Drachentempel 02 - Drachenfeuer
folgte einige Minuten später, die Haare feucht von der Dusche. »Ich konnte nicht schlafen«, gestand er.
»Ich auch nicht.« Sie gab ihm sein Frühstück, Hefegebäck mit Rührei und Räucherlachs.
Er begann hungrig zu essen. »Danke.«
Denise setzte sich ihm gegenüber und nippte an ihrem Tee. »Irgendwelche genialen Einfälle in letzter Sekunde, um eine Konfrontation zu vermeiden?«
»Ich fürchte nein. Tut mir Leid.«
»Ich weiß auch nichts.«
»Es hängt alles von den Drachen ab. Wir wissen einfach nicht genug über sie. Ich habe die Erinnerungen unseres Drachen durchforstet, was vergangene Drachenzivilisationen angeht. Es gibt nicht sehr viele. Wir können lediglich auf Verallgemeinerungen zurückgreifen, und sie sind ebenfalls beschränkt. Die Drachen scheinen nichts anderes zu tun, als passiv Informationen in sich aufzunehmen und die nützlichen Teile herauszufiltern, um sie ihren Nachkommen zu vererben. Daraus folgt, dass sie relativ gutartig sein müssten.«
»Das hoffe ich.« Sie beobachtete, wie er sein Frühstück in sich schaufelte. »Bist du gar nicht nervös?«
»Wozu? Es würde uns nicht weiterhelfen.«
»Ich war in Memu Bay auch nicht nervös.«
»Das lag daran, dass du gewusst hast, was du tust. Du hattest alles unter Kontrolle. Willkommen auf der anderen Seite.«
»Glaubst du wirklich, dass sie gutartig sind?«
»Ja. Aber das bedeutet noch nicht, dass sie automatisch auf unserer Seite stehen. Wenn wir sie bitten, uns gegen andere Mitglieder unserer Spezies zu unterstützen, würde das bedeuten, dass sie sich in menschliche Angelegenheiten einmischen. Wir müssten unsere Bitte rechtfertigen. Und das hätte zur Folge, dass sie über uns urteilen.«
»Woher nimmst du nur all die philosophischen Ansätze? Bist du vielleicht ein heimlicher Xenophysiologe?«
Er trank den letzten Rest Orangensaft und grinste auf seine breite, aufreizende Art »Erinnere mich daran, dass ich dir irgendwann einmal erzähle, wie ich meine Kindheit verschwendet habe. Man verbringt keine drei Jahre mit den Reisen der Ultema , ohne nicht wenigstens etwas über die Perspektive von Aliens zu lernen.«
Sie kehrten für den Austritt aus der Kompression auf die Brücke zurück. Das Prime verbrachte zwei Stunden damit, die Fusionsantriebe für die Zündung vorzubereiten, sobald sie aus dem Wurmloch waren. Konsolenschirme leuchteten auf, als Lawrence und Denise die externen Sensorbilder nach Dringlichkeit ordneten.
»Kannst du das alles mitverfolgen?«, fragte Lawrence den Drachen. Während der Reise hatten sie die Bandbreite zur Xianti mit Hilfe mehrerer Hundert Glasfaserkabel erhöht und den Drachen direkt mit dem Netzwerk der Koribu verbunden.
»Ja, danke sehr«, antwortete der Drache.
»Dreißig Sekunden«, sagte Denise.
Lawrence beobachtete die Displays, während der Energieinverter herunterfuhr. Die Hälfte der Kamerabilder zeigte nicht mehr das Nichts des Wurmlochs, sondern ein rotes Glühen. Die andere Hälfte zeigte Sterne, die hell vor einem gewöhnlichen Weltall funkelten. Das Radar fand keine massiven Objekte im Umkreis von fünfhundert Kilometern. Das Prime aktivierte weitere Sensoren. Lawrence benutzte seine optronischen Membranen, um die Bilder zu empfangen.
Die Koribu war vierzig Millionen Kilometer über der nebelhaften Photosphäre des Aldebaran aus der Kompression gekommen. Für Lawrence sah es aus, als würde das Raumschiff durch einen Ozean aus konturlosem rotem Nebel rauschen. Der Horizont war so fern, dass er über ihnen zu liegen schien. Es gab keine wahrnehmbare Krümmung. Stern und Weltraum waren absolut zweidimensional.
Symbole flossen über das Bild. Die meisten betrafen das thermische Profil der Koribu . Infrarote Strahlung von der Sonne überflutete den Rumpf. Das Prime feuerte die sekundären Raketenmotoren und initiierte ein langsames Rollmanöver, sodass die Hitze gleichmäßig über den gesamten Rumpf verteilt wurde.
»Die Wärmetauscher haben im Augenblick noch keine Probleme«, sagte Denise. »Es ist allerdings wärmer, als wir erwartet hatten. Möglich, dass wir unseren Orbit in Kürze erhöhen müssen.«
»Die Strahlung ist ebenfalls stark. Die Solarwinddichte ist hoch. Es gibt eine Menge Partikelaktivität da draußen. Das ist viel schlimmer als die Wärme.«
Als er seine Perspektive wechselte, um den Rumpf zu betrachten, sah er Linien aus blassem violettem Licht über Streben und Folienisolation tanzen. Metallkomponenten glänzten blendend hell, als der
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