hose und Schuhen. Es lachte wieder, als es sah, dass Rosa es entdeckt hatte.
    »Nanu, wer bist denn du? So ein Wesen habe ich noch nie gesehen.«
    Es flog Rosa vor die Nase. »Du kennst mich nicht? Ich bin ein Blumenelf. Viele von meinen Geschwistern leben in deinem Garten. Du hast uns noch nie gesehen?«
    Rosa staunte nicht schlecht. »Nein, noch nie.«
    »Das wundert mich nicht. Wir zeigen uns nicht gerne.«
    »Na dann bin ich ja entschuldigt. Und warum habe ich jetzt die Ehre, dich zu sehen?« Rosa streckte ihre Hand aus und der Blumenelf setzte sich darauf.
    »Du sahst so allein aus, und ich bin neugierig, was dich hierher treibt.«
    »Soso. Neugierig also? Hast du auch einen Namen?«
    Rosa war froh, mitten in diesem dunklen Wald auf ein freundliches Wesen zu treffen.
    Der Blumenelf flog auf Rosas Schulter. »Natürlich. Ich heiße Lobelius.« Er stellte sich hin und machte eine tiefe Verbeugung.
    Rosa musste lachen. »Du bist nett. Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?«
    »Im Finsterwald.«
    »Und wo im Finsterwald?«
    »Auf Eschagundes Versammlungsplatz.« Der Elf flog wieder auf die Blume.
    »Eschagunde? Ist das auch ein Elf?«
    Lobelius fing an zu lachen und lies sich auf den Rücken fallen.
    »Warum ist die Frage so lustig?«, fragte Rosa etwas gereizt.
    »Mir ist noch nie jemand begegnet, der Eschagunde nicht kennt. Sie ist die Königin, die Herrin, eine königliche Waldfee. Ihr gehört der Wald.«
    Rosa zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, der Wald gehört Tumaros?«
    Lobelius hörte auf zu lachen. »Nein, er gehört Eschagunde. Das Drachenungeheuer hat sich hier eingenistet. Aber der Tag wird kommen, an dem sie ihn wieder verjagen wird.« Der Elf flog wieder auf Rosas Schulter. »Verrätst du mir, was du hier machst?«
    »Ich bin weggelaufen, weil mein Großvater will, dass ich das Dorf verlasse. Aber ich will hier nicht weg.«
    Der Elf schaute ernst. »Jakob will, dass du gehst?«
    »Du kennst meinen Großvater?«
    »Natürlich, jeder auf dieser Seite des Berges kennt ihn.«
    Rosa holte tief Luft. Das war überraschend. »Jeder? Etwa auch Eschagunde?«
    Lobelius ließ sich wieder auf den Rücken fallen und lachte.
    »Das heißt, sie kennt ihn.« Die nächste Frage war viel spannender. »Und Jakob? Kennt er Eschagunde?«
    Lobelius setzte sich wieder hin. »Du bist lustig, Rosa. Kennst deinen eigenen Großvater nicht. Jakob und Eschagunde sind Freunde.«
    »Mein Großvater ist mit einer Waldfee befreundet?«
    Diesmal ließ Rosa sich auf den Rücken fallen. Deshalb wusste er so gut über den Drachen Bescheid. Vielleicht hatte er doch recht damit, dass sie das Dorf verlassen musste.
    »Wenn Jakob will, dass du gehst, dann solltest du auf ihn hören«, sagte Lobelius.
    Rosa sah plötzlich klar. Sie war in Gefahr. Sie würde wieder zurück zur Hütte gehen. »Wo ist Eschagunde jetzt?« Rosa blickte sich um. Keine Antwort, der Elf war verschwunden. Sie seufzte und legte sich wieder auf den Rücken, zu den Wolken schauend. Was für ein verrückter Tag. Ihr war, als hätte sie Jakob bisher nicht gekannt. Der nüchterne, ruppige Jakob war mit einer Waldfee befreundet und hatte ihr nie davon erzählt. Wer weiß, was sie noch alles nicht wusste? Bis vor einem Jahr war ihr Leben einfach und schön gewesen, wenn man von dem Abschied ihrer Eltern absieht. Sie erinnerte sich, wie sie Jakob hatte überreden müssen, hierbleiben zu dürfen. Jetzt verstand sie sein Zögern. Er wusste mehr über den Drachen, als man ahnen konnte.
    Tumaros‘ Zauber verlor seine Wirkung auf Eschagundes Versammlungsplatz. Ihr Entschluss stand fest. Doch plötzlich überkam sie eine große Müdigkeit. Ein wenig werde ich diesen Platz noch genießen, bevor ich nach Hause gehe, dachte sie, bevor sie einschlief, so tief wie schon lange nicht mehr. Lobelius ließ sich wieder sehen. Er holte einen kleinen Beutel unter seiner Jacke hervor, griff hinein und nahm eine Handvoll Sternenstaub heraus, flog einmal über Rosa hinweg und streute den Staub, einen kleinen Vers murmelnd, über sie.
Nur ein

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