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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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erteilte meinem Meister eine schroffe Abfuhr.
    »Ihr mögt nun Stellvertreter sein, Brannon«, sagte er, »aber Ihr seid kein Herrschendes Drachenauge. Ohne die Macht eines Drachen könnt Ihr keine Führungsrolle beanspruchen.« Er trat auf ihn zu, doch mein Stuhl war ihm im Weg. »Das werde ich nicht erlauben.«
    »Ihr habt das auch nicht zu erlauben, Ido«, entgegnete mein Meister scharf. »Als Drachenrat entscheiden wir solche Dinge mehrheitlich und unter Berücksichtigung der Tradition.«
    Lord Tyron stand auf und rief: »Ja, wir müssen darüber abstimmen!«
    »Abstimmen!«, brüllte Lord Dram über das Geschrei hinweg, das sich ringsum erhob. »Lasst uns abstimmen.«
    Etwas in Lord Idos Augen veränderte sich, doch diesmal waren sie nicht vom Silber seiner Macht erfüllt, sondern von einem Wahnsinn, der in seinen bernsteinfarbenen Augen loderte wie ein dunkles Feuer.
    »Dies ist mein Rat«, brüllte er durch den aufbrandenden Lärm und brachte den Tisch mit Faustschlägen zum Beben. »Es wird keine Abstimmung geben.«
    »Ihr könnt sie nicht verhindern«, sagte mein Meister in die plötzliche Stille hinein. »Und Ihr habt bereits verloren.«
    Lord Idos Angriff kam so unvermittelt, dass ich nur seinen Ellbogen auf mein Gesicht zurasen sah. Ich schrak zurück, und sein Schlag traf mich an der Brust, als er nach meinem Meister griff. Er ächzte, als sein schwerer Leib mit mir zusammenprallte und mich dabei gegen die Armlehne meines Stuhls drückte. Ich keuchte, rang durch sein blaues Seidengewand hindurch nach Luft und musste dabei den Gestank seines Zorns einatmen. Als ich den Kopf aus dem Stoff befreit hatte, hörte ich ein furchtbares Krächzen. Über mir befand sich das Gesicht meines Meisters, und seine Augen waren weit geöffnet, während Ido ihm die Daumen in die Kehle rammte.
    Ich drosch um mich und schlug die Fingernägel in Idos rasierten Schädel. Jemand schrie: »Zieht ihn weg!«, und Hände zerrten Lord Ido an Armen und Schultern zurück. Tyron schlang dem Hünen von hinten den Arm um den Hals und drückte brutal zu. Ido ließ meinen Meister los, bäumte sich auf und wurde von Tyron und zwei weiteren Männern in eine Ecke geschleppt.
    Ich saß nach vorn gekrümmt auf meinem Stuhl. Jeder Atemzug tat mir weh. Lord Dram kniete vor mir. Ein Riss in seinem orangefarbenen Gewand ließ seinen knochigen Brustkorb sehen. »Alles in Ordnung, Junge?«
    Ich nickte zitternd. Am anderen Ende des Saals hielten vier ältere Lehrlinge Lord Ido in einem Stuhl fest und konnten ihn in seiner Raserei trotz vereinter Kräfte kaum bändigen. Er schrie und schimpfte, dies sei sein Rat. Hinter ihm drückte Dillon sich mit dem Rücken an die Wand und verfolgte den Kampf seines Meisters mit einem bösartigen Lächeln.
    Dram wandte sich an den Mann neben sich. »Ist Brannon wohlauf?«
    Ich sah hoch, um seine Antwort zu hören. Lord Silvo, der noch bleicher war als sonst, nickte und tätschelte mir die Schulter. Um mich zu vergewissern, dass er recht hatte, drehte ich mich um, stöhnte aber wegen des stechenden Schmerzes, den diese Bewegung mir bereitete. Mein Meister saß auf dem Boden und rieb sich die roten Fingerabdrücke an der Kehle. Ein Lehrling reichte ihm mit zitternden Händen eine Weinschale und er nahm einen vorsichtigen Schluck.
    »Unter diesen Umständen«, krächzte er und schluckte gequält, »werden wir die Abstimmung wohl bis zur nächsten Zusammenkunft verschieben.«
     
    Obwohl mein Meister immer wieder versicherte, es gehe ihm gut, hatte er tiefe Schatten der Erschöpfung unter den Augen, als wir die Päoniengemächer erreichten. Er widersetzte sich nicht, als Rilla ihn ins zweite Schlafzimmer führte. Ich stand unsicher in der Tür und hörte sein leises Seufzen, als er sich vorsichtig aufs Bett setzte und in die Kissen sank. Behutsam betastete er die Verletzungen an seiner Kehle. Etwas Gefährliches war im Versammlungsraum losgelassen worden, und ich war nicht länger sicher, ob mein Meister es bändigen konnte.
    Er hob den Kopf. »Eon, geh zum Unterricht.« Er hustete. »Dass du diese Stunden besuchst, ist das Wichtigste. Wir reden miteinander, wenn du zurückkommst.«
    »Was wird mit Lord Ido geschehen?«, fragte ich. »Er wird nun doch sicher nicht Ratsvorsitzender bleiben.«
    Mein Meister musterte mich gereizt. »Natürlich wird er das – schließlich ist er das Herrschende Drachenauge. Aber sein Verhalten hat dazu geführt, dass ich mit Sicherheit zum zweiten Vorsitzenden gewählt werde.« Er machte

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