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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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Drachenhöhle gelindert und schließlich geholfen hatte, dass die Kinder in die Schule durften. Sie verdankte ihm so viel, dem kleinen, albernen Lobelius. Rosa blickte zum Himmel und das Sternenlied kam ihr in den Sinn. Leise stimmte sie es an.
Möge es dich zum Himmel tragen, kleiner Freund, damit du dort ein neues Zuhause findest.
    Ella stellte sich neben Rosa. »Wer war die Blume, Mama?«
    »Sie war ein guter Freund.«
    »Wie kann eine Blume ein Freund sein?«
    »Eine Blume nicht, aber ein Blumenelf. Ich werde euch von ihm erzählen, wenn wir zu Hause sind. Ihr werdet staunen, was für einen guten Freund wir hatten.«
    Emil schaute sich die Blume genauer an. »Warum hast du uns nichts von ihm erzählt?«, fragte er Rosa.
    »Damit ihr ihn nicht versehentlich verratet.«
    Die Kinder schwiegen.
    Rosa drehte sich um und lächelte Bodo an. »Zum Glück war er nicht unser einziger Freund. Lass uns weitergehen. Es wird bald dunkel.« Sie nahm ihren Stock und lief ein paar Schritte Richtung Bärenweg. Die anderen folgten ihr. Sie blickten nach Osten und sahen Rauch vom Himmel aufsteigen. Schweigend sahen sie sich an.
    »Wollen wir trotzdem nach Mühlenau?«, fragte Rosa.
    »Wir müssen nach Hause«, antwortete Bodo. »Und wir haben nur dieses eine.«
    »Woher kommt der Rauch am Himmel?«, fragte Letizia.
    »Er kommt von deinem Vater«, sagte Rosa. »Er zündet unser Dorf an.«
    Sie gingen durch drückende Stille. Bodo wusste, wo Bärenverstecke waren und überlegte, auf welchem Weg er seine neue Familie dorthin bringen sollte. Mit jedem Schritt wurden die Befürchtungen größer, nicht mehr viel vorzufinden, wenn sie ins Dorf kamen. Ein neuer Gedanke schoss Bodo in den Kopf, der ihm bisher nicht gekommen war. Wie würde das Dorf reagieren, wenn er mit den Drachenbären dort auftauchte? Gerade nachdem sie angegriffen worden waren? Sie würden Rosa und den Kindern die Schuld geben und ihre Wut an ihnen auslassen. Was war, wenn die größte Gefahr noch vor ihnen lag?
    Dann sahen sie Tumaros zum zweiten Mal an diesem Tag. Er flog in großer Höhe über sie hinweg, donnerte auf seinen Drachenberg zu, als wollte jemand seinen Schatz stehlen.
    »Hat er es immer so eilig?«, fragte Bodo.
    »Nein, er hat es nie eilig.« Nachdenklich schaute Rosa ihm nach.
    Der Himmel begann, sich rot zu färben. Nicht mehr lange und sie würden im Stockdunkeln weitergehen müssen. Bodo trieb zur Eile an, aber die Schritte ließen sich nicht mehr beschleunigen. Die Kinder konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Mit normalem Tempo würden sie noch gut eine Stunde brauchen, aber auch dann hätten sie keine Chance mehr gehabt, der Dunkelheit zu entkommen. Die Dämmerung schritt weiter fort und nahm den letzten Lichtstrahl mit sich. Man konnte die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Unheimliche Geräusche drangen an ihre Ohren, Knurren, Fauchen, immer lauter werdendes Rascheln. Ella und Letizia jammerten leise vor sich hin.
    »Beachtet die Geräusche nicht«, sagte Rosa. »Sie wollen uns nur verwirren. Fasst eure Hände. Wenn wir auf dem Weg bleiben, passiert uns nichts. Ich bin hier schon einmal im Dunkeln gelaufen.«
    »Wirklich, Mama, wann denn?«, wollte Letizia wissen.
    »Bevor ich zu eurem Vater kam. Ich hatte damals ein kleines Licht.«
    »Wo ist das Licht jetzt?«
    Wie gerufen tauchte es plötzlich vor ihnen auf. Es schwirrte um Rosas Nase und setzte sich dann an die Spitze der Gruppe.
    »Seht ihr, da ist es. Wir brauchen ihm nur noch zu folgen.«
    »Und da soll einer sagen, der Wald trägt nur Böses in sich. Der hat keine Ahnung«, lachte Bodo.
    Mit ihrem Führer setzten sie ihren Marsch fort und erreichten das Ende des Bärenweges. Sie sahen nicht, wie Dukolius zum Abschied winkte. Seichtes Mondlicht erhellte den Mittelweg und Jakobs Hütte wurde sichtbar. Sie stand noch. Bodo atmete auf. Kein Bär war zu sehen. Gespenstische Stille empfing sie.
    Rosa erhob sich von der Trage. »Den Rest des Weges werde ich laufen«, sagte sie lächelnd. »Ich möchte Jakob aufrecht gegenüberstehen.«

Jakob und Emilia
    Früh am Morgen ging Emilia zu Jakobs Hütte. Der Himmel über dem Drachenberg war noch schwarz, während im Osten schon die ersten Sonnenstrahlen das Dunkel aufsogen. Licht schimmerte aus dem Küchenfenster und sie sah Jakob beim Kaffeekochen.
    Jakob lächelte, als er sie sah. »Grüß dich, Emilia, komm herein.«
    Er stellte zwei große Kaffeebecher auf den Küchentisch und holte Brötchen aus dem Vorratsschrank. Emilia streifte ihren

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