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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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hier weg. Er ist dabei, dich zu verzaubern. Ich spüre das. Warum lehnst du seit einem Jahr Bodos Anträge ab? Du mochtest ihn doch!«
    »Und ich mag ihn noch immer. Du hast selbst gesagt, ich bin noch zu jung. Und überhaupt, was hat das mit Tumaros zu tun?«
    »Tumaros? Du nennst ihn beim Namen?« Jakob stand auf und blickte Rosa fest in die Augen. »Du weißt nicht, wie gefährlich er ist. Mein letztes Wort. Du gehst mit deinen Eltern.«
    Jakob verließ die Hütte.
    Rosa blieb allein zurück. Sie bebte vor Zorn. War sie etwa ein kleines Kind, das man einfach wegbefehlen konnte? Wie konnte Jakob so mit ihr reden?
Hier ist mein Zuhause. Und hier ist ... Tumaros.
Das hatte sie jetzt nicht wirklich gedacht, oder? Hatte Jakob recht und er hatte es auf sie abgesehen? War er dabei, sie zu verzaubern? Er würde ihr nichts tun! Tief in ihrem Herzen spürte sie das.
Nein, der Drache ist nicht so gefährlich, nicht für mich! Ich werde das Dorf nicht verlassen.
    Rosa stand auf. Jakob war es ernst, er würde sie wegschicken. Dann gab es nur eins. Sie musste sich eine Weile verstecken, bis die Eltern wieder fort waren. Am besten im Wald, da suchte sie niemand. Es schauderte ihr bei dem Gedanken, aber es half nichts.
    Entschlossen stand sie auf und suchte ein paar Sachen zusammen. Eine Wasserflasche, ein paar Brote, eine kleine Lampe und eine Decke. Das musste reichen. Sie stopfte alles in ihren Rucksack, verließ die Hütte und marschierte Richtung Wald.
Nein, jetzt nicht an die Gefahr denken!
    Der Mittelweg endete am Wald und verschwand als kleiner Pfad zwischen den Bäumen. Rosas Herz schlug höher, als sie die Zweige mit der Hand zur Seite schob und hinein ging. Mit einem zischenden Geräusch sausten sie zurück, als würde eine Tür ins Schloss fallen. Rosa zuckte. Sie stand im Halbdunkeln. Langsam wagte sie sich vor. Mit jedem Schritt tiefer hinein nahm das Licht ab. Rascheln und Knacken begleiteten sie, als würden die Waldbewohner unsichtbar Spalier stehen. Über dem Knacken lag eine Unheil verkündende Stille. Rosa drehte sich um. Der Eingang war nur noch als kleiner Lichtpunkt zu sehen. Jetzt hätte sie gerne Jakob bei sich gehabt. Nun gut, verlaufen konnte sie sich nicht. Es gab nur den einen Weg. Sie ging weiter und ihre Augen gewöhnten sich an das Dunkel. Viele Bäume waren bizarr gewachsen, krumm, mit Brüchen und vielen Verzweigungen. Das Unterholz war mal dicht bewachsen mit Farn oder dornigem Gestrüpp, und mal war es moosbedeckt. Je mehr sie sah, desto bewusster wurde ihr, wie schön der Wald trotz aller Dunkelheit war. Es schien eine geheime Ordnung zu geben, einen Waldwächter.
    Rosas Schritte hinterließen einen dumpfen Hall. Der Pfad wurde schmaler. Sträucher berührten ihre Arme. Zögernd blieb sie stehen. Wie weit sie gegangen war, wusste sie nicht mehr. Kein Tier war zu sehen, nur Rascheln von allen Seiten. Ob sie beobachtet wurde?
    »Ich bin ein Bär«, sprach sie sich Mut zu, »so schnell greift mich niemand an.«
    Ja, kein Wesen, das sie kannte. Aber was war mit all den Wesen, von dessen Existenz sie nichts wusste? Die das Dunkel liebten, vielleicht ungeahnte Kräfte hatten? Sie schaute über sich auf das fast undurchdringliche Blätterdach. Ein kleiner Vogel saß dort auf einem Zweig und schaute zu ihr herunter, verwundert über den seltenen Gast.
    Na also! Wo Vögel waren, war keine Gefahr. Ermutigt schritt sie weiter. Irgendwann musste doch ein Rastplatz kommen. Der enge Pfad erschwerte das Weiterkommen. Wie lange Rosa vorwärtsgestapft war, wusste sie nicht mehr. Tatsächlich war es etwa eine Stunde.
    Vor ihr erschien ein heller Punkt. Endlich! Das sah doch ganz nach einer Lichtung aus. Sie ging darauf zu und zwischen all den Bäumen war eine freie, runde Fläche, ziemlich groß sogar, umrundet von dicken, prächtigen Eschen. Der Boden war moosbewachsen, federnd weich. Rosa ging in die Mitte, schaute sich noch einmal um und breitete ihre Decke aus. Müde ließ sie sich darauf nieder. Der Sonnenschein war nach der langen Wanderung im Dunkeln Balsam für die hungrige Seele.
    Rosa legte sich auf den Rücken und folgte mit ihren Augen den Wolken. Hier fühlte sie sich sicher. Irgendein Zauber beschützte diesen Ort. Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf: Jakob, ihre Eltern, Tumaros. Die Sehnsucht, ihn zu sehen war stark in ihr. Den Gedanken, dass Jakob vielleicht recht hatte, schob sie beiseite. Sie würde erst mal hierbleiben. Dies schien ein gutes Versteck zu sein. Rosa setzte sich wieder auf,

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