Drachentempel 02 - Drachenfeuer
jemand redete ein Wort, als sie an diesem Abend gingen. Lawrence hörte, dass es in anderen Teams während der drei letzten Tests fast zu Schlägereien gekommen wäre. Wenigstens hatte sich seine Gruppe einigermaßen zivilisiert verhalten. Das musste ihnen zum Vorteil gereichen.
Joona stand auf dem Platz. Der Kartoffelstand war ebenfalls zurück, zusammen mit einer größeren Gruppe von Demonstranten. Sie erblickte ihn und fing ihn ab. Lawrence versuchte, die verblüfften Blicke der anderen Kandidaten mit einem Lächeln abzutun. Obwohl er genau wusste, was sie denken mussten.
»Ihres«, sagte Joona knapp und drückte ihm einen EZ-Zwanziger in die Hand. »Ich brauche Ihre Mildtätigkeit nicht.«
»Es war keine Mildtätigkeit. Ich war besorgt wegen Ihres Zustands, das ist alles.«
»Hab ich Sie darum gebeten?«
»Wie denn? Sie wussten ja nicht einmal mehr, auf welchem Planeten Sie waren.«
Sie wandte sich brüsk um und marschierte zurück zu ihren Freunden. »Ich habe in dieser Stadt überlebt, bevor Sie hergekommen sind, Spaceboy.«
»Tut mir Leid, dass ich mich um Sie gekümmert habe!«, rief er ihr hinterher.
An jenem Abend aß er im Holiday Inn.
Tag vier bestand aus Interviews und Auswertungen. Als Erstes wurde Lawrence von zwei College-Offizieren über seinen Hintergrund und seine Motivation befragt sowie über seine Vorlieben und Abneigungen. Er wusste, dass er höflich und bescheiden und ehrlich und entspannt bleiben und zeigen musste, dass er einen Sinn für Humor besaß und über alle Maßen interessant war. Ziemliche Aufgabe, all diese Begabungen in neunzig Minuten zu packen, während man seine Lebensgeschichte erzählte und sie so darstellte, dass die Inquisitoren es gar nicht wagen können, einen nicht im College aufzunehmen.
Die zweite Unterhaltung fand mit einer Assistentin des Deputy Principal statt. Es war eine vergnügte ältere Frau in Kleidern, die seit einem Jahrhundert außer Mode waren, wahrscheinlich, um sich in eine autoritäre, gouvernantenhafte Aura zu hüllen. Sie saßen sich an einem stahlblauen Schreibtisch in ihrem Büro gegenüber, einem Raum im dritten Stockwerk mit einer hübschen Aussicht auf den Kanal.
Daten scrollten über ihr Desktoppaneel, das gerade so gestellt war, dass er nichts lesen konnte.
»Sie haben sich in den Simulationen sehr gut geschlagen«, sagte sie. »Gute Reflexe, guter räumlicher Instinkt – was auch immer das ist. Gute Leistungen in logischer Analyse. Gute Integration in die Gruppendynamik. Ein schneller Denker. Möchten Sie vielleicht irgendeinen Kommentar dazu abgeben, Mr. Newton?«
»Die letzten drei Simulationen gestern waren ein Chaos. Zu viel Wettbewerb.«
»Das ist richtig. Das ist der Grund, warum wir sie in die Tests mit einschließen. Betrachten Sie sie als einen Test, wie selbstlos Sie sein können.«
»Und war ich?«
»Sie haben jedenfalls gezeigt, dass Sie sich der Situation bewusst waren. Es war eine reife Reaktion. Sie haben das Potenzial, Offizier zu werden.«
»Ausgezeichnet.« Lawrence konnte nicht anders; er zeigte ein hungriges Grinsen.
»Was mir einigermaßen Kopfzerbrechen bereitet. Verstehen Sie, diese Wochen suchen wir nach mehr als Kompetenz. Wir müssen auch Ihren Anteil an Zantiu-Braun in unsere Rechnung mit einbeziehen. Und offen gestanden, wir haben Kandidaten mit den gleichen Fähigkeiten, die einen sehr viel größeren Anteil an Zantiu-Braun besitzen als Sie.«
Lawrence behielt mühsam seinen Ausdruck freundlichen Respekts. »Ich vermute, die anderen haben ihre Anteile ausnahmslos geerbt. Es ist überhaupt nicht möglich, dass jemand meines Ranges in der Strategischen Sicherheit einen höheren Anteil verdienen kann, als ich ihn habe. Viele Platoon-Mitglieder der Flotte besitzen sehr viel geringere Anteile. Das sollte Ihnen mehr als alles andere zeigen, wie sehr ich gegenüber Zantiu-Braun loyal bin.«
»Das tut es, Lawrence, und es ist tatsächlich sehr beeindruckend, genau wie der Bericht Ihres kommandierenden Offiziers. Doch die Zahlen sprechen für sich. Außerdem müssen wir uns an unsere einmal gewählte Methode der Selektion halten. Das verstehen Sie doch, oder?«
Er nickte heftig. Das ist ein Abschuss, dachte er. Sie wirft mich hinaus. Ich habe versagt. Versagt! Seine Finger schlossen sich fest um die Armlehne des Stuhls.
»Gut«, sagte sie. »Ich würde vorschlagen, dass Sie sich in zwei Jahren erneut bewerben. Mit den Ergebnissen der letzten drei Tage würden wir Sie jederzeit für ein weiteres
Weitere Kostenlose Bücher