Drachentempel 01 - Sternenträume
botanischem Leben waren stinkende grüne Algen; sie verstopften die tiefen Kanäle, die sich durch die Landschaft zogen.
Die Lufteinlässe der Kuppeln waren inzwischen ausnahmslos mit Filtern ausgerüstet, um den Pulverschnee und den Matsch von den Wärmetauschern fernzuhalten. Es waren große, kastenförmige Apparaturen aus galvanisiertem Metall, die mit dicken Nieten zusammengehalten wurden und auf hohen Stahlträgern ruhten. Ähnlich hässliche Auswüchse verzierten die industriellen Fabrikanlagen, zusätzliche Abschirmungen, die in aller Eile über Einlassen und Gittern montiert worden waren.
Am schlimmsten von allem war für Lawrence der Rost. Er hatte nie bemerkt, wie viel Metall in der Konstruktion der Stadt verbaut war und stets unbekümmert angenommen, dass alle Bestandteile moderne Kompositwerkstoffe wären, die mithilfe komplizierter Molekularbindungen zusammengehalten wurden. Doch so war es nicht: Metall war und blieb der billigste und am leichtesten zugängliche Werkstoff für die Konstruktion. Templeton war zusammengeschraubt, genietet, genagelt und gebolzt wie jede andere menschliche Siedlung seit Beginn der Eisenzeit. Und nun, während der Phase des Erwachens, bezahlte die Stadt den Preis für dieses billige Bauen. Rost troff von jedem Bauwerk. Es war wie der Schweiß der Stadt, der aus Millionen dreckiger Poren austrat. Schmuddelige rotbraune Flecken, die sich über jede Oberfläche zogen und ihre Widerstandskraft aufzehrten.
Lawrence war erleichtert, als er endlich auf die Rampe zu der kleinen unterirdischen Garage einbog, die zum Besitz seiner Familie gehörte. Amethi zwang die Menschen zurück in die Kuppeln, in ihre technologischen Ghettos, und verhüllte das Land, das sie erobern wollten. Irgendwann einmal hatte einer der Lehrer ihnen erzählt, dass die skandinavischen Länder der Erde während der dunklen Jahreszeiten die schlimmsten Selbstmordraten auf der Erde hatten. Lawrence glaubte nun den Grund dafür zu verstehen. Es war kein Zufall, dass die Zeit, die er mit I-Dramen und Spielen verbracht hatte, seit dem Einsetzen des Erwachens ständig zugenommen hatte.
Die Stufen führten aus der Garage nach oben in die Kuppel mit dem mediterranen Wüstenklima. Roselyn sah auf eine Ebene aus Steinen und weißem Sand. Kakteen in allen Formen und Größen gediehen zwischen den trockenen Grasbüscheln und blühten in den lebendigsten Farben. Palmen und Feigen umgaben kleine stille Oasentümpel, wo sich Eidechsen auf heißen Felsen sonnten. Nach der eisigen Fahrt war die Luft in der Kuppel wundervoll warm und trocken.
»Lebt jemand hier?«, fragte Roselyn.
»Nein. Das Haus ist in der Hauptkuppel. Das hier ist nur so eine Art Umweltpark. Wir haben sechs Kuppeln.« Er bemerkte ihren nervösen Gesichtsausdruck. »Was ist denn?«
Sie wich seinem Blick aus, und die Frage schien sie noch nervöser zu machen.
»Roselyn! Bitte!«
Plötzlich lag sie in seinen Armen und weinte. Es war herzerweichend, sie so elend zu sehen. Er meinte, gleich selbst losheulen zu müssen. Er wollte nichts sehnlicher, als dass sie wieder aufhörte. Seine Gefühle für sie wurden noch intensiver. Und trotz ihrer Tränen war sie noch immer wunderschön.
»Ich habe mir geschworen, dass ich es nicht tun würde«, schluchzte sie.
»Was nicht tun? Was ist denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein. Ja. So ähnlich. Es ist das, was du bist.«
»Was meinst du?«
»Ich bin so schwach. Aber alles hat sich geändert nach Vaters Tod. Jeden Monat ist alles anders als vorher. Manchmal glaube ich, sogar jeden Tag. Ich hasse es. Ich möchte endlich an einem einzigen Ort bleiben und einen langweiligen Alltag haben und ein wenig Geborgenheit finden.«
»Hey, schon gut«, murmelte er und streichelte ihr sanft den Rücken. »Du bist hier. Du bleibst auf Amethi, und glaube mir, es gibt nichts Langweiligeres als den Schulalltag von Hillary Eyre High.«
Sie wollte ihm immer noch nicht in die Augen sehen. »Ich habe mich erkundigt.«
»Hast du?«
»Ja. Deine Familie hat einen Sitz im Vorstand von McArthur, Lawrence.«
»Ja. Na und?«
»Davon hast du mir nichts gesagt.«
»Weil wir nie über so etwas geredet haben. Was spielt das überhaupt für eine Rolle?«
»Ich dachte … du bist reich, und du hast Millionen Verbindungen und Freunde. Ich weiß, wie viel die gesellschaftliche Position auf dieser Welt bedeutet. Ich bin gerade erst angekommen, und wir sind nicht reich. Ich dachte, ich wäre nur ein Ferienspaß für dich. Du hast mich
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