Drachentempel 01 - Sternenträume
gehabt. Ich dachte, das sei es gewesen, und dass ich dich nie wiedersehen würde und dass du deinen Freunden erzählen würdest, wie einfach ich zu haben gewesen bin. Und dann hast du heute Morgen dagestanden und auf mich gewartet und …« Sie weinte schon wieder.
Er nahm ihr Gesicht in die Hände und zog es sanft zu sich hoch, bis sie ihn ansehen musste. »Das habe ich nicht einen Augenblick lang geglaubt. Ich kann nicht fassen, dass du so etwas von mir gedacht hast. Roselyn, du musst für den Rest deines Lebens bei mir bleiben, weil ich nie wieder einen so wunderbaren Menschen finden werde. Niemals. Und wenn sich irgendjemand Sorgen machen muss, dann bin ich das. Du brauchst nur einen Blick auf all die anderen supersportlichen Typen in der Schule zu werfen, um zu bemerken, was für einen Fehler du mit mir gemacht hast.«
»Nein!« Sie legte die Hand um seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. »Nein, Lawrence, nein. Ich will nicht irgend so einen hirntoten Sporttrottel. Ich will dich.«
Sie standen eine ganze Weile eng umschlungen da, während Geckos und Salamander die Kuppel mit ihren eigenartigen Rufen erfüllten. Schließlich lächelte Roselyn schwach und wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht. »Ich muss schrecklich aussehen!«
»Du siehst wundervoll aus.«
»Das ist wirklich lieb von dir, aber ich werde mich ganz bestimmt nicht so bei deiner Mutter zeigen.«
»Äh … wir können vorher einen Abstecher in meine Bude machen, wenn du meinst.«
Lawrence war von milden Selbstzweifeln erfüllt, während er die Garagentür öffnete. Als er mit Roselyn an seiner Seite auf seine Räuberhöhle sah, spürte er mit unbehaglicher Deutlichkeit, wie schräg sie ihr vorkommen musste. Sein eigenes privates Imperium. Es verriet ein wenig zu viel über sein wahres Selbst.
Roselyn ging in die Mitte des Raums und drehte sich langsam im Kreis, während sie alles in sich aufnahm. »Es … es ist sehr …«
»Traurig? Egomanisch? Geschmacklos?«
»Nein. Es ist nur, dass nur ein Junge sich so einrichten kann.«
Roselyn fuhr mit der Hand über den Rücken des heruntergekommenen Sofas. Sie sah Lawrence an. Er erwiderte ihren Blick.
Das Garagentor war noch nicht wieder ganz geschlossen, als sie bereits übereinander herfielen und gegenseitig an ihrer Kleidung zerrten.
»Was machst du eigentlich hier drin?«, fragte Roselyn hinterher. Sie lag auf dem Sofa, und ihr Kopf ruhte in seinem Schoß.
Lawrence hatte noch immer Mühe mit der Anwesenheit eines nackten Mädchens in seiner Höhle. Beides wollte irgendwie nicht zusammenpassen. Obwohl, je länger er darüber nachdachte, desto aufregender war es gewesen, hier drin Sex zu haben. Verbotene Früchte. »Nicht viel. Es ist ein Platz, zu dem ich gehen und mich entspannen kann. Wo ich ganz ich selbst sein kann.«
»Okay, das verstehe ich. Manchmal wünsche ich mir, meine lieben Geschwister würden nicht existieren! Ich war einen ganzen Monat lang mit ihnen zusammen auf einem Raumschiff eingepfercht. Kein Entkommen! Aber was machst du, wenn du ganz du selbst bist?«
»Nichts Interessantes. Ich beschäftige mich mit Elektronik und ähnlichem Zeugs. Das meiste von diesem Plunder da. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, es zum Laufen zu bringen. Außerdem mache ich hier meine Hausaufgaben, und ich spiele jede Menge I-Games.«
»Wie Halo Stars ?«
»Das ist ein ganz neues, ja.« Er stockte verlegen – andererseits hatte er ein nacktes Mädchen bei sich. Persönlicher ging es kaum. »Als ich jünger war, habe ich Stunden damit verbracht, meine Lieblingsshow dort oben auf dem großen Schirm zu sehen.«
»Und welche war das?«
»Ich bezweifle, dass du davon gehört hast. Flight: Horizon .«
Ihre Nase kräuselte sich. »Ich glaube schon. Es ist eine alte SF-Serie, stimmt’s?«
»Ja. Es geht um ein Raumschiff, das die andere Seite der Milchstraße erforscht. Ich hab nie herausgefunden, wie sie zu Ende gegangen und ob das Schiff wieder nach Hause zurückgekehrt ist.«
»Warum hast du keine Nachricht an den Vertrieb auf der Erde geschickt? Es kann nicht so viel kosten, sich die komplette Serie zu bestellen.«
»Das hab ich tausend Mal versucht! Ich hab nie eine Antwort bekommen. Ich schätze, die Gesellschaft ist pleite gegangen oder was weiß ich.«
»Nichts verschwindet jemals aus dem Datapool. Deswegen expandiert er ja auch unaufhörlich. Die Leute führen unaufhörlich neue Speicherkapazität zu, und die Suchmaschinen können die Massen
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