Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Helmsensoren die Lichtung ab. Es war wie ein Multi-Phasen-Bild, das sich erst dann auflöste, wenn man es aus dem richtigen Blickwinkel betrachtete. Wo er zuvor nur Bäume mit herabhängenden Ästen bemerkt hatte, standen nun Häuser mit tief herabgezogenen kunstvollen Reetdächern, deren organisches Material offensichtlich noch lebte. Was er als zufälliges Muster aus zerfransten Büschen betrachtet hatte, waren in Wirklichkeit kompakte Gärten.
»Heilige Scheiße!«, murmelte Ntoko, als er aus dem Wagen stieg. »Das ist die perfekteste Tarnung, die ich je gesehen habe.«
»Du denkst zu militärisch, Sarge«, sagte Lawrence. »Die Leute hier leben so, das ist alles.«
»Und du weißt alles über diese Leute, was, Spaceboy?«
Erwachsene kamen unter dem Blätterdach hervor – oder aus Türen – und versammelten sich um die geparkten Fahrzeuge des Konvois. Sie hielten ihre lebhaften Kinder fest und warteten auf das, was als Nächstes geschehen würde. Captain Lyaute begann mit seiner Standardrede über Zantiu-Braun, die den Planeten von der Gründungsgesellschaft erworben hätte und gekommen sei, um eine Dividende einzufordern. Statt den gleichen Ärger und Zorn zu zeigen, den die Platoons in Rhapsody und Stanlake erfahren hatten, grinsten die Bewohner von Arnoon nur amüsiert wegen des merkwürdigen Konzepts. Selbst als zwei von ihnen Kollateralhalsbänder erhielten, änderte das nichts an ihrem offenen Spott.
Die Squaddies begannen mit dem Durchsuchen der Häuser, und bald schon musste Lawrence seine Meinung über die Siedler als primitive Kleinbauern ändern. Das Innere der Häuser war alles andere als primitiv. Sie besaßen elektrisches Licht und Klimatisierung und fließendes Wasser; Küchen, die vollständig mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet waren, Kühlschränken, Waschmaschinen, Mikrowellen. Wohnzimmer mit ausgewachsenen Desktop-Pearls mit großen Paneelen und Schirmen, um Tausende von Stunden Multimedia-Aufzeichnungen abzuspielen, die in großen Bibliotheken gespeichert waren.
Abgesehen von den häuslichen Annehmlichkeiten war es die Ausstattung, die Lawrence am meisten beeindruckte. Die Dorfbewohner hatten große Anstrengungen unternommen, um ihre Häuser nach individuellem Geschmack einzurichten. Viele der Gebäude waren mit Schnitzereien verziert, bemalt oder mit Willow-Wolle in leuchtenden Grundfarben überzogen, um die Kurven und Strukturen zu betonen. Die Schnitzereien zeigten ausschließlich hinduistische oder buddhistische Motive mit vielarmigen Göttern oder Göttinnen, die ernst das Dorf kontemplierten, während sie auf machtvollen schlangenähnlichen Drachen saßen. Im Innern der Häuser wurde stimmungsvolle Dekoration vorgezogen, mit Kinderspielzimmern, die Nester aus grellen Mustern und Farben bildeten, Wohnzimmern in elegant abstrakten oder klassisch ornamentalen Stilrichtungen, die sie einladend und gemütlich machten, und Schlafzimmern in kühlen, subtil gemischten Pastellfarben. Er fragte sich, wie viele der Dorfbewohner Künstler waren. Jemand musste sich schließlich um die praktischen Arbeiten kümmern.
Zwischen den Häusern befanden sich Holzwerkstätten, wo das Mobiliar hergestellt wurde, zusammen mit den Trägern und Balken für die innere Struktur der Häuser. Auch eine Töpferei gab es. Eine weitere Werkstatt produzierte Schmuck. Lawrence fand sie schnell. Skins drängten sich um sie herum wie Bienen, die über ihrer Königin schwärmten. Nur wenige Stücke waren aus Gold oder Silber oder Platin, und keines war mit wertvollen Edelsteinen verziert, doch die Armbänder und Anhänger und Ohrringe waren alle wunderschön, sorgfältig und präzise von Hand gefertigt. Die meisten von ihnen besaßen Vertiefungen, um neurotronische Pearls aufzunehmen. Und sie alle wurden in Skintaschen verstaut.
Lyaute hatte den Dorfrat um sich versammelt. Sie waren in einem Pavillon, der als Versammlungsort diente, einem Gebäude, das aus zehn großen Schneebäumen bestand, die im Kreis gepflanzt worden waren und deren obere Äste eng miteinander verflochten waren, um auf diese Weise eine weite Kuppel aus überlappenden Blättern zu bilden, die dünne ultramarinblaue Sonnenstrahlen hindurchließen und zugleich Schutz vor Regen boten. Der Captain war erschrocken über die Tatsache, dass es nichts gab, das wertvoll genug gewesen wäre, um als Beute beschlagnahmt zu werden. Das Dorf hatte eine Ärztin, doch eine rasche Durchsuchung ihrer Praxis ergab lediglich fünf oder sechs Pakete
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