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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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das Ventil eines Skinsuits geformt war. Es klickte glatt in den Stutzen an seiner Halsschlagader.
    »Es wird nicht funktionieren«, sagte er heiser. »Wenn Sie mich töten wollen, müssen Sie es schon auf die harte Tour erledigen. So einfach geht das nicht, Miststück! «
    »Leben Sie wohl, Mr. Johnson.« Sie betrachtete ihren Ring.
    Jones lachte ihr ins Gesicht. Dieses dumme Miststück wusste nicht, dass die Ventile E-Alpha-geschützt waren. Sein Lachen erstarb in einem terminalen Schrei, als er sah, dass sein kostbares rotes Blut durch den Schlauch raste und in den Container plätscherte.
    Er sah sie tatsächlich zusammenzucken. In ihren Augen standen Tränen und verrieten ihre Scham. »Sie sollen eines wissen«, sagte sie. »Ihr Geist wird weiterleben, in einer Welt ohne Sorgen. Das verspreche ich Ihnen.« Dann wandte sie sich ab.
    Er verfluchte sie bis in die Hölle und wieder zurück. Er schrie. Er flehte. Er weinte.
    Und die ganze Zeit floss sein Blut durch diesen Schlauch.
    Kämpf dagegen an, sagte er sich. Die Jungs werden mich finden. Verlier nur nicht das Bewusstsein. Die Jungs werden mich retten. Sie werden. Meine Freunde. Noch ist Zeit. Es ist nie zu spät.
    Einer der Container war zur Gänze voll. Und der Schlauch war noch immer rot von Blut, das sein Herz zuversichtlich weiterpumpte.
    Dann wurden Blut und Welt endgültig grau.

 
Kapitel Neun
     
    Lawrences Reise zur Erde dauerte mehrere Wochen. Er litt nicht unter jenen klaustrophobischen Kabinen und bewusstseinslähmenden Einschränkungen, die im Verlauf all seiner späteren Raumfahrten die Regel sein sollten. Passagiere von Amethi waren eine Seltenheit; an Bord der Eilean waren insgesamt nur acht, als sie den Kompressionsantrieb endlich aktivierte. Es bedeutete, dass nur eines der Habitationsräder aktiv war. Doch selbst unter diesen Umständen hatte er eine ganze Familienkabine für sich allein – und den Rest des Schiffes, um frei umherzustreifen. Die Besatzung neigte dazu, ihn zu ignorieren; offensichtlich hielt man ihn für irgendeinen reichen Balg, dessen allzu nachsichtige Familie für die Passage und eine Weltreise gezahlt hatte. Die übrigen Passagiere registrierten ihn erst recht nicht – hohe Manager von McArthur, welche die ganze Zeit über mit ihrer persönlichen AS verbunden waren. Er verbrachte so viel Zeit, wie er Lust hatte, im Fitnessraum, und die restlichen wachen Stunden mit der ausgedehnten Multimedia-Bibliothek des Schiffes.
    Es hätte eine, wie er später dachte, phantastische Weltraumreise gewesen sein müssen, langsam und müßig. Das einzig denkbare Äquivalent war eine Reise an Bord eines echten Luftschiffs der dreißiger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts, obwohl es dort wahrscheinlich besseres Essen gegeben hatte. Und einen anständigen Ausblick.
    Perfekt – wenn er sie doch nur hätte vergessen können. Doch die Einsamkeit und die relative Isolation führten dazu, dass er jeden winzigen Erinnerungssplitter maßlos übertrieben empfand. Die Farbe eines Displays erinnerte ihn an ein bestimmtes Kleid, das sie einmal getragen hatte, genau der gleiche türkise Farbton. Das Essen erinnerte ihn an Restaurantbesuche mit ihr. Menüs in der Multimedia-Bibliothek brachten die Stunden zurück, die sie auf der Couch in seiner Höhle einander in den Armen liegend damit verbracht hatten, I-Games zu spielen.
    Raumfahrt, der große Wunsch seines Lebens, verdorben durch das Elend der Liebe seines Lebens. Schlimmer konnte eine Ironie kaum sein.
    Die Erde zumindest war keine Enttäuschung. Während seines Orbitaltransits von Glencoe Star, der Lagrangepunkt-Basis von McArthur, verbrachte er fast die gesamte Zeit an einem der vier Sichtfenster der Fähre und beobachtete, wie der Planet größer und größer wurde – ohne sich der Strahlungsgefahr bewusst zu sein. Er hatte geglaubt, seine letzten Blicke auf die kleiner werdende Welt Amethi wäre die wunderbarste Aussicht seines Lebens gewesen, mit ihren ockerfarbenen, aschfahlen und weißen Flächen und Nizanas dunkler Strahlung, die vom Barclay reflektiert wurde. Doch die Erde mit ihrer lebendigen Vielfalt von Farben ließ ihm das Herz übergehen, je näher sie kamen und je größer und heller sie erstrahlte. Er landete in einer Xianti und war außer sich, weil das Raumflugzeug keine Fenster besaß.
    McArthurs wichtigster Raumhafen war Gibraltar. Die Bewohner des Felsens hielten noch immer halsstarrig an ihrer Unabhängigkeit von Spanien fest, wenn nicht der gesamten europäischen

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