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Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Titel: Drachentempel 02 - Drachenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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biomedizinischen Fabriken von Memu Bay benutzt wurden. Die Vermögenswerte hier waren noch spärlicher als in Dixon. Sämtliche Dörfer erzeugten ihre Energie mit Solarpaneelen; es gab kein Fusionskraftwerk. Nur drei von ihnen hatten einen Arzt – schwer erkrankte oder verwundete Patienten wurden nach Dixon geschafft oder mit dem Helikopter nach Memu Bay geflogen. Die elektronischen Systeme waren Jahrzehnte alt. Und die organischen Verbindungen in ihrer Rohform waren so gut wie wertlos. Lyaute überprüfte, ob sämtliche Rohstoffe nach Memu Bay geschickt wurden. Das war der Fall.
    Sie fuhren am See vorbei und tiefer hinein in die Hochebene. Am dritten Tag erreichten sie Arnoon Province. Mehrere der Mitchell-Gipfel drängten sich hier und erschufen zwischen sich tiefe mäandernde Täler. Dichter Wald hatte die geschützten Sättel zwischen den hohen Hängen kolonisiert. Kleine weiße Wölkchen strömten von den schneebedeckten Gipfeln herab und wanden sich über den Baumwipfeln. Der Great Loop Highway führte geradewegs durch die dichteste Vegetation hindurch. Bäume und Ranken sperrten die Sonne für lange Zeiträume aus. Flache Baumstümpfe säumten die Straße, wo die Roboter den Weg freigeschnitten hatten, und bauchige Fächer heller, korallenrosafarbener Pilze wuchsen aus dem feuchten verrottenden Holz. Doch nicht einmal die Roboter wurden mit den Kriechpflanzen fertig, die sich über den Asphalt hin ausbreiteten. Trotz des Allradantriebs des Wagens entwickelte sich die Fahrt allmählich ungemütlich.
    »Was machen diese Hinterwäldler eigentlich?«, fragte Kibbo, während sie durch einen weiteren Tunnel aus Vegetation hüpften und schaukelten. Zwei Stunden im kühlen Wald, und sie hatten noch immer keine Spur menschlicher Besiedlung gefunden.
    »Ich glaube, sie bauen Tigercotton an«, sagte Amersy.
    »Das machen sie in Laeti Province«, widersprach Lawrence. »Arnoon sammelt Willow-Web, diese Rebe, die nur hier in diesem Wald wächst; offensichtlich ganz ähnlich Wolle. Sie haben eine Menge kybernetischer Webstühle, die Kleidung und Teppiche herstellen. Die Städte zahlen Spitzenpreise dafür.« Er brummte, als plötzlich Erinnerungen in ihm aufstiegen. Isoliert lebende Kleinbauern in den Bergen, die ihre Wolle an reiche Touristen verkauften und mit dem Geld das wenige erstanden, das sie für ihre Unabhängigkeit benötigten.
    Entweder waren die Markierungspfähle des Great Loop Highway gestohlen worden, oder die Transportbehörde hatte entschieden, sie hier in den Wäldern weiter auseinander aufzustellen. Vorne im Führungsjeep verließ sich Ntoko einzig und allein auf das Trägheitsleitsystem und die Karten, die er im Stadthaus von Memu Bay heruntergeladen hatte und die wenigstens ein Jahrzehnt veraltet waren. Sie überquerten immer wieder Kreuzungen und Gabelungen, die auf den alten Karten nicht vorhanden waren.
    Irgendwann am Nachmittag sah Lawrence zum ersten Mal etwas, von dem er annahm, dass es ein Willow-Web war. Ein kleiner jadefarbener Ball von dicht gepackten samtenen Spinnfäden, die an einem einzelnen saphirblauen Stiel von einem Ast hingen. Das Holz, aus dem der Stiel kam, war an dieser Stelle dreimal so dick wie gewöhnlich. Im Gegensatz zur restlichen Vegetation, die feucht glänzte, war die kleine pelzige Oberfläche des Balls vollkommen trocken, als würde sie die abwechselnden Güsse von Regen und Nebelschwaden abstoßen, die die Bäume ständig durchnässten.
    Danach tauchten die Bälle regelmäßig auf. Der Erste war offensichtlich noch ein Baby gewesen. Manche, die er tiefer im Wald erspähte, waren so groß wie er selbst, und ihre Oberflächen waren übersät von Flechten und von gewöhnlichen Schlingpflanzen. Nachdem er nun wusste, worauf er achten musste, bemerkte er die verschrumpelten Stiele an den aufgequollenen Ästen und die sauber abgeschnittenen Enden.
    Ntoko war bereits mitten im Dorf, bevor er es merkte. Zuerst sah es nur aus wie eine weite Lichtung. Dann rannten plötzlich kleine Kinder vor den Wagen, und er trat in die Bremsen. Die Reifen blockierten, und der Jeep schlitterte auf dem nassen Laub weiter. Die Kinder kreischten auf. Der Wagen blieb stehen, glücklicherweise ohne jemanden zu verletzen. Dann umringten lächelnde Gesichter den Wagen, und Hände winkten aufgeregt, während junge Stimmen durcheinander schnatterten.
    Lawrence, der keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte, war nach vorn gegen den Vordersitz geschleudert worden. Er richtete sich auf und suchte mit den

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