Drachentempel 02 - Drachenfeuer
wartete. »Überprüfen Sie, was ich mache?«
»Gewiss nicht. Es ist ein schwieriger Weg mit mehreren Abzweigungen. Wir wollen nur nicht, dass Sie sich verlaufen, das ist alles.«
Lawrence kicherte, als sie losmarschierten. »Eigenartig. Ich hätte geglaubt, dass es genau das ist, worauf ihr wartet.«
Duane Garcia grinste offen. »Ich gebe zu, dass Ihre Ankunft hier nicht der willkommenste Besuch ist, den wir je hatten. Aber ich möchte wirklich nicht, dass einem von Ihnen hier draußen ein Unfall passiert, wenn auch aus keinem anderen Grund, als dass ich bezweifle, Ihr kommandierender Offizier würde uns glauben, dass es tatsächlich ein Unfall war.«
»Zugegeben. Kann ich Sie was fragen?«
»Selbstverständlich.«
»Wo ist Ihr Gefängnis?«
»Ein Gefängnis? Es tut mir Leid, aber so etwas haben wir nicht.«
»Also gibt es in einer Siedlung, in der wenigstens sechshundert Menschen leben, nicht einen einzigen Sünder? Klingt wie das Paradies.«
»Ich fürchte ja. Wir haben Ganoven, selbstverständlich. Jede Gemeinde hat welche. Es ist nur, dass wir nicht an Kerkerhaft als eine Form von Bestrafung oder korrigierender Maßnahme glauben. Wir benutzen andere Methoden. Einschränkungen sowohl physischer als auch materieller Art.«
»Hmmm. Unter uns gesagt, ich glaube kein Wort von diesem Zen-Scheiß, den Ihre Leute unserem Captain verkaufen. Diese ganze Gemeinde ist viel zu hübsch, um wahr zu sein. Normalerweise gibt es in der dritten Generation nach der Gründung eine ganze Menge Stimmen mit gegensätzlichen Meinungen.«
»Sie haben gesehen, wie wir leben. Es gibt nur wenig, über das man sich hier beschweren könnte. Und wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie selbstverständlich jederzeit gehen.«
»Nichts da. Ich glaube Ihnen immer noch nicht.«
»Sie sind sehr hartnäckig. Warum?«
»Weil ich selbst Kolonist in der dritten Generation war. Ich weiß genau, wie viele Ressentiments sich im Lauf der Zeit gegen obsolete, restriktive Ideale bilden.«
»Vielleicht ist das nur bei Ihnen so. Oder vielleicht sind unsere Ideale ansprechender als die Ihrer eigenen Heimatwelt.«
»Touché.« Trotzdem, ich weiß, dass ihr uns etwas verheimlicht, dachte er.
Captain Lyaute beschloss, dass es sicherer war, wenn die Patrouille über Nacht im Dorf lagerte. Die Bewohner waren ganz eindeutig nicht so gefährlich wie die von Dixon.
Familien wurden vorübergehend aus ihren Häusern ausquartiert, um Platz für die Squaddies zu schaffen. Lawrence wurde zusammen mit Ntoko, Amersy und dem jüngsten Rekruten von 435N9 untergebracht, Nic Fuccio. Ihr Haus gehörte zu jenen, die an der zentralen Lichtung standen, wo die Fahrzeuge parkten. Fünf komfortable Schlafzimmer, drei Badezimmer, ein Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, eine Eingangshalle, eine Wohnessküche, ein Familienzimmer voller Spielsachen, alles in T-Form ausgelegt. Als Lawrence durch das Haus wanderte, dachte er an einige ihm bekannte mittlere Manager von Zantiu-Braun, deren Wohnungen weit weniger großzügig waren. Er suchte sich ein Schlafzimmer mit einer großen verglasten Schiebetür und zog seinen Skinsuit aus. Der sperrige Kasten mit Feldunterstützungsausrüstung fuhr acht Anschlussschläuche aus, und Lawrence verband sie mit dem Suit. Blut und andere Flüssigkeiten begannen, durch den erschlafften synthetischen Muskel zu strömen.
Eine warme Dusche wusch das blaue Dermalez-Gel ab, und er zog ein olivgrünes Sweatshirt und graue Shorts an, um sich zu seinen Mitbewohnern auf dem Balkon zu gesellen. Amersy hatte bereits den Barschrank entdeckt und einen Krug voll von irgendeinem auf Limonen basierenden Cocktail gemischt. Lawrence nahm sich eine Dose Bluesaucer. Das Bier schmeckte besser als jedes andere in Memu Bay.
Er hatte es vorher nicht bemerkt, doch das Dorf lag an einem sanften Hang. Die eine Hälfte ihres Hauses ruhte auf dicken hölzernen Säulen, um es waagerecht zu halten. Vom Balkon aus konnte er über das breite flache Tal sehen, wo der Wald eine durchgehende dunkelblaue Decke bildete.
»Gibt es bei uns eigentlich je Deserteure, Sarge?«, fragte Nic, als er es sich in einer gepolsterten Sonnenliege bequem gemacht hatte.
»Nein. Wir sind zu auffällig. Warum? Denkst du darüber nach?«
Nic deutete hinaus auf die Lichtung. Acht der Squaddies des Konvois hatten ihre Skins anbehalten und bewachten die Jeeps und Laster. Es war einfacher Dienst. Die Kinder hingen um die Fahrzeuge herum, und die Skins ließen sie auf den Fahrersitzen Platz nehmen.
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