Drachentempel 01 - Sternenträume
Newton.
»Hä?« Lawrence kehrte aus seinen Gedanken zurück und sah seinen Vater an. »Nein, Dad, alles in Ordnung.«
»Aber du benutzt ihn gar nicht.«
»Mir ist nicht danach.«
»Verdammt, dann fahren wir besser auf dem schnellsten Weg ins nächste Krankenhaus!«
»Dad?«
Der Tonfall entging Doug nicht, und er musterte seinen Sohn scharf. Indigofarbene Diagramme und Tabellen verschwanden von seinen optronischen Membranen. »Ja?«
»Wir haben doch Hausregeln für alles.«
»Hör mal, Lawrence, ich erfinde diese Regeln nicht, um dich zu ärgern. Sie existieren, damit wir auf einigermaßen zivilisierte Weise unter einem Dach zusammenleben können.«
»Ja, das weiß ich alles, Dad. Aber du hast nie gesagt, wie es mit Freundinnen aussieht. Welche Regeln es dafür gibt.«
»Freundinnen?«
»Ja.«
»Aber du hast doch gar keine … Oh. Du hast überhaupt nichts gesagt, Sohn. Werden wir sie kennen lernen?«
»Ich weiß nicht, Dad, wie die Hausregeln sind! Darf sie uns überhaupt besuchen?«
Doug Newton lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete Lawrence lange. »Also schön, mein Junge, du bist schon fast alt genug, um deine Stimmanteile selbst auszuüben, also werde ich dich nicht mehr wie ein Kind behandeln. Im Gegenzug erwarte ich von dir die gleiche Höflichkeit, einverstanden?«
»Ja, einverstanden.«
»Es gibt zwei Regeln. Deine Freundin ist bei uns zu Hause willkommen. Wie du verdammt sicher weißt, wird deine Mutter darauf bestehen, sie kennen zu lernen, sobald sie herausfindet, dass du eine Freundin hast. Wenn die junge Lady bei uns ist, könnt ihr beide tun und lassen, was ihr wollt. Ihr könnt Tennis oder Football spielen, schwimmen, zusammen lernen, all das. Sie ist auch zum Essen eingeladen, solange sie hier ist. Allerdings wird sie nicht über Nacht bleiben, nicht in deinem Zimmer. Ist das klar?«
»Ja, Dad.«
»Die zweite Regel ist genau so einfach, und sie ist wie im richtigen Leben. Lasst euch nicht erwischen. Weder ich noch deine Mutter und ganz besonders nicht deine Brüder und Schwestern werden jemals unvermutet in dein Zimmer platzen und euch dabei überraschen, wie ihr euch um den Verstand vögelt. Hast du das verstanden?«
Lawrence wusste, dass seine Wangen hellrot brannten. Es würde eine höllische Woche voller fundamentaler Änderungen in seinem Leben werden. »Ich habe verstanden, Dad. Es wird nicht geschehen.«
»Ich bin froh, das zu hören, mein Junge. Und stell bitte sicher, dass das Schloss zum Eingang deiner Höhle funktioniert.«
»Das tut es.«
Doug Newton schüttelte den Kopf. »Ich sage dir noch etwas, mein Sohn. Es gelingt dir immer wieder aufs Neue, mich zu überraschen. Ich gehe doch davon aus, dass sie echt ist und kein I-Programm?«
»Selbstverständlich ist sie echt!«
»Dafür danke ich dem Schicksal. Hat sie auch einen Namen?«
»Roselyn O’Keef.«
»Ich glaube nicht, dass ich eine O’Keef-Familie kenne?«
»Sie sind nicht von Amethi, Dad. Sie sind gerade erst hergekommen.«
»Tatsächlich. Nun, das bedeutet, dass sie einen anständigen Anteil besitzen.«
»Ist das alles, worum es dir geht? Ob sie reich sind oder gewonnen haben?«
»Offen gestanden, ja. Es geht mir auch darum. Aber wie wir beide wissen, ist das, was für mich von Bedeutung ist, für dich nicht einen Gedanken wert.«
»Ist es, Dad. Es ist nur …« Lawrence wollte jetzt auf keinen Fall etwas Falsches sagen. Er hatte noch nie zuvor so mit seinem Vater gesprochen. Diese Offenheit erweckte in ihm beinahe Schuldgefühle für sein früheres Verhalten. Vermutlich war er in letzter Zeit tatsächlich ungerecht gegenüber seinen Eltern gewesen. Doch das Leben hier war nicht leicht. Sie schienen so viel von ihm zu verlangen und so hohe Erwartungen in ihn zu setzen.
»Ich weiß.« Doug hob die Hand. »Ich bin ein Ungeheuer. Du glaubst, du wärst anders als ich? Wenn du je die Zeit findest, dich mit deinen Großeltern zu unterhalten, dann frag sie doch einmal, wie viel Spaß sie mit mir gehabt haben, als ich jung war.«
»Wirklich?«
»Wie ich sagte. Wenn du je die Zeit findest.«
»Ja, Dad.«
»Das ist mein Sohn.«
Sobald sie zu Hause angekommen waren, lud Lawrence ihren DP-Kode in den Desktop-Pearl in seiner Höhle und befahl der AS, eine Verbindung herzustellen. Ihr Gesicht füllte den großen Schirm an der Wand aus und lächelte auf ihn herab. Die kleinen Sommersprossen auf ihren Wangen waren so groß wie seine Handflächen. Sie redeten eine Stunde. Er rief noch dreimal an
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