Drachentempel 02 - Drachenfeuer
beiden Radarquellen erneut. Beide beschleunigten.
»Wie lange, bevor wir die Verfolgung aufnehmen können?«, fragte Simon.
»Diese Frage müsste ich etwa in einer Woche beantworten können«, sagte der Captain.
Das Teleskop der Koribu wurde augenblicklich schwarz, als die nuklearen Gefechtsköpfe rings um die Clichane herum explodierten. Filterprogramme kompensierten die langsam verglühende Strahlenflut. Sie sahen, wie sich das Raumschiff in Gasfontänen wand. Die Fontänen waren durchsetzt von Funken vom Strahlungsblitz und hüllten das riesige Raumschiff in einen Nebel von Sternschnuppen. Die Lecks hatten das Schiff in ein leichtes Taumeln versetzt. Lawrence wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie viel Flüssigkeit verdampfen musste, um etwas so Massives in Bewegung zu setzen. Dann sahen sie das Aufflammen von Raketenmotoren rings um die Frachtsektion, als die AS versuchte, die Lage des Schiffs auszubalancieren.
Lawrence bemerkte, dass er die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte. »Sie sind noch am Leben«, sagte er.
»Bis die Norvelle erneut auf sie feuert«, antwortete Denise. »In dem Zustand, in dem sie sind, wage ich zu bezweifeln, dass sie sich noch einmal verteidigen können.«
»Kannst du dich gegen einen solchen Angriff verteidigen?«, fragte Lawrence den Drachen.
»Nein«, antwortete One. »Es gibt keinen Grund für uns, bewaffnet zu sein. Wir haben nichts anderes als Wissen. Und das geben wir …«
»Ja, schon gut. Das gebt ihr jedem, der es haben will«, sagte Lawrence. »Was geschieht, wenn andere Spezies euch bedrohen?«
»Wir inkorporieren das Wissen um die Bedrohung.«
»Das ist alles?«, fragte Denise. »Das ist alles, was ihr tut? Euch daran erinnern, dass ihr vernichtet wurdet?«
»Wir existieren, um Wissen zu sammeln und zu verteilen. Wir schlüpfen in jeden Sektor der Galaxis und untersuchen, was um uns ist. Sobald das getan ist und die Sonne wieder abkühlt, endet unsere Existenz. Eine andere Sonne wird sie irgendwann ersetzen. Die Verarbeitung von Wissen wird weitergehen, ganz gleich, wie viele Individuen unserer Spezies exterminiert werden. Nur wenige Spezies besitzen überhaupt genügend Waffen, um jeden einzelnen von uns zu zerstören. Inzwischen haben unsere Eier wahrscheinlich sogar andere Galaxien erreicht.«
»Willst du damit sagen, es ist dir egal, wenn du zerstört wirst?«
»Sorge um meine Existenz ist eine Emotion, die ich nicht besitze. Du besitzt sie, weil sie mit deinem Gefühl für Individualität gekoppelt ist. Wir sind kein Kollektivbewusstsein, doch wir empfinden uns als eine Zivilisation, die ewig fortdauern kann. Sämtliche Ereignisse, die wir verfolgen, tragen zu dem bei, was wir sind und was wir werden. Irgendwann wird jegliche Individualität enden. Wir haben dies bereits gewusst, als wir uns erschaffen haben.«
»Die Person, die das zweite Schiff kommandiert, könnte mit deiner Zerstörung drohen, falls sie erkennt, wie verwundbar du bist.«
»Wenn ich bedroht werde, gebe ich das geforderte Wissen weiter. Damit endet die Drohung.«
»Du hast gesagt, du würdest es zurückhalten«, erinnerte Lawrence.
»In der Annahme, dass dadurch ein Gleichgewicht für eure Spezies entsteht. Du hast behauptet, das dritte Schiff würde unser Wissen eurer gesamten Spezies zugänglich machen. Das ist nicht länger möglich.«
»Dann müssen wir wohl selbst zur Erde«, sagte Denise. »Wir müssen das Wissen in Empfang nehmen und vor der Norvelle auf der Erde eintreffen. Dieser verfluchte Roderick! Ich wollte nicht, dass es so weit kommt.«
Lawrence hob einen Fingern. »One, wirst du uns helfen, das Schiff zu reparieren, das soeben beschädigt wurde?«
»Ja. Wir stellen euch Patternformsequenzer zur Verfügung, die sich selbst anpassen werden, um diese Aufgabe zu erledigen.«
»Also müssen wir lediglich die Norvelle außer Gefecht setzen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Beide Schiffe können gleichzeitig repariert werden. Es gäbe kein Monopol, wenn sie zur Erde zurückkehren.«
»Wirst du uns eine Waffe geben, mit der wir die Norvelle außer Gefecht setzen können?«, fragte Denise rasch.
»Nein«, sagte One. »Ihr könnt Wissen erhalten, das euch in die Lage versetzt, eine entsprechende Waffe zu bauen.«
»Und wie lange würde der Bau dauern?«
»Zuerst müsst ihr lernen, wie man Patternform-Systeme einsetzt. Dann müsst ihr das Wissen über die Waffe integrieren, sodass sie extrudiert werden kann.«
»Ja. Wie lange?«
»Ihr seid
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