Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
Vom Netzwerk:
und beobachtete die Bären. Als Rosa ihn einen Freund nannte, lächelte er. Aber er hatte noch keine Idee, wie er der kleinen Gruppe helfen sollte. Sie hatten die Drachenhöhle verlassen. Gerettet waren sie noch nicht. Seufzend schaute er auf seinen immer kleiner werdenden Vorrat an Sternenstaub.
    »Ich habe Hunger«, sagte Letizia und rieb sich die Augen. Sie war aus einem tiefen, traumlosen Schlaf erwacht.
    »Das trifft sich gut. Ich habe Brote.« Bodo wühlte in seinem Rucksack und zog seine Brotdose hervor. Letizia machte große Augen und biss hungrig hinein. Auch Ella und Emil erwachten und nahmen gierig die Brote. Bodo schnitt es ins Herz, als er Ellas verwundeten Rücken sah.
    »Ist nur schade, dass Bernhard kein Brot hat. Er mochte sie immer so gerne«, sagte Letizia mit vollem Mund.
    »Hoffentlich ist ihm nichts passiert«, antwortete Ella.
    Letizia schaute sie an. »Bernhard passiert nichts. Er schafft es. Das weiß ich genau.«
    Emil kam nach vorne geklettert. »Wie kommen wir jetzt weiter?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Gute Frage«, seufzte Bodo. »Ich befürchte, Rosa wird den Weg nicht laufen können.«
    Rosa nickte. »Du nimmst die Kinder und versuchst ins Dorf zu kommen. Ich bleibe hier. So oder so ist es aussichtslos. Wenn Tumaros uns sucht, wird er uns finden. Egal wo wir sind. Dann ist es besser, er findet mich zuerst. Vielleicht genügt ihm das und ich kann euch ein wenig Zeit verschaffen.«
    Bodo schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall lasse ich dich hier zurück.«
    »Nein, Mama«, jammerte Letizia, »du darfst nicht hierbleiben.«
    »Aber ich muss. Nur so habt ihr eine Chance.«
    »Wir gehen gemeinsam«, sagte Bodo mit fester Stimme. »Auch wenn auf ein Wunder zu hoffen, unsere einzige Chance ist.«
    »Lass uns eine Trage für Mama bauen. Darauf können wir sie ziehen«, schlug Ella vor.
    »Das ist eine gute Idee. Äste gibt es hier genug.« Bodo schaute sich um.
    »Nicht nur Äste, Bodo«, fuhr Ella fort. »Schau diese Schlingpflanzen dort unten. Wir können sie mit einem Stein flach klopfen und eine Matte daraus flechten. So hat Mama unsere Decken auch angefertigt.«
    Bodo nickte anerkennend. »Das klingt gut. Genauso machen wir es.«
    »Und wie wollt ihr mich durch den Wald tragen auf dieser Matte?«, fragte Rosa skeptisch.
    »Wir nehmen den Drachenweg«, antwortete Bodo, »anders geht es nicht. Wir nehmen den Drachenweg und hoffen auf ein Wunder. Wenn Tumaros uns überall findet, dann sollten wir den einfachsten Weg nehmen. Auch wenn ich dich durch jedes Gebüsch der Welt tragen würde, und hätte es noch so viele Dornen.«
    Rosa sagte nichts und drückte Bodos Hand. Dann wurde die kleine Schar eifrig. Emil kletterte mit Bodo den Abhang hinunter. Sie sammelten einige Zweige der Schlingpflanze und zwei große Äste für die Seiten. Gemeinsam klopften sie die Stängel flach. Es war mühsam. Bodo bewunderte Rosa um so mehr, die das oft für sich und ihre Kinder getan hatte. Letizia ging mit hinunter und sammelte Beeren für ihr Abendessen. Sie traute sich bis zum Bach und füllte ihre Wasserflaschen. Ängstlich schaute sie um sich, ob die Ungeheuer sich blicken ließen, deren Augen sie immer gesehen hatte. Aber es rührte sich nichts. Ella blieb bei Rosa, die so schnell eingeschlafen war, als hätte sie Jahre nicht geschlafen. Zum Abend war die Trage fertig. Tumaros war nicht aufgetaucht und sie verbrachten die Nacht auf dem Felsvorsprung. Bodo wachte über seine Familie.
    Mit dem ersten Sonnenstrahl kam Leben in die Gruppe und vorsichtig, Stück für Stück, kletterten sie den Felsen hinunter. Es war gar nicht so schwierig. Sie rutschten die längste Strecke und sogar Rosa schaffte es.
    Unten angekommen stellte Rosa sich hin und stützte sich auf ihren Stock. Sie atmete tief und tiefer. Die Luft war frisch und würzig. Kam man vom Dorf zum Drachenberg, fiel das Atmen schwer. Aber kam man aus dem Berg heraus, war die Luft frisch und leicht. Um sie herum standen verkohlte Baumstümpfe. Er hatte sie gesucht, ohne Zweifel. Ihr war, als trüge sie die Drachenhöhle im Herzen und könnte ihr niemals entrinnen. Umso mehr wollte sie diesen Moment der Freiheit genießen, auch wenn er nur eine Illusion war.
    Bodo legte die Hand auf ihre Schulter. »Komm, setze dich auf die Trage. Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit im Dorf sind.«
    Rosa nickte und legte sich auf die Trage. Ihren Stock behielt sie im Arm. Tumaros hatte ihnen ungewollt einen Pfad um

Weitere Kostenlose Bücher