Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Geschwindigkeit. Ein kühler Teil von Lawrences Verstand wusste, dass sie diese Geschwindigkeit niemals längere Zeit durchhalten konnten, nicht einmal in der sauerstoffreichen Atmosphäre dieser Welt. Sie waren zweifellos erst unmittelbar vor der Begegnung mit der Kompanie losgestürmt.
Die dicken Bäume waren nur noch fünfzehn Meter von ihm entfernt. Seine Sicht verwackelte heftig, als das Fahrwerk über Felsen und versteckte Gräben sprang. Er kurbelte wild am Lenkrad und zielte auf eine Lücke, die hoffentlich breit genug war, um den Jeep hindurchzulassen. Zu seiner Rechten kamen die Makrorexe in einer Wolke von Holzsplittern rasend schnell näher.
Das war, als er etwas erblickte, das auf dem Hals eines der Monster saß. Ein zusammengekauertes Profil von einem Mensch-Leopard-Hybriden, mit Vordergliedern, die in wilder Begeisterung wedelten. Der Mund war weit zu einem irren, triumphierenden Lachen aufgerissen.
Das konnte unmöglich …
»Lawrence!«, kreischte Amersy.
Lawrence riss am Lenkrad. Die Stoßstange des Jeeps prallte gegen einen dornigen dicken Stamm, und sie wurden heftig nach rechts geschleudert. Lawrence kämpfte gegen die Bewegung, und Skinmuskeln und Servolenkung zwangen die Räder herum. Trägheit schob sie in weitem Winkel durch die Lücke. Einer der Reifen platzte, als er gegen einen Felsen krachte. Lawrence hielt den Fuß auf dem Gaspedal und jagte den Wagen weiter unter die Bäume. Peitschenäste fetzten über die Windschutzscheibe. Und dann war ein riesiger Baum mitten im Weg. Lawrence hämmerte den anderen Absatz auf die Bremse, doch es machte keinen nennenswerten Unterschied. Der Jeep krachte mit seinem Prallschutz frontal gegen den Stamm, und alle wurden nach vorn gerissen. Skinpanzer verhärteten sich und schützten die verletzlichen Körper vor den schlimmsten Auswirkungen des Aufpralls.
»Raus!«, befahl Lawrence. »Los, Beeilung!«
Es war, als wäre der Aufprall noch immer im Gange. Das Geräusch von zersplitterndem Holz wurde lauter. Sie konnten kaum das Gleichgewicht halten auf dem bebenden Boden.
Lawrence stolperte vorwärts und hoffte inbrünstig, dass er sich in die richtige Richtung bewegte. Seine Orientierung war gestört. Das AS-Gitter-Display war nicht mehr fokussiert.
Drei Meter hinter ihm landete ein riesiges Bein senkrecht auf dem Jeep und stampfte ihn in den Boden. Die Schockwelle riss Lawrence von den Beinen. Dann hob sich der Pfeiler aus Fleisch wieder. Es gelang Lawrence, seinen Helm zu verdrehen, sodass die Sensoren das zerquetschte Wrack zeigten, unmittelbar bevor die mittleren Beine der Bestie herunterkamen. Lawrence kroch vorwärts, so schnell er konnte. Das letzte Beinpaar landete und warf den Jeep um neunzig Grad herum. Er stand auf dem zerschmetterten Heck, als die Beine wieder im Himmel verschwanden, dann kippte er langsam zurück. Mehrere zerfetzte Peitschenäste regneten auf ihn herab.
Lawrence drehte sich um. Seine Neun-Millimeter-Pistole war aus dem einen Unterarm ausgefahren, während der Karabiner aus dem anderen ragte. Lawrence schwang die Arme in schnellen Bögen und deckte die Spur aus Verwüstung ein, die der Makrorex zurückgelassen hatte. Zielerfassungsgrafik glitt im autonomen Suchmodus über den Bereich und suchte nach Anzeichen von Gefahr. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für gegnerische Bodentruppen, um den Skins den Rest zu geben. Doch weder Lawrence noch seine AS fanden eine Spur von einem Neuen Eingeborenen.
Seine Waffen glitten wieder zurück. Er konnte die Herde immer noch hören, die sich donnernd entfernte, doch das lauteste Geräusch in diesem Augenblick war sein hämmerndes Herz. Das medizinische Gitter zeigte, wie viel Adrenalin in seinem Blut kreiste. Unter dem Skinsuit wurde seine Haut bereits kühl, nachdem die unmittelbare Gefahr vorüber war.
Er rief das Telemetriegitter auf und überprüfte die Skins unter seinem Kommando. Jeder, wie es schien, hatte die verrückte Flucht des Jeeps überlebt. Er blickte sich um und sah, wie sie sich langsam aufrappelten. Staub lag in der Luft, leuchtendes Ocker in den hellen Sonnenstrahlen, die durch das lückenhafte Blätterdach fielen.
»Sarge?«, fragte Lawrence. »Alles in Ordnung?«
»Heilige Scheiße, Mann!«, spuckte Ntoko. »Ja, ich schätze schon.«
Es waren die vordersten Fahrzeuge gewesen, die die volle Wucht des Makrorex-Angriffs abbekommen hatten.
Insgesamt waren lediglich vier Jeeps und ein Laster unversehrt. Mehr als zwanzig Skins waren tot, zerfetzt von Fangzähnen
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