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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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zu nähren.«
    »Ist das wahr?«
    »Das ist wahr.«
    »Aber ich hätte meiner Mutter helfen müssen.«
    »Als du es versucht hast, hast du dein Gehör auf einem Ohr verloren.«
    »Und wenn ich mein Augenlicht verloren hätte. Ich hätte ihr helfen müssen.«
    »Du gehst hart mit dir ins Gericht, Bernhard. Wenn du den Drachen in dir nicht besiegen kannst, dann musst du dich dem Drachen in der Höhle stellen.«
    Bernhard schluckte. »Was meinst du damit?«
    »Gehe zurück zu deinem Vater und besiege ihn. Dann kannst du dein Schicksal wenden.«
    »Das wäre mein sicherer Tod.«
    »Es ist deine einzige Möglichkeit, weiterzuleben. Tod oder Leben. Darum geht es hier.«
    »Dann wähle ich den Tod.«
    Birkalinde stand auf. »Wenn Tod deine Wahl ist, dann geh und stirb im Kampf. Dann stirbst du mit Hoffnung, statt in Hoffnungslosigkeit zu versinken.«
    Bernhard stand ebenfalls auf. »Du weißt nicht, was du verlangst.«
    »Recht hast du, Bernhard Drachenbär. Du sollst nicht ohne Schutz in die Drachenhöhle gehen. In zwei Nächten ist Vollmond. Komm auf unseren Versammlungsplatz und hole dir den Schutzzauber aller königlichen Waldfeen. Aber du musst pünktlich sein. Nur selten sind wir alle beisammen und auch diesmal wird eine fehlen.«
    »Und wo finde ich euren Versammlungsort?«
    Birkalinde lächelte. »Folge deinem Herzen. Es hat dir schon oft den richtigen Weg gewiesen.«
    Bernhard schüttelte den Kopf. »Wie meinst du das, folge deinem Herzen?«
    Birkalinde verschwand vor seinen Augen, wurde immer blasser, bis nur noch ein Flimmern der Luft zu sehen war.
    »Folge deinem Herzen, Bernhard Drachenbär!«, hörte er sie noch sagen.
    Bernhard ließ sich ins Moos sinken und stützte den Kopf auf seine Hände. »Folge deinem Herzen. Tolle Wegbeschreibung. Erst scheucht sie mich auf, dann lässt sie mich stehen.«
    Er seufzte tief und lehnte sich an den Baum. Die Spätsommersonne schickte ihre letzten wärmenden Strahlen und berührte Bernhard, als wollte sie ihn umarmen. Er sah sich um. Ihm gegenüber saß eine Blaumeise auf einem Ast und hüpfte mit wildem Zwitschern auf und ab. Ihr Tanz erregte Bernhards Aufmerksamkeit. Er schaute ihr eine Weile zu und je länger er sie sah, desto sicherer wurde er, dass sie ihn meinte. Er beugte sich vor und die Meise hüpfte an die äußerste Spitze ihres Zweiges, nah an Bernhard heran. Er streckte seinen Arm aus und pfiff eine leise Melodie. Der Vogel flog auf seine Hand und wackelte eifrig mit dem Kopf.
    »Na, kleiner Vogel? Willst du mir Mut machen?«
    »Tschilp-tschilp-tschilp«, trällerte die Meise und sah Bernhard mit schief gelegtem Kopf an. Er holte tief Luft und erhob sich.
    »Gut dann gehen wir.«
    Aber kaum drei Schritte gegangen, stolperte er über seinen Rucksack. »Nanu, wo kommt der plötzlich her?« Er hob ihn auf, warf einen Blick hinein und schaute auf Honigbrote, Hähnchenbrüste und seine Wasserflasche. »Diese Waldfee hat ja an alles gedacht. Komm kleiner Vogel. Gehen wir ein Stück und suchen uns dann einen gemütlichen Platz für ein Frühstück. Kennst du den Weg zum Feenplatz?«
    Zu Bernhards Erstaunen nickte der Vogel wild, flog ein Stück vor, kam zu ihm zurück und setzte sich auf seine Schulter.
    »Da geht‘s lang, ja? Gut, dann da lang. Ich folge meinem Herzen und habe einen Vogel«, lachte Bernhard und der Wald wurde wieder grüner, das Vogelsingen lauter und Bernhard marschierte mit der Blaumeise los.
    Nach einer Stunde strammen Fußmarsch setzte er sich auf einen Baumstumpf und ließ sich ein Honigbrot schmecken. Er brach dem Vogel ein paar Krümel ab. Der pickte sie genussvoll auf, doch gleich danach flog er wild um Bernhards Kopf herum.
    »Schon gut, ich weiß, was du sagen willst. Wir haben es eilig, wir müssen weiter.«
    Er wehrte den Rundflug mit einer Handbewegung ab und schnallte seinen Rucksack wieder auf. Mit flottem Schritt ging es voran.
    »Ist es dir recht, wenn ich dir einen Namen gebe? Ich würde dich Alina nennen.«
    Die Meise setzte sich auf seinen Arm, legte den Kopf schief und schüttelte ihn leicht.
    »Und Lina? Darf ich dich so nennen?«
    Diesmal nickte sie.
    »Gut, dann Lina.«
    Lina setzte sich auf Bernhards Schulter und knabberte an seinem Ohr.
    Er schob sie sanft beiseite und lachte. »Hey, hey, das kitzelt. Der Name scheint dir zu gefallen.«
    Sie flog eine Runde um seinen Kopf und dann gingen sie weiter. Lina trieb Bernhard zur Eile an, schlug nach jeder Rast aufgeregt mit den Flügeln, bis er aufstand und den Marsch

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