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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Korridorboden zwischen ihm und Connie auf, rollte ein Stück und verschwand in einem der Löcher, die durch die erste Explosion entstanden waren.
    Jetzt war keine Zeit, zwischen den Dielen danach zu fischen. Keine Zeit, zur Treppe zurückzulaufen. Wenn sie zauderten, würde der Korridor um sie herum in die Luft fliegen.
    Entgegen Harrys Plan stürmte Connie als erste durch den gesprengten Türrahmen in den Raum, in dem sich der Kerl befand. Sie hielt sich gebückt und schoss zweimal. Er folgte ihr, schoss zweimal über ihren Kopf, und dann kletterten beide über die zerschmetterte Tür, die bei der ersten Explosion aus den Angeln gerissen und umgeworfen worden war. Überall stapelten sich Kisten und Vorräte. Von dem Burschen keine Spur. Sie ließen sich beide auf den Boden fallen, warfen sich förmlich zwischen die Stapel von Kisten.
    Sie kletterten immer noch zwischen den Kisten herum, als sich hinter ihnen der Korridor mit einem Blitz krachend in seine Bestandteile auflöste. Harry steckte den Kopf unter einen Arm, um ihn zu schützen.
    Ein kurzer, heißer Windstoß trieb eine Flut von Schutt durch den Türrahmen und ein Teil der Deckenbeleuchtung löste sich in einen Glashagel auf.
    Als er den Feuerwerksgestank wieder einatmete, hob Harry den Kopf. Ein heimtückisch aussehendes Holzgeschoss - so groß wie die Klinge eines Schlachtermessers, dicker und fast genauso scharf - hatte ihn um wenige Zentimeter verfehlt und sich in einen großen Karton mit Papierservietten gebohrt.
    Der dünne Schweißfilm auf seinem Gesicht war so kalt wie Eiswasser.
    Er kippte die leeren Patronenhülsen aus dem Revolver, fischte den Schnellader aus der Patronentasche und steckte ihn rein, drehte ihn, ließ ihn fallen und die Trommel wieder zuschnappen.
    »Return to Sender, Suspicious Minds, Surrender!«
    Harry wurde von der Sehnsucht nach den simplen, geradlinigen und ohne weiteres verstehbaren Schurken der Brüder Grimm verzehrt, wie der bösen Königin, die das Herz eines Keilers aß in dem Glauben, dass es das Herz ihrer Stieftochter Schneewittchen sei, die sie um ihre Schönheit beneidete und deren Leben zu vernichten sie befohlen hatte.
     

Kapitel 5
     

    Connie hob den Kopf und warf einen Blick auf Harry, der neben ihr lag. Er war voller Staub, Holzspäne und schimmernder Glasstückchen wie sie selbst zweifellos auch.
    Sie konnte erkennen, dass er nicht in der gleichen Weise auf das Ganze abfuhr wie sie. Harry war gern Polizist, für ihn war ein Cop ein Symbol für Ordnung und Gerechtigkeit. Dieser Wahnsinn tat ihm weh, weil Ordnung hier nur durch die gleiche Gewalt erzwungen werden konnte, wie sie der Täter anwandte. Und wirkliche Gerechtigkeit für die Opfer konnte nie von einem Täter erlangt werden, der so weggetreten war, dass er keine Reue empfand und keine Angst vor Vergeltung hatte.
    Der Freak brüllte erneut: »Long Legged Girl, All Shook Up, Baby Don’t Get Hooked on Me!«
    Connie flüsterte: »Elvis Presley hat nie >Baby Don’t Get Hooked on Me< gesungen.«
    Harry blinzelte. »Was?«
    »Das war Mac Davis, verdammt noch mal.«
    »Rock a Hula Baby, Kentucky Rain, Flaming Star, l Feel So Bad!«
    Die Stimme des Freaks schien von oben zu kommen.
    Vorsichtig manövrierte Connie sich vom Fußboden hoch, den Revolver in der Hand. Sie spähte zwischen den gestapelten Kisten durch, dann über sie hinweg.
    An der anderen Seite des Raumes war fast in der Ecke eine Falltür in der Decke geöffnet. Eine ausziehbare Leiter hing daran herunter.
    »A Big Hunk o’ Love, Kiss Me Quick, Guitar Man!«
    Das wandelnde Stück Hundescheiße war die Leiter hinaufgestiegen. Er brüllte nun von dem dunklen Dachboden zu ihnen herunter.
    Sie wollte sich den Freak schnappen und ihm das Gesicht einschlagen, was zwar vielleicht nicht die maßvolle Reaktion einer Polizistin war, aber von Herzen kam.
    Harry entdeckte die Leiter im gleichen Moment wie sie, und als sie sich aufrappelte, stand er bereits neben ihr. Sie war angespannt und bereit, sich sofort wieder auf den Boden zu werfen, falls eine weitere Handgranate aus dieser Falle da oben fiel.
    »Any Way You Want Me, Poor Boy, Running Bear!«
    »Verdammt noch mal, das war auch nicht Elvis«, sagte Connie und bemühte sich noch nicht einmal mehr zu flüstern. »Johnny Preston hat >Running Bear< gesungen.«
    »Was spielt das denn für eine Rolle?«
    »Der Kerl ist ein Arschloch«, sagte sie wütend, was nicht unbedingt eine Antwort war. Doch in Wirklichkeit wusste sie selbst nicht, weshalb es sie

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