Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Assessment willkommen heißen. Und bis dahin sollte Ihr Anteil einen ausreichenden Prozentsatz erreicht haben.«
»Danke sehr.« Das war es also, worauf es letzten Endes hinauslief. Danke sehr. Sein Lebenstraum, verwehrt. Danke sehr. Fünf Jahre hingebungsvoll dieser Gesellschaft gewidmet, sein Leben für sie eingesetzt. Danke sehr. Er hatte seiner eigenen Welt den Rücken zugekehrt, seiner Familie, seiner einzigen Liebe. Danke sehr. Danke sehr. Ich danke Ihnen verdammt noch mal sehr.
Es war sonnig und kalt, als er die Steinstufen hinunter und auf den Platz marschierte. Ein wolkenloser azurblauer Himmel leuchtete über ihm. Er blinzelte wegen des grellen Lichts, und seine Augen tränten. Normalerweise war es bereits dunkel, wenn er aus dem Hauptquartier kam. Menschen kamen ihm in den Weg, als er davonging. Er schob sich an ihnen vorbei, ohne auf ihre Proteste zu achten. Trams genauso. Sollten sie verdammt noch mal warten. Diese dämlichen Radfahrer waren ständig im Weg.
Glücklicherweise war die Bar fast leer. Doch es war erst drei Uhr nachmittags. Wenn die abendlichen Gäste eintrafen, wollte Lawrence zurück ins Hotel und den Zimmerservice für die restliche Nacht in Anspruch nehmen. Er öffnete seinen Mantel und kletterte auf einen Barhocker. »Margarita«, bestellte er. »Ein Glas.« Er knallte zwei EZ-Zwanziger auf den Tisch. »Und zwar ein vernünftiges Glas. Mit Salz.«
»Jawohl, Sir.« Der Barmann würde nicht argumentieren, noch nicht.
Lawrence ließ den Kopf in die Hände sinken und stieß einen gequälten Seufzer aus. Es überraschte ihn, dass er nicht schrie vor Wut. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Verdammte Scheiße!«
Irgendjemand zog sich den Hocker neben ihm zurecht und setzte sich darauf. Als hätten sie nicht die ganze verdammte beschissene Bar, um sich einen anderen Platz zu suchen. Er riss wütend den Kopf herum, um dem Neuankömmling die Meinung zu … »Oh.«
»Ich dachte, ich sehe besser nach Ihnen«, sagte Joona leicht verlegen. »Sie wären fast von einer Tram überfahren worden.«
Er wandte sich ab. »Genießen Sie Ihren Augenblick des Triumphs.«
»Das Leiden anderer ist niemals ein Grund für persönlichen Triumph.«
»In diesem Fall behalten Sie Ihre Hippie-Philosophie für sich. Sie kotzt mich an.«
»Man hat Sie abgelehnt.«
»Ja. Zufrieden? Man hat mich abgelehnt. Bastarde.«
»Haben sie Ihnen gesagt warum?«
»Ich bin nicht reich genug. Das war es letztendlich. Meine Anteile an der Company sind nicht groß genug. Verdammt noch mal, ich investiere dreißig Prozent meines Lohns in Zantiu-Braun-Aktien! Ein Drittel von allem, was ich verdiene, fließt geradewegs wieder zurück in die Company! Was zur Hölle wollen sie denn noch?«
»Ich weiß es nicht. Was haben Sie von ihnen erwartet?«
»Eine faire Chance. Nein, eigentlich nicht. Ich hätte es wissen müssen. Von allen Leuten hätte ich es wirklich wissen müssen. Ich weiß, wie Companys funktionieren. Was wirklich zählt.«
Der Barmann stellte den Margarita-Becher vor ihm hin und schob einen Deckel für das Glas nach vorn. Es war ein richtiges Margarita-Glas mit einem dünnen Salzstreifen rings um den Rand.
»Was zählt denn?«, fragte Joona.
»Interne Politik. Wollen Sie auch einen davon, oder müssen Sie noch zurück und meine Cyborgkameraden von der Company anbrüllen?«
»Wir arbeiten nicht nach Schichtplan.«
Lawrence nickte dem Barmann zu. »Noch ein Glas, bitte.«
Das Aufwachen war von der zeitlosen Frage begleitet: Wo bin ich? Lawrence öffnete die Augen und sah einen langgestreckten Raum mit einem Schreibtisch und zwei abgewetzten gemütlichen Sesseln an einem Ende. Der Boden bestand aus nackten Holzdielen mit ein paar Läufern darauf. Auf einem davon lag er. Gegenüber befand sich ein breites Bogenfenster mit dicken alten Vorhängen davor. Das Licht von Straßenlaternen fiel durch die Spalte an den Seiten und erzeugte einen trüben, gelblichen Schein an den Wänden. Mehrere große Drucke hingen über dem kleinen Ofen, Poster von verschiedenen Ausstellungen und Dichterlesungen, die Jahrzehnte her waren. Definitiv eine Studentenbude. Die Tür war gerahmt von hellem Licht. Als er den Kopf hob, sah er am anderen Ende des Zimmers ein Bett. Joona saß darauf, mit dem Rücken gegen das beschlagene Messing gelehnt. Sie hatte einen Schal um die Schultern gewickelt. In einer Hand hielt sie einen Joint, dessen Ende in der Dunkelheit schwach glomm.
»O Scheiße«, murmelte er. Wenigstens trug er noch immer
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