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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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übel.
    Er legte die Hand an meine Wange und zwang mich, ihn anzusehen. »Natürlich müssen noch andere Dinge erledigt wer den, bevor die Perlenkette geschaffen werden kann, aber das wird uns nicht hindern, uns nun näher kennenzulernen …«
    »Ich werde Euch beißen«, drohte ich ihm.
    »Aber bitte«, erwiderte er. »Und ich beiße zurück.«
    »Ich werde schreien. Alle werden angelaufen kommen.«
    Er zuckte die Achseln. »Nur zu, wenn Ihr wollt, dass Euch ein wutentbrannter Kaiser und ein aufgebrachter Drachenrat den Bauch aufschlitzen.«
    Ich biss die Zähne zusammen.
    »Eine furchtbare Art zu sterben«, raunte er. »Vor allem, da die Ausweidung eine volle Glockenlänge dauert. Ihr könntet natürlich den Freitod einer Verbindung mit mir vorziehen …« – er hielt inne, als würde er über diese Idee nachdenken – »… aber ich glaube, Ihr neigt nicht zu Selbstmord. Ihr seid mir zu ähnlich: Solange man lebt, hat man eine Möglichkeit zu gewinnen.«
    Er wusste, dass er mich in die Enge getrieben hatte. Er fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Lippen und strich zärtlich über meine Wange, bis seine Hand meine Drachenaugenzöpfe erreichte. Ich spürte, wie er die Finger darin vergrub und meinen Kopf zurückzog, und wandte mich von seinem Mund und der fettigen Berührung seines geölten Bartes ab.
    »Eona«, flüsterte er mir ins Ohr. »So ein schöner Name – und so tief verborgen.«
    Ich wehrte mich gegen ihn, dagegen, dass er meinen wahren Namen benutzte. Ich krallte ihm die Nägel ins Fleisch, doch das änderte nichts. Ich presste die Lippen zusammen, doch sein Mund zwang sie auseinander. Dann schmeckte ich ihn – süße Vanille und Orange, genau wie sein Drache. Ich keuchte und der Schreck ließ meine Lippen unter seinem Kuss weich werden.
    Er zog den Kopf zurück und seine Miene spiegelte meine Überraschung. »Vielleicht ähneln sich unsere Neigungen mehr, als Ihr zugebt«, sagte er und nahm mein Kinn in die Hand. »Ihr könntet Euch freiwillig mit mir verbinden. Wir könnten das Land gemeinsam erobern.«
    Ich zog erschrocken den Kopf zurück. »Ihr wollt Kaiser werden?«
    »Es hätte keinen Sinn, die Perlenkette zu beschwören, um ihre Macht dann abzugeben.«
    »Kennt Großlord Sethon Eure Pläne?«
    Er lachte und ließ mein Haar los. »Ihr begreift rasch. Aber glaubt nicht, dass Ihr Euch mit Sethon gegen mich verbünden könnt. Dass Eure Weiblichkeit die geweihten Drachenhallen beschmutzt hat, würde jeden davon abhalten, Euch zuzuhören. Vor allem wenn ich ihnen erzählen würde, dass Ihr noch nicht mal mit dem Spiegeldrachen vereinigt seid. Es würde mich wundern, wenn sie dann überhaupt bis zum Ausweiden warten würden.« Er fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Das würde wenigstens schnell gehen.«
    Er hatte recht. Sobald er mich als Mädchen und Betrügerin entlarvte, würden sie mich töten.
    Er legte mir den Finger auf die Lippen. »Bleibt ruhig, Eona. Tut, was ich Euch sage, und Ihr werdet am Leben bleiben. Und wenn Ihr brav seid, werde ich Euch vielleicht nicht einmal allzu sehr wehtun. Verstanden?«
    Ich nickte kaum merklich.
    »Braves Mädchen.«
    Er tätschelte mir die Wange.
    Ich wandte den Kopf ab, denn ich konnte die Angst in meinen Augen nicht verbergen, als er mit der Hand meinen Kiefer entlangstrich. Ich sah seine bernsteinfarbenen Augen aufleuchten, als seine Fingerspitzen zur weichen Mulde unter meiner Kehle glitten und von dort am Kragen meines Gewands zum Schulterverschluss wanderten.
    Heraneilende Schritte ließen ihn innehalten.
    »Lord Eon«, rief eine Stimme von draußen. Ido legte mir die Hand auf den Mund und warf mir einen warnenden Blick zu. »Es sind Boten angelangt. Vom Kaiser. Sie fragen nach Euch, Mylord. Bitte, Ihr müsst kommen. Die Drachenaugen versammeln sich bereits.«
    Ido schnalzte verärgert, lächelte bedauernd, strich mir mit dem Daumen über die Lippen und ließ mich los. Dann stand er auf, durchsuchte eilig mein Gepäck, zog ein großes Handtuch heraus, entfaltete es mit einem Ruck und wickelte das Buch und die sich krümmenden Perlen rasch darin ein.
    »Vielleicht spielt Ihr mit dem Gedanken, Hilfe zu holen oder davonzulaufen«, sagte er leise. »Tut das nicht. Ich würde unerbittlich Jagd auf Euch machen und Eure hübsche Magd und ihre Missgeburt meinen Männern vorwerfen. Ich bin sicher, die beiden würden mindestens eine Stunde brauchen, um zu sterben.«
    Er schob die Tür auf und sah auf den Dorfbewohner herunter, der am Boden

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