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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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und ein einsamer Diener harkte den Sand des Kampfplatzes. Wir folgten unseren Führern schweigend über den großen menschenleeren Platz. Auf halbem Weg packte ich Dillon am Arm.
    »Ich will heute Abend in deine Halle«, flüsterte ich.
    »Was?« Er wollte sich losreißen, aber ich hielt ihn fest.
    »Ich will in Lord Idos Bibliothek eindringen und das Portfolio suchen. Wirst du mir dabei helfen?«
    »Warum?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich die Palastführer zu uns zurückkehren. Ich hob die Hand und sie blieben stehen.
    »Die Schrift gehört zum Schatz des Spiegeldrachen.«
    Ich sah, wie Dillons Miene sich veränderte, als er begriff, was das bedeutete.
    »Er hat sie gestohlen?«
    »Ja. Und ich muss sie zurückbekommen.«
    Dillon schüttelte bereits den Kopf. »Nein. Nein. Ich kann dir nicht helfen. Er würde mir wehtun, wenn er es herausfände.«
    »Lass mich bloß in die Halle und zeig mir, wo die Bibliothek ist. Du musst nicht mit hineingehen.«
    »Du verstehst nicht.« Dillon wippte vor und zurück und rang die Hände. »Sie ist nicht bloß zugesperrt. Eine Aura umgibt sie, die dich nicht einmal bis zur Tür kommen lässt – es ist, als würde alles Schreckliche, das du je erlitten hast, plötzlich über dich hereinbrechen.«
    Ich ließ seinen Arm los. »Hast du nicht behauptet, du seist nicht sein Sklave? Aber das war nur so dahingesagt, stimmt’s? Du hast nicht den Mut, gegen ihn aufzubegehren. Du traust dich nicht einmal, ein Tor ohne seine Erlaubnis öffnen.«
    »Du verstehst nicht, wie er ist«, flüsterte er.
    Ich hatte mit Jähzorn gerechnet, aber nicht mit diesem hilflosen Schrecken.
    »Dillon, ich brauche deine Unterstützung. Wie oft hab ich dich vor Ranne gerettet? Wie viele Tritte hab ich für dich kassiert?« Das war billig, aber ich musste die Schrift haben.
    »Kannst du mich wieder retten?«, fragte er bitter.
    »Was?«
    »Ranne wurde aus der Schule geworfen und Lord Ido hat ihn als Wächter eingestellt.«
    Ich starrte ihn an. »Das ist ja furchtbar.«
    Dillon nickte.
    Ich klammerte mich an einen Strohhalm. »Wenn ich mir die Schrift zurückhole, bekommt er vielleicht Schwierigkeiten und verliert seine neue Arbeit wieder.«
    Dillon lächelte matt. »Mag sein.«
    »Weißt du was?«, schlug ich vor und versuchte, nicht verzweifelt zu klingen. »Tu es unserer Freundschaft wegen.«
    Er sah auf seine Füße. »Ich werde die Bibliothek nicht betreten.«
    »Das brauchst du auch nicht«, erwiderte ich rasch.
    »Soll ich nur das Tor öffnen?«
    »Lass mich einfach rein und zeig mir die Richtung.«
    Er sah mich an und schluckte vernehmlich. »Ich bin nicht sein Sklave.«
    Ich packte ihn an der Schulter und spürte, wie er zitterte. »Das weiß ich. Welche Art Schloss ist es denn?«

 
11
     
    Anders als die Gebäude in den ersten drei Bereichen des Harems standen die Häuser der Frauen nicht um einen Platz herum. Stattdessen waren sie entlang schmaler gepflasterter Straßen gebaut und wirkten wie eine Miniaturstadt. Die meisten Häuser hatten zwei Stockwerke, und obwohl alle in gutem Zustand waren, machten viele einen verlassenen Eindruck. Einst hatten im kaiserlichen Harem über fünfhundert Konkubinen gelebt; inzwischen wohnten hier nur noch fünfzig Frauen und Kinder.
    Der Pförtner führte mich durch die beängstigend stillen Straßen. Offenbar wohnte Lady Dela nicht bei den übrigen Frauen in der Nähe des Tors zum eigentlichen Harem. Sie habe das selbst so gewollt, hatte der Pförtner mir eilig versichert und mir auch gesagt, sie sei nicht zu Hause, sondern mache einen Besuch im Palastbezirk. Er schlug mir vor, ihr eine Nachricht zu hinterlassen, doch ich wollte in ihrem Haus warten.
    Eine tiefe Trägheit ließ jeden Schritt zur Anstrengung werden. Kaum waren Dillon und ich übereingekommen, dass er mich um Mitternacht in die Halle des Rattendrachen einlassen würde, hatte ich meinem Führer befohlen, mich zum Harem zu bringen. Nun begriff ich, warum Meister Tellon darauf bestanden hatte, dass wir nach dem Unterricht schliefen. Mir war, als triebe ich in meinem Gehirn wie in einem warmen, von aller Welt abgeschlossenen Becken.
    Schließlich blieben wir vor einem kleinen Holzhaus stehen. Es war einstöckig, stand am Ende einer kleinen Sackgasse und nahm die Energie auf, die von einem nahen Park heranströmte. Die rote Tür und die Fensterläden waren geöffnet und ließen den kühlen Nachmittagswind ein.
    »Hier wohnt Lady Dela, Mylord«, sagte der Pförtner und verbeugte sich.
    »Melde mich an.«
    Er

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