Drachentempel 02 - Drachenfeuer
phosphoreszierende Schimmer über sie glitt. »Hey, wir kriegen eine Art Elmsfeuer ab.«
»Hoffen wir, dass unsere Isolation es aushält.«
»Ja, hoffen wir’s. Also schön, Langstreckenradar fährt hoch.« Sechs Multiphasenantennen entfalteten sich aus ihren Nischen um die Mitte der Frachtsektion herum, flache, aschgraue Rechtecke mit einer Seitenlänge von zwanzig Metern. Sie klappten parallel zum Rumpf und sondierten das chaotische Klima rings um die Koribu .
Das Prime überlagerte die visuellen Bilder mit dem Abtastwinkel. Ein Punkt aus fester Materie erschien in einer Entfernung von dreiundvierzigtausend Kilometern. Er befand sich in einem Orbit, der zweitausend Kilometer niedriger war als der Orbit der Koribu . Ein weiterer Punkt wurde in einer Entfernung von fünfzigtausend Kilometern entdeckt. Ein dritter war mehr als zweiundsiebzigtausend Kilometer entfernt. Der Fokus des Radars veränderte sich und erzeugte ein höher auflösendes Bild des ersten. Er maß zwanzig Kilometer im Durchmesser und war annähernd rund mit ausgefransten geschwungenen Rändern, und er war in der Mitte beträchtlich dicker.
»Sieht mehr nach einer Blume aus als nach einem Drachen, wenn du mich fragst«, murmelte Lawrence.
Das Radar hatte unterdessen sieben weitere Massepunkte in einem Radius von bis zu hundertfünfzehntausend Kilometern entdeckt, alle genauso groß wie der erste.
»Sind das die Drachen?«, fragte Denise atemlos.
»Ich glaube ja«, sagte der Drache.
»Es müssen Tausende sein!«
»Millionen«, sagte Lawrence. Die Vorstellung war erhebend. Bis zu diesem Augenblick hatten sie nicht mit Sicherheit gewusst, dass die Drachen existierten. Sie hatten nur angenommen, dass die Gravitation des Aldebaran die Eier eingefangen hatte, als der Stern noch hell und jung gewesen war, und dass die Expansion zum Roten Riesen dazu geführt hatte, dass sie geschlüpft waren. Hier und jetzt hatten sie den endgültigen Beweis. Die Menschen waren nicht länger allein im Universum. Das Ring-Imperium hatte tatsächlich existiert, als die Galaxis jünger gewesen war.
All seine früheren Tagträume und Hoffnungen hatten sich bestätigt.
Ich kann wirklich nach Hause zurück.
Das Hauptteleskop der Koribu schwang herum und zeigte auf den ersten Drachen. Erneut war er nur als dunkler, konturloser Fleck vor dem roten Glühen zu erkennen. Als die Kommunikationsschüssel den Drachen erfasste, entdeckte sie zahlreiche schwache Emissionen auf verschiedenen elektromagnetischen Bändern.
»Bist du bereit?«, fragte Denise. Sie klang, als redete sie mit einem kleinen Kind.
»Ich bin bereit«, sagte der Drache.
»Dann sag Hallo.«
Der Arnoon-Drache sandte einen Datenpuls an die Kommunikationsschüssel und begann damit, ihn in Abständen von einer halben Sekunde zu wiederholen. Es war eine einfache Sequenz mathematischer Symbole in der Sprache, die in seinen Erinnerungen gespeichert war.
Der Aldebaran-Drache antwortete mit einem wesentlich längeren Puls, von dem kaum etwas verständlich war. Lawrence und Denise schrien vor Entzücken auf und klatschten in die Hände. Er umarmte und küsste sie, überwältigt vom Augenblick, dann setzten sie sich wieder zurück und beobachteten den weiteren Austausch.
Der Arnoon-Drache begann mit dem Übermitteln der Informationen, die sie vorbereitet hatten. Ein Übersetzungsregister des Wenigen, das er in seiner eigenen Sprache hatte, zusammen mit den entsprechenden englischen Ausdrücken. Anschließend folgte ein umfassenderes englisches Wörterbuch mit Querverweisen, sodass die Bedeutungen und Konzepte ein zusammenhängendes Ganzes ergaben. Syntax- und Kommunikationsprotokolle folgten. Schließlich übermittelte der Arnoon-Drache eine kurze enzyklopädische Datei über die Menschheit.
Weniger als drei Sekunden, nachdem der letzte Puls ausgesandt war, antwortete der Aldebaran-Drache: »Willkommen bei unserem Stern. Es ist stets erfreulich, neue Informationen jeglicher Form entgegen zu nehmen.«
Lawrence grinste. »Turing-Test«, sagte er leise zu Denise. »Selbst wenn er nicht wirklich erfreut ist, versteht er das Prinzip; er versucht höflich zu sein.«
Denise nickte und atmete tief durch. »Danke sehr. Wir freuen uns, hier zu sein. Mein Name ist Denise Ebourn. Hast du einen Namen?«
»Ich bin One.«
Sie warf Lawrence einen verwirrten Blick zu. »Hat das irgendeine Bedeutung?«
»Ich bin der erste Drache, mit dem ihr Kontakt aufgenommen habt. One.«
»Ah, ich verstehe.« Denise errötete
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