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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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den Berg geschaffen. Schnell kamen sie vorwärts und erreichten den Drachenweg. Rosa sah auf den einsamen Berg. Immer kleiner werdend verlor er nicht seinen Schrecken. Sie dachte an die Zeit, als sie mit Tumaros geflogen war und dem Sternenlied gelauscht hatte. Schön und majestätisch war ihr Drachenmann. Und doch hatte sie den Trost der Sterne gebraucht.
    Letizia ging neben ihr, Ella und Emil schritten voraus. Die kleine Gruppe redete kaum. Jeder war in seinen Gedanken, befürchtend, dass Tumaros kam und ihre Reise ein jähes Ende finden würde. Hätten sie gesehen, wer neben ihnen herflog, wären sie getröstet gewesen. Aber Lobelius zog es vor, unsichtbar zu bleiben. Auch er behielt den Drachenberg besorgt im Auge.
    Sie vermieden es, nach links oder rechts zu schauen. Der Wald stand wie eine Schreckensmauer neben ihnen. Kein Vogelsingen oder Rascheln durchbrach die Stille. Letizia griff nach Rosas Hand.
    Rosa lächelte ihr aufmunternd zu. »Wir kennen den Weg doch, Liebes, wir sind ihn schon oft gelaufen. Er ist nicht weit.«
    »Aber heute sind meine Füße schwer«, sagte Letizia leise, »und es ist kalt hier.«
    Auch Bodo spürte die Kälte. »Wenn wir in Bewegung bleiben, passiert uns nichts. Lauft einfach immer weiter. Nicht nach hinten schauen«, sagte er.
    Und das taten sie. Mit jedem Schritt wuchs die Hoffnung, sie könnten es schaffen. Das Ende des Drachenweges kam schon in Sicht und der Weg wurde deutlich schmaler.
    Die Sonne wanderte Richtung Westen. Rosa sah ihn zuerst. Nur ein schwarzer Fleck am einsamen Berg, der rasch größer wurde. Seine Juwelen funkelten im Sonnenlicht. Pfeilschnell flog er auf sie zu.
    »Bodo!«, schrie Rosa.
    Dieser drehte sich um und sah das Ungeheuer auf sie zu kommen. »Schnell, legt euch auf den Boden und rührt euch nicht«, befahl er.
    Alle legten sich hin, den Kopf im Sand, sich die Ohren zuhaltend. Auf ihren Tod wartend. Oder auf die erneute Gefangenschaft. Keiner konnte sagen, was schlimmer war.
    Auch Lobelius sah Tumaros kommen. Jetzt war es also so weit. Sein riesiger Leib und seine Flügelspannweite warfen einen dunklen Schatten. Lobelius schaute in seinen Beutel. Der Sternenstaub reichte nicht einmal mehr für eine Handvoll. Hastig löste er den Beutel vom Gürtel, hielt ihn am unteren Ende und schüttete den Sternenstaub über der kleinen Gruppe aus. Seine Lippen murmelten einen Zauberspruch.
    Die Sonne verdunkelte sich. Tumaros donnerte tief über sie hinweg. Der Wind wirbelte den Sand auf. Rosa blickte hoch und sah, wie er sich entfernte, immer kleiner wurde und Richtung Mühlenau verschwand. Neben ihrem Kopf blitzte ein Licht auf. Eine kleine Wolke aus funkelndem Staub sank zu Boden und verschwand im Sand. Vor ihren Augen kam eine winzige Mohnblume aus der Erde, rasch größer werdend, in leuchtendem Rot. Rosa liefen Tränen aus den Augen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und schluchzte leise.
    Das Dunkel hatte sich verzogen. Bodo blickte wieder auf. »Kann das sein? Er hat uns nicht bemerkt. Ist einfach über uns hinweggeflogen.«
    Rosa wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wir hatten einen Schutzengel«, sagte sie, stand von der Trage auf, hinkte zu der kleinen Blume und buddelte sie vorsichtig aus.
    »Was machst du mit der Blume, Mama?«, fragte Letizia.
    »Ich nehme sie mit. Sie gehört hier nicht her.«
    »Denkst du, dies ist der richtige Zeitpunkt, um Blumen zu pflücken?« Bodos Herz schlug noch immer wild.
    »Nicht Blumen, Bodo, es ist Lobelius«, antwortete sie mit erstickter Stimme.
    Bodo nickte. Er ging Rosa zur Hand. Emil und Ella schauten sich die Blume genauer an, aber sie fanden nichts Besonderes daran.
    »Wir können sie in meinem Garten einpflanzen«, schlug Bodo leise vor.
    »Nein Bodo, sie gehört auf Eschagundes Versammlungsplatz. Dort ist er zu Hause. Auch wenn ich ihn gerne mitnehmen würde.«
    »Gut. Lasst uns schnell weitergehen, bevor das Ungeheuer zurückkommt.«
    Rosa setzte sich wieder auf die Trage, hielt behutsam die Blume in den Händen. Emil trug ihren Stock und schweigend gingen sie weiter. Ihre Schritte wurden leichter. Das Grauen war jetzt nicht mehr in ihrem Rücken.
    Auf Eschagundes Versammlungsplatz machten sie Halt und suchten eine geschützte Stelle für die Mohnblume. Neben einer großen Esche buddelte Ella ein kleines Loch und sachte setzte Rosa die Blume hinein. Einen Moment schloss sie die Augen, erinnerte sich daran, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Wie er kicherte, ihre Einsamkeit in der

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