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Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Titel: Drachentempel 02 - Drachenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gesamten Kamm, fast wie die Schritte eines Riesen. Er studierte sie und versuchte, einen Weg nach oben zu erkennen.
    Indigofarbene Symbole schoben sich über sein Sichtfeld. Medizinische Warnungen informierten ihn über den Zustand der Wunde. Er reagierte, indem er eine weitere Dosis Medikamente in seinen Blutkreislauf injizierte. Die kühle Taubheit breitete sich über seine Rippen aus. Gelegentlich begann er zu zittern, und der Skinsuit imitierte die Bewegung automatisch.
    Diesmal erhob er sich langsam und vorsichtig. Trotzdem fühlte er sich, als er endlich stand, als wäre sein Körper aus Gelee und würde nur von der harten Form des Skinsuits aufrecht gehalten. Es war ein eigenartiges Gefühl, und so befahl er eine Stimulans-Infusion. Sein Verstand wurde schnell wieder klar, und er starrte angestrengt nach oben, um einen Weg über den Kamm zu finden.
    Als er die höchste Stelle erreicht hatte, sah er die Sattelebene vor sich. Die dicke Wolkendecke hing keine fünfhundert Meter über ihm. Zu beiden Seiten bildeten die Berge massive geschwungene Wände aus nacktem Fels, übersät mit schmalen Schluchten und tiefen Falten. Es war ein geschlossenes Universum, das ihm keine große Wahl ließ. Nach seiner Karte zu urteilen, waren es bis zur anderen Seite nur noch zehn Kilometer.
    Der Sattel war eine klassische alpine Wüste. Für Lawrence sah es aus wie die Oberfläche des Mars. Der nackte Boden besaß eine düstere rote Farbe und war übersät mit kleinen scharfkantigen Steinen. Hier oben lebten keine Tiere und keine Insekten. Selbst die kleinen Krustenpflanzen, die unter Steinen hervorlugten, wirkten vertrocknet. Sein Skinsuit berichtete, dass der Atmosphärendruck nur ein Drittel dessen betrug, was auf Meereshöhe herrschte. Die Atemgrills hatten alle Mühe, genügend Sauerstoff aus der eisigen Luft zu extrahieren.
    Er war einen Kilometer hinter dem Rücken, als es anfing zu schneien. Es waren keine großen, weichen Flocken, die aus dem Himmel sanken, sondern kleine, harte Kügelchen aus Eis, die der Wind ihm direkt ins Gesicht trieb. Er sah, wie sie von seinem Skinpanzer abprallten. Die Sicht war auf sieben Meter herunter. Laserradar war nutzlos. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, auf Infrarot oder schwaches Licht umzuschalten. Er verließ sich einzig und allein auf sein Trägheitsleitsystem. Das musste reichen.
    Bevor der Schneesturm ihn eingehüllt hatte, war Weitergehen das Einzige gewesen, das zählte, nur das Ziel vor Augen. Alles andere wäre Betrug am Platoon gewesen – und das würde er niemals tun. Jetzt begann Lawrence darüber nachzudenken, was er tun würde, falls er den Kratersee tatsächlich erreichte. Er hatte ein volles Magazin für den Karabiner. Doch die Dorfbewohner waren mit merkwürdigen Sternenwaffen, elektromagnetischen Bomben, Biotechnologie von Santa Chico und Prime ausgestattet. Er brauchte dringend ärztliche Behandlung und Blut für seinen Skinsuit. Anschließend musste er nur noch herausfinden, was die Quelle ihres Reichtums war und einen Teil davon für sich abzweigen. Oh, und ihn wieder nach Memu Bay transportieren.
    Blind, allein, eingehüllt von einem versagenden Skinsuit in einer Umgebung, die ihn innerhalb Minuten töten würde, begann Lawrence Newton zu lachen. Und all das nur – was für ein Wahnsinn – um sich einen Weg zurück nach Amethi zu erkaufen. Das Zuhause, aus dem er davongelaufen war, damit er das Universum erforschen konnte. Die Erinnerung fiel ihm schwer, doch damals hatte Lawrence Newton geglaubt, dass die Sterne voller Wunder wären. Was hatte er Roselyn gleich am ersten Tag gesagt, als sie sich kennen gelernt hatten?
    Es ist einfach nicht exotisch, wo man lebt. An exotischen Orten leben immer nur die anderen.
    Heute wusste er: Es war immer irgendwo anders. Hätte er eine Chance gehabt, wäre der junge Lawrence Newton immer nur weitergeflogen und niemals wieder zurückgekehrt.
    Habe ich mich damals wirklich so sehr selbst gehasst?
    Er lächelte glücklich, als die Gedanken an Roselyn ihr Bild vor seinen Augen entstehen ließen. Das eine Symbol, das ihn niemals im Stich ließ. Seine Hand betastete seine Brust und spürte den kleinen Anhänger unter dem Skinsuit.
    Es wäre schön, sie ein letztes Mal zu sehen.
    Die Wolken zogen vorbei, als er noch zwei Kilometer vom Rand der Sattelebene entfernt war, und es hörte auf zu schneien. Sterne leuchteten hell in der dünnen klaren Luft. Zwei Zentimeter Eiskörner bedeckten den Boden. Seine Stiefel knirschten bei

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