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Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Titel: Drachentempel 02 - Drachenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schnellen Bewegung zurückzuziehen.
    Lawrence erinnerte sie nicht daran, dass sie nackt war; er hätte geklungen wie seine eigene Mutter. Doch das Fenster war beschlagen mit Luftfeuchtigkeit, und dahinter waren nur undeutlich die grauen Umrisse anderer Häuser zu erkennen. Joona erschauerte und rieb sich die Arme. Die Luft im Zimmer war kalt genug, um ihren Atem als dünnen Dampf sichtbar zu machen.
    »Willst du mich schon wieder verlassen?«, fragte sie.
    »Ich habe keine Pläne, genau wie du.«
    »Offen gestanden dachte ich daran, nach Schottland zu fahren.«
    Er wusste nicht genau, ob es als Einladung gedacht war. Sie war bestimmt nicht sein gewöhnlicher Typ Frau, nicht mit all dieser nervösen Energie und ihrer Hingabe an diese dämlichen Ideale. Er konnte sich nicht vorstellen, je mit ihr in Cairns über den Strip zu spazieren und sich einen schönen Abend zu machen, nachdem die Sonne untergegangen war. Genau genommen konnte er sich nicht einmal vorstellen, wie sie herzlich lachte. Er hatte nie mehr als hin und wieder ein ironisches Grinsen bei ihr beobachtet. Andererseits wusste sie definitiv genau, was sie wollte. Genau wie Roselyn. Doch im Gegensatz zu Roselyn war sie nicht glücklich mit ihrem Leben. In diesem kleinen Körper war eine Menge Wut angestaut. Eine stupide Form von Wut, auch wenn er ihr das niemals ins Gesicht gesagt hätte. Sie war viel zu sehr von ihren Idealen eingenommen, um gegenteilige Meinungen willkommen zu heißen. Er schätzte, dass sie das ziemlich einsam machte.
    Das Zimmer besaß eine Ausstrahlung, die ganz sie allein war. Es war nicht nur die Luft, die kalt war. Die meisten Leute, dachte er, würden sich instinktiv von ihr fern halten.
    Aber warum ich nicht?
    Zwei einsame Menschen. Vielleicht war das der Grund, warum sie in der Bar umeinander herumgetanzt waren. Sie waren keine Gegenteile, die sich angezogen hatten.
    »Ich war noch nie in Schottland«, sagte er.
    Joona beugte sich über den Heizsteinblock, der in dem alten Ofen saß, und erhöhte die Wärmeabgabe. Die schwarze Oberfläche begann in dunklem Orange zu glühen, als wären noch immer Scheite auf dem Rost. »Möchtest du mitkommen?« In ihrer Stimme schwangen Überraschung und Hoffnung mit.
    »Sicher. Falls du möchtest, dass ich mitkomme.«
    »Ich hätte nichts dagegen. Es wäre schön.«
    Einen Augenblick lang glaubte er, sie würde wieder zurück zu ihm ins Bett springen. Statt dessen packte sie ein großes, rot-grün kariertes Nachthemd von der Rücklehne eines Stuhls und zwängte sich hinein.
    »Ich stell Kaffee in die Mikrowelle«, sagte sie. »Anschließend muss ich meine Yoga-Übungen machen. Sie helfen mir, in mir selbst zu ruhen. Danach können wir aufbrechen.«
    »In Ordnung«, sagte er, überrascht von der Geschwindigkeit der Entwicklung. »Ich kann meine Sachen aus dem Hotel auf dem Weg zum Bahnhof abholen.«
    »Könntest du die Fahrscheine besorgen? Ich hasse es, den Datapool zu benutzen. Ich gebe dir das Geld wieder.«
    »Sicher.« Er suchte seine Kleidung zusammen und fragte sich, wozu um alles in der Welt er nun schon wieder ja gesagt hatte.
     
     
    Lawrence und Joona nahmen einen Expresszug direkt von Amsterdam nach Edinburgh. Die Strecke beschrieb ein riesiges U, zuerst südlich nach Paris, dann über London und schließlich erneut nach Norden zum Ende der L-Pulse-Linie in Waterley. Der Expressterminus war unter den ursprünglichen Bahnhof gegraben worden, ohne dass das Gebäude an der Oberfläche sich verändert hätte. Sie schleppten ihr Gepäck zu den Aufzügen und über das Gewirr alter Bahnsteige unter dem weitläufigen schmiedeeisernen Glasdach und bestiegen den lokalen Zug nach Glasgow. Altmodische Induktionsschienen führten noch immer mitten durch die Stadt und unterhalb des alten Schlosses vorbei, das auf seinem felsigen Hügel thronte. Lawrence beobachtete, wie es vorüberglitt, fasziniert von den massiven Steinblöcke, und fragte sich, wie zur Hölle die Erbauer sie ohne Roboter auf den Hügel geschafft und verbaut hatten.
    Nachdem sie die Vororte hinter sich gelassen hatten, beschleunigte der Zug glatt bis auf zweihundert Stundenkilometer. Es war das Schnellste, was er schaffte; die Schienen in diesem Teil Schottlands verliefen immer noch genau wie seit Jahrhunderten. Sie waren im ersten Jahrzehnt des Dampfmaschinenzeitalters gebaut worden, und sie folgten den Konturen der zerklüfteten Highlands. Die Kurven waren zu scharf, um dem Zug seine übliche Höchstgeschwindigkeit zu gestatten.

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