Drachentempel 02 - Drachenfeuer
hart. Es ist wegen eurer Überzeugungen; alle anderen müssen sich irren, meist dürfen sie nicht einmal abweichende Meinungen haben. Und jetzt stehst du da und musst einsehen, dass das, was du getan hast, falsch war. Du hast dich der Anthropomorphie schuldig gemacht.«
»Hab ich nicht! Unser Drache ist ein fühlendes Wesen, das Respekt verdient! Sein Ursprung spielt keine Rolle! Es zählt nur das, was er ist. Wir haben das Richtige getan, indem wir ihn hierher gebracht haben. Die Tatsache, dass er einzigartig ist, macht es um so wichtiger. Ich würde das Gleiche wieder und immer wieder tun. Er verdient eine Chance, sich zu entwickeln. Er hat ein Recht zu leben.«
»Ein Menschenrecht?«
»Ja!«, erwiderte sie heftig. »Ein Menschenrecht. Es ist ein universelles Recht! Wir haben den Drachen aus seiner Nicht-Existenz befreit, wir haben von ihm genommen, und jetzt müssen wir es ihm zurückgeben. Es ist mir völlig egal, was du denkst! Ich weiß, dass ich Recht habe! Zur Hölle mit dir, verdammter Kerl!«
»Meine Güte, bis du halsstarrig!« Er aktivierte den Kommunikationslink. »One, kannst du mir verraten, ob ihr Wissen mit anderen Spezies austauscht?«
Sein Tonfall war so scharf, dass Denise ihn wütend anstarrte. Er grinste auf seine irritierende Art und Weise zurück.
»Das tun wir«, antwortete One.
»Jegliches Wissen?«
»Jegliches Wissen. Dazu existieren wir.«
»Dann hättest du keine Einwände, wenn wir unseren Drachen mit den Patternformsequenzern auf eine Weise erweitern, die wir als angemessen betrachten?«
»Nein.«
Denise lächelte ihn dankbar an. Es war zwar nicht das, was sie gewollt hatte, aber wenigstens hatten sie nun eine Chance, ihrem Drachen zu helfen, zu etwas anderem als inerter Masse zu werden.
»Habt ihr denn keine Sorge, dass andere Spezies dieses Wissen missbrauchen könnten?«, fragte Lawrence weiter. »Wenn sie euer Wissen beispielsweise dazu benutzen würden, Waffen zu bauen?«
»Wenn man weiß, wie man die Daten zu interpretieren hat, um sie zu verstehen, dann hat man bereits die Fähigkeit, ähnliche Waffen zu bauen. Waffen sind kein technologisches Problem. Sie resultieren aus der Natur der Gesellschaft einer Spezies.«
»Mit anderen Worten, wir müssen für uns selbst verantwortlich sein.«
»Selbstverständlich«, antwortete One.
»Dürfen wir in dieser Hinsicht ebenfalls um deine Hilfe bitten?«
»In welcher Hinsicht?«
»Andere Mitglieder unserer Spezies werden in Kürze eintreffen. Gebt ihnen euer Wissen nicht.«
»Wissen ist universal. Wissen darf nicht verweigert werden.«
»Ich möchte nicht, dass ihr es verweigert. Haltet es nur für eine Weile zurück, das ist alles. Euer Wissen könnte unserer Spezies sehr gefährlich werden, wenn es nicht mit allen geteilt wird. Ein Mann in einem der Schiffe, die uns folgen, möchte ein Monopol daraus machen, sodass er es dazu benutzen kann, anderen seine Ideale aufzuzwingen. Betrachtest du dies nicht als falsch?«
»In dem von dir genannten Kontext ist es falsch.
Aber woher weiß ich, dass die, die dir folgen, versuchen werden, andere damit zu dominieren? Woher weiß ich, dass nicht du es bist, der diese Strategie verfolgt?«
Lawrence blickte Denise an und zuckte die Schultern. »Verdammt, ich habe seine Paranoia aufgeweckt! Was machen wir jetzt?«
»Unser Drache kann dir alles über unsere Absichten berichten«, sagte Denise.
»Ich bin damit einverstanden«, bestätigte der Arnoon-Drache.
»Das kann ich nicht akzeptieren«, sagte One. »Die Prozessroutinen des Fragments entstammen euren genetischen Algorithmen. Das Fragment ist eure Kreatur.«
Denise starrte wütend auf den Schirm mit dem Bild von One, einem winzig kleinen schwarzen Punkt vor dem strahlend roten Nebel. »Was nun?«
»Verlass dich auf die menschliche Natur«, sagte Lawrence. »Dürfen wir uns dir nähern?«, fragte er den Drachen. »Unser Schiff leidet stark unter dieser Umgebung, und dein Schatten würde uns Schutz bieten. Außerdem wären wir dort sicherer.«
»Sicherer in welcher Hinsicht?«
»Sicherer vor dem offenen Raum. Der Mensch, der uns folgt, ist möglicherweise gewalttätig. Er wird nicht riskieren, so nah bei dir Waffen zu benutzen.«
»Also schön.«
»Anschließend könntest du warten, bis ein drittes Schiff eintrifft. Die Informationen könnten dann an alle gleichzeitig weitergegeben werden. Das würde für ein Gleichgewicht sorgen, oder?«
»Ich werde warten.«
Simon hatte die gesamte Reise in der Krankenabteilung der
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