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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die ausnahmslos Bodenbakterien benötigen, um zu gedeihen.«
    Die Kinder lehnten sich über den Rand des Tanks, auf den Mrs. Segan deutete. Ihr Interesse war plötzlich wiedererwacht angesichts von Kreaturen, die Pilze und andere winzige Lebewesen erzeugen konnten. Der Boden des Tanks war von einer glitzernden Masse muschelgrauer Plattwürmer bedeckt, die sich wie in Zeitlupe bewegten. Sie waren vielleicht fünfzehn Zentimeter lang und zwei Zentimeter breit. Alle riefen Oh! und Ah! und starrten die Minimonster aus weit aufgerissenen Augen an oder schnitten ihnen Grimassen.
    »Ist das der Grund, warum sie Slowlife genannt werden?«, fragte ein Junge. »Weil sie sich so langsam bewegen?«
    »Zum Teil«, antwortete Mrs. Segan. »Die Temperaturen dort draußen bewirken, dass ihr Stoffwechsel nicht sonderlich schnell funktioniert, was ihre Bewegungen entsprechend verlangsamt. Ihr Blut basiert auf Glycerol, deswegen halten sie tiefste Temperaturen aus, ohne zu erfrieren.«
    Lawrence seufzte ungeduldig, während sie sich in langen Statistiken erging, bevor sie sich weiteren Slowlife-Formen zuwandte. Manche sahen aus wie Fische und schwammen in den eisigen Abflüssen des Barclay-Gletschers umher, andere waren entfernt mit Tausendfüßlern verwandt und fraßen sich durch die gewaltigen Berge von Biomaterial, die Überreste der Wälder, die einst Amethi bedeckt hatten. Lawrence sah erneut hinunter in den großen Tank. Ein Klumpen sich umeinander windender Würmer. Na und? Wer um alles in der Welt scherte sich um das, was unter der Erde vorging? Warum entwickelten sie keine Vögel oder sonst irgendetwas Interessantes ?
    Mrs. Segan führte sie weiter, und die Kinder folgten plappernd. Lawrence bildete den Schluss. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte durch das schmutzige Glasdach in den Himmel hinauf, um zu sehen, ob die Wolke vielleicht zurückgekehrt war. Er rutschte auf irgendetwas aus, ruderte nach Halt suchend mit den Händen und erwischte einen Plastiktank. Er landete auf dem Rücken und ein halbes Dutzend voll ausgewachsener Plattwürmer auf ihm.
    Er rollte entsetzt zur Seite und ignorierte den Schmerz in seinem Rücken. Die erwachsenen Würmer waren gut vierzig Zentimeter lang und besaßen einen Durchmesser von sieben oder acht Zentimetern. Die Köpfe tasteten blind umher. Lawrence sprang hastig auf und blickte sich reflexhaft nach den beiden Lehrern um. Niemand hatte ihn fallen sehen. Er starrte auf die Plattwürmer hinunter, den einzigen Beweis für sein Ungeschick. Er überwand seinen Abscheu und bückte sich vorsichtig, um einen Wurm aufzuheben. Er fühlte sich abscheulich kalt und glitschig an, wie ein durchnässter Teppich, doch es gelang Lawrence, ihn zu packen. Als er den Wurm aufhob, beschleunigten sich seine langsamen, zittrigen Tastbewegungen. Statt den Wurm in seinen Tank zurückzulegen, hielt er ihn fest und beobachtete ihn. Nach kurzer Zeit zappelte die Kreatur förmlich in seiner Hand. Er ließ den Wurm auf den Boden fallen, und er wand sich hastig über den Gang davon. Um seine Leibesmitte, dort, wo Lawrence ihn festgehalten hatte, befand sich ein weinroter Fleck. »Aha«, murmelte er zu sich selbst. »Also doch nicht so langsam.« Es war logisch. Die Würmer waren nur in der Kälte langsam. Wenn es wärmer wurde, beschleunigten sich ihre Bewegungen.
    Er rannte aufgeregt hinter der Gruppe her. »Alan!«, zischte er. »Alan! Komm mit, ich muss dir etwas zeigen!«
    Alan Cramley steckte seinen Schokoriegel weg und blickte Lawrence neugierig an. »Was denn?«
    Lawrence führte ihn zu der Stelle mit den ausgewachsenen Plattwürmern und zeigte ihm, was er herausgefunden hatte. Rasch verwandelte sich die Entdeckung in einen sportlichen Wettstreit. Jeder nahm einen Plattwurm in beide Hände, hielt ihn für dreißig Sekunden und legte ihn auf den Boden zurück. Gewonnen hatte der, dessen Wurm als Erster den nächsten Quergang erreichte.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, verlangte Mr. Kaufman zu erfahren.
    Lawrence und Alan hatten ihn nicht kommen sehen. Er starrte auf die Plattwürmer, die sich hektisch über den Gang schlängelten. Ein paar der anderen Kinder waren bei ihm, und Mrs. Segan eilte ebenfalls herbei, um zu erfahren, was die Aufregung zu bedeuten hatte.
    »Ich hab einen Tank umgestoßen, Sir, und wir wollten die Würmer wieder aufsammeln«, sagte Lawrence und hielt ihm zum Beweis die eisigen Hände hin. Schleim tropfte von den nassen, verschrumpelten Fingerspitzen. »Es tut mir Leid, wirklich,

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