Drachentempel 01 - Sternenträume
Föderation. Ihre Regierung hatte einen Vertrag mit McArthur ausgehandelt, nach dem liberale Steuern als Gegenleistung für Investitionen in die Infrastruktur zu zahlen waren und beide Seiten im Übrigen ihre Nichteinmischung in die Angelegenheiten der jeweils anderen erklärten.
Die Politik war für Lawrence eindeutig eine Stufe zu hoch. Nachdem er aus dem Raumflugzeug ausgestiegen und durch die Ankunftshalle marschiert war – wo er für einen kurzen Zeitraum im Mittelpunkt des Interesses der Sicherheit stand, die beunruhigt darüber war, ein Mitglied der führenden Familien unbegleitet umherlaufen zu lassen –, wollte er nur noch nach draußen und die Romantik der Alten Welt mit eigenen Augen erleben. Er wanderte weg vom Terminalgebäude, das an der Stelle des ehemaligen RAF-Stützpunkts errichtet worden war, und ging zu der riesigen Rollbahn, welche die Company gebaut hatte, einen fünf Kilometer langen Betonstreifen, der in das Mittelmeer hinaus ragte. Stundenlang stand er einfach nur dort bei den großen Felsbrocken, die den Beton vom Wasser trennten, und starrte hinaus auf das Meer. Spanien lag auf der einen Seite, ein ununterbrochenes Band von Städten, die sich von einem Ende des Horizonts bis zum anderen erstreckten, und dahinter die gesprenkelten braunen Hänge niedriger Berge. Auf der anderen Seite des Meeres lag Afrika, ein dunkler, formloser Streifen, der die Grenze zwischen Wasser und Himmel markierte.
Aus irgendeinem seltsamen Grund schien diese Welt sehr viel größer zu sein als seine Heimat, und das, obwohl er halb Amethi überflogen hatte. Er konnte sich einfach nicht an den Maßstab der Elemente gewöhnen. So viel Wasser, das zu seinen Füßen schwappte und plätscherte. Es roch höchst durchdringend, Hunderte subtiler Düfte, die sich in der harschen Salzluft vermischten. Und die Luft … Nichts in seinem Leben war je so warm gewesen, dessen war er sich absolut sicher, nicht einmal die tropischen Kuppeln. Die Hitze und die Feuchtigkeit machten ihm das Atmen schwer.
Erst, als die Sonne bereits unterging und die Lichter von der Costa über das weite Wasser schimmerten, wandte er sich ab und fuhr nach Gibraltar Stadt. Geld war kein Problem – seine Amethi-Credits wurden in der Bank gegen EZ-Dollars getauscht. Mit dem gewechselten Geld konnte er monatelang in einem Mittelklassehotel logieren, bevor er auch nur anfangen musste, über einen Job nachzudenken. Das war es nicht, was er wollte.
Er blieb mehrere Tage in Gibraltar und verbrachte fast die gesamte Zeit damit, auf den globalen Datapool zuzugreifen und die signifikanten Lücken in seiner politischen Ausbildung zu füllen. Er war erleichtert festzustellen, dass Roselyn wenigstens in einer Hinsicht die Wahrheit gesagt hatte: Zantiu-Braun. Die meisten Companys reduzierten ihre Weltraumoperationen tatsächlich bis auf ein unumgängliches Minimum. Sie hielten Kontakt mit bestehenden Kolonien und führten Gewinnrealisierungsmissionen auf Planeten durch, die sie von ihren ums Überleben kämpfenden Gründungsgesellschaften billig erworben hatten. Zantiu-Braun stand fast allein mit ihrer kleinen Flotte von Forschungsschiffen und gründete noch immer mit Hilfe der Portale neue Kolonien.
Auch wenn nicht einmal Zantiu-Braun neue Schiffe baute. Die Schiffswerften in den Lagrangepunkten waren entweder eingemottet oder in Wartungs- und Instandsetzungsanlagen umgebaut.
Raumflug schien tatsächlich eine Epoche zu sein, die sich dem Ende zu neigte. Doch sie war noch nicht ganz vorüber. Selbst beim gegenwärtigen Rückgang würden noch jahrzehntelang Schiffe unterwegs sein.
Eine Woche nach seiner Ankunft auf der Erde nahm er einen Zug nach Paris und marschierte in das Hauptquartier von Zantiu-Braun. Die Personalabteilung war – genau wie die Sicherheitskräfte von McArthur bei seiner Ankunft – ein wenig verlegen wegen seiner Herkunft, doch die AS und der menschliche Diensthabende überzeugten ihn schließlich, dass der beste Weg zur Forschungsflotte über ihre Abteilung für allgemeine Astronautik führte. Er besäße nicht, wie sie sagten, genügend Geld, um sich gleich von Anfang an einen Anteil an Zantiu-Braun zu kaufen, der groß genug war, um seine Karriere von vornherein festzulegen. Stattdessen sollte er, wie Hunderttausende anderer auch, ganz unten anfangen und sich die nötigen Anteile verdienen, um den Wechsel zu vollziehen. Ein zusätzlicher Vorteil, so sagten sie, wäre, dass Personal, welches sich firmenintern bewarb, stets den
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