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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gewaltigen Weg denken, den sie zurückgelegt hatte. Halb um die Welt herum, über unbekannte Länder hinweg. Wie absurd, dass eine Wolke mehr von Amethi zu sehen bekommen hatte als er selbst. Lawrence wollte dort oben bei ihr sein, wollte mit ihr über das Land fliegen und die leeren Ozeane, über den Barclay-Gletscher und den Auslauf, diesen Wasserfall, der so breit war wie eine Meeresküste. Wie wunderbar das wäre! Doch hier saß er, gefangen in einem Bus auf dem Weg zu einer dämlichen Slowlife-Farm, und musste sich irgendwelchen Mist über Ökologie anhören, während er in einer anderen Schule lernen konnte zu fliegen. Es war einfach nicht fair.
    Die Slowlife-Farm sah aus wie alle anderen Industriegebäude auf Amethi auch, eine fantasielose Schachtel aus Glas und Aluminium, die sich einsam an den Rand eines flachen Tals schmiegte. Ein leeres Flussbett schlängelte sich durch den Talboden. Die arktischen Pflanzen gediehen hier besonders gut und drängten sich an den ehemaligen Ufern, wo das Sediment am fruchtbarsten war.
    Einige Kinder stellten diesbezüglich Fragen, während sie aus dem Bus in die Wärme der Anlage eilten. Lawrence versuchte immer noch, seine Wolke zu erspähen, die vor einiger Zeit im Norden verschwunden war. Die großen Außentüren der Fabrik schlossen sich hinter ihnen, und ein Schwall warmer Luft blies auf die Neuankömmlinge herab. Sie hatten damit gerechnet; die Thermoschleuse war überall auf Amethi Standardausstattung, eine große undichte Luftschleuse, die verhindern sollte, dass die Temperaturen in den Kuppeln sprunghaft sanken. Hier jedoch schien sie irgendwie keinen Sinn zu machen. Im Innern der Anlage war es nicht annähernd so warm wie in den Kuppeln, kaum mehr als ein paar Grad über dem Gefrierpunkt. Sie ließen alle ihre Jacken an und zu.
    Die Leiterin der Station kam heraus und begrüßte sie, eine Mrs. Segan, die zusammen mit drei Mitarbeitern ganz allein für den Betrieb verantwortlich war. Sie trug einen gefütterten roten Overall mit einer eng sitzenden Kapuze und bemühte sich, nicht zu zeigen, wie sehr sie vom Besuch einer weiteren Bande Kinder genervt war, die ihren Zeitplan durcheinander warfen.
    »Was ihr hier sehen werdet, hat in der Natur nicht seinesgleichen«, erklärte sie auf dem Weg ins Innere des Gebäudes. Der an die Türen angrenzende Bereich erinnerte mehr an eine Fabrik als an eine Farm; dunkle Metallkorridore mit Glaswänden, hinter denen irgendwelche Tanks standen. »Wir produzieren hier Würmer. Züchten wäre nicht das richtige Wort, jeder einzelne dieser Würmer ist geklont.« Sie trat zu einem Fenster. Der Raum dahinter war mit Reihen von Regalen ausgefüllt. Auf den Regalen standen Behälter mit einer geleeartigen Masse darin, die an Froschlaich erinnerte. »Alles Slowlife ist künstlich. Die DNS wurde vom Fell Institute in Oxford auf der Erde speziell für uns entwickelt. Wie ihr wisst, neigt ein Organismus umso mehr zu Krankheiten und anderen Problemen, je komplexer er wird. Deswegen sind unsere Würmer hier extrem einfach. Sie besitzen keinerlei Fortpflanzungsorgane – sehr nützlich für uns, denn wir benötigen sie ausschließlich für dieses Stadium des Terraformprozesses. Sie haben eine Lebenserwartung von etwa zehn Jahren, und wenn wir aufhören, sie zu produzieren, sterben sie aus.« Sie nahm ein Glas mit der geleeartigen Substanz aus einem Regal und reichte es einem der Jungen. »Gib das bitte weiter, und bitte atmet nicht zu viel darauf. Slowlife ist dazu gedacht, bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts zu leben. Euer Atem ist für diese Würmer wie Feuer.«
    Als das Glas zu Lawrence kam, sah er nur eine Masse durchsichtiger Eier mit einem stecknadelkopfgroßen dunklen Fleck in der Mitte eines jeden Einzelnen. Wie langweilig.
    Mrs. Segan führte sie durch die Zuchtanlage, eine langgestreckte Halle mit Reihen großer Plastikboxen, die durch Laufstege aus Metall voneinander getrennt waren. Aus Rohren über den Tanks spritzte in kurzen regelmäßigen Abständen eine zähe Flüssigkeit in die Tanks. Die Luft roch nach Zucker und zertretenem Gras.
    »Jeder unserer Plattwürmer ist im Grunde genommen eine kleine Bakterienfabrik«, erklärte Mrs. Segan, während sie die Gruppe über einen der Laufstege führte. »Wir bringen sie in der Tundra aus, und sie fressen sich durch die tote Biomasse im Erdreich. Ihre Exkremente sind angereichert mit den Bakterien aus ihren Eingeweiden. Sie bereiten den Boden für unsere irdischen Pflanzen vor,

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