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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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dieses Gefängnis bewacht.«
    Die Frau trug ein grünes Blättergewand und eine Krone aus Eschenblättern. Bernhard rüttelte an den Stäben. Sie ließen sich nicht bewegen. Er streckte seinen Arm aus und berührte Eschagundes Haare.
    Mühsam hob sie den Kopf, zog tief die Stirn kraus, als sie Bernhard erblickte, sank wieder auf den Felsen und versuchte erneut sich aufzurichten. Auf ihre Arme gestützt, setzte sie sich hin und räusperte sich.
    »Eschagunde«, sagte Bernhard leise, »ich habe dich gefunden.«
    »Bernhard, wie kommst du hierher? Wo ist Tumaros?«
    Dann erblickte sie die Reste des Drachen. »Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe ihn besiegt. Dabei dachte ich, der Kampf wäre verloren.«
    »Du warst die ganze Zeit hier gefangen?«
    Eschagunde nickte und stand auf. »Komm, hilf mir hier heraus.«
    Dieser schüttelte den Kopf. »Die Stäbe lassen sich nicht verrücken. Ich habe es schon probiert.«
    »Hole mir Wasser vom kleinen Bach und einen Zweig von den Weiden. Er bringt mich wieder zu Kräften.«
    Bernhard brachte das Gewünschte und Eschagunde trank aus der gereichten Flasche mit langen Zügen. Dann wickelte sie den Weidenzweig um ihren Zauberstab und berührte damit das Gitter. Nichts passierte. Eschagunde verharrte, sprach leise fremd klingende Worte. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Bernhard schaute gespannt auf die Stäbe, die brüchig wurden und schließlich zu Staub zerfielen. Eschagunde schlüpfte durch die Lücke und klopfte sich den Schmutz von ihrem Kleid. Dann steckte sie den Zauberstab wieder in ihren Gürtel und schaute Bernhard an. »Das war Rettung in letzter Sekunde. Danke, Bernhard. Du hast mich befreit.«
    »Ich habe nichts getan. Er war schon beinahe tot, als ich kam.« Bernhard senkte den Kopf.
    Eschagunde ging auf ihn zu und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Du hast viel getan. Du hast dich getraut, in die Drachenhöhle zu kommen. Ohne dich wäre ich gefangen geblieben. Ich hatte keine Kraft mehr. Wir haben uns ein jahrelanges Zauberduell geliefert.«
    Bernhard streckte seine Hand aus, um Tumaros noch einmal zu berühren, zog sie aber zurück, weil er sah, dass der Kadaver immer mehr zerfiel. »Er sagte, er hätte Rosa geliebt. Ich soll es ihr sagen.«
    »Er hat euch vermisst. Solche Gefühle hält ein Drache nicht aus. Er hätte euch getötet oder noch übler verwundet, hätte er nicht um seinen Schatz gefürchtet, weil ich hier war.«
    Bernhard wischte sich eine Träne fort. »Ich war ihm noch nie in meinem Leben so nahe. Und jetzt ist er für immer fort. Ich kann nichts mehr ausrichten. Mein Schicksal lässt sich nicht wenden.«
    Eschagunde wollte den Arm um ihn legen, da vibrierte der Boden. Heftiger Donner ertönte. Tumaros zerfiel zu Staub, bis nur noch ein Haufen Dreck am Boden lag. Ein Sturmwind kam mit großem Getöse durch den Eingang herein, wirbelte die Überreste von Tumaros auf, trug sie hinaus und zerstreute sie in alle Himmelsrichtungen. Das Beben wurde stärker, Felsen stürzten von der Decke, verschütteten den Eingang. Eschagunde griff Bernhards Hand und zog ihn energisch Richtung Ausgang. Ein herabfallender Fels verfehlte ihn um Haaresbreite und prallte mit lautem Knall neben ihm auf. Der Steinschlag wurde heftiger, der Ausgang unpassierbar.
    »Wir kommen hier nicht mehr raus!«, schrie Bernhard.
    »Spring!«, schrie Eschagunde und mit Anlauf sprangen sie über die Felsen. Keinen Augenblick zu früh. Als sie keuchend am Boden lagen, war der Eingang verschlossen. Der Boden bebte noch immer, Felsen stürzten vom Berg herab. Hand in Hand eilten sie den sandigen Weg hinunter zur Baumgrenze, liefen über den Drachenweg davon, bis die Erde sich beruhigte und Stille eintrat. Erschöpft sanken sie auf den Boden.
    »Das war knapp«, sagte Bernhard.
    »Hoffen wir, dass der Tod des Drachen nicht ein größeres Übel geweckt hat«, antwortete Eschagunde.
    In diesem Augenblick hörten sie einen Vogel singen, ein Sonnenstrahl drang durch das Blätterdach und frische klare Luft strömte tief in ihre hungrigen Lungen. Bernhard schaute zum einsamen Berg, der majestätisch mit seinem bizarren Gipfel aus dem Wald herausragte. Er fing an zu lachen, lachte und lachte und Eschagunde stimmte in sein Lachen ein. Mehr blieb in diesem Augenblick nicht zu sagen.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, fragte Eschagunde, als sie sich beruhigt hatten.
    »Birkalinde hat mich geschickt. Sie sagte, wenn ich den Drachen in mir nicht besiegen kann, muss ich gegen den Drachen in

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