Drachentränen
Gipsgliedmaßen und von harten, bleichen Körpern auf dem Fußboden, wurde darunter begraben, rang nach Luft, versuchte um Hilfe zu rufen, brachte aber nicht mehr als ein Keuchen heraus. Er roch den eindeutig metallischen Geruch von Blut.
Jemand knipste das Licht auf dem Dachboden an, eine lange Reihe kleiner Birnen, die direkt unter dem Dachfirst hingen, doch das besserte die Sicht nur für ein oder zwei Sekunden. Doch das genügte Harry, um festzustellen, dass der Kerl ein Teil des Gewichts war, das ihn auf den Boden drückte. Das Mondgesicht starrte vom oberen Ende des Haufens herunter, zwischen den nackten, ineinander verkeilten Gliedmaßen hindurch und an den haarlosen Schädeln der Schaufensterpuppen vorbei. Seine Augen waren nun genauso blicklos wie ihre. Sein Lächeln war verschwunden. Seine Lippen waren angemalt, aber mit Blut.
Obwohl Harry wusste, dass das Licht nicht wirklich ausging, schien es von einem Dimmer ausgeblendet zu werden. Er versuchte, um Hilfe zu rufen, konnte aber immer noch nur keuchen. Sein Blick glitt von dem Mondgesicht zu den verlöschenden Glühbirnen über ihm. Das letzte, was er sah, war ein Dachsparren mit zerfledderten Spinnweben. Spinnweben, die wie die Flaggen längst verschwundener Staaten flatterten. Dann tauchte er in eine Dunkelheit, die so tief wie der Traum eines Toten war.
Kapitel 7
Aus Westnordwest zogen drohende Wolken wie schweigende Bataillone von Kriegsmaschinen auf, die der Wind in großer Höhe vor sich her trieb. Obwohl es am Boden immer noch windstill und angenehm warm war, verschwand der blaue Himmel immer mehr hinter den Gewitterwolken.
Janet Marco parkte ihren schrottreifen Dodge am Ende der Gasse. Zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn Danny und dem streunenden Hund, der sich ihnen kürzlich angeschlossen hatte, ging sie die enge Seitenstraße entlang und prüfte den Inhalt der Mülltonnen. Sie versuchte, mit dem zu überleben, was andere wegwarfen.
An der Ostseite grenzte die Gasse an eine tiefe, aber schmale Schlucht, in der riesige Eukalyptusbäume und ein Gewirr von vertrocknetem Unterholz standen. Die Westseite hingegen wurde von einer Reihe Garagen für zwei bis drei Autos geprägt, zwischen denen sich schmiedeeiserne Tore und Tore aus angestrichenem Holz befanden. Hinter einigen Toren konnte Janet kleine Patios und Höfe mit Kopfsteinpflaster im Schatten von Palmen, Magnolienbäumen, Feigenbäumen und australischem Baumfarn erspähen, die in der Seeluft prächtig gediehen. Die Häuser lagen alle zum Pazifik hin, über den Dächern anderer Häuser, die auf den unteren Stufen der Laguna-Hills gebaut waren. Deshalb waren die meisten von ihnen dreistöckig, aufragende Gebäude aus Stein, Stuck und verwitterten Zedernholzschindeln, womit man versucht hatte, das meiste aus dem teuren Grund und Boden zu machen.
Obwohl die Gegend recht wohlhabend war, brachte das Durchstöbern der Mülltonnen so ziemlich dasselbe Ergebnis wie anderswo auch: Aluminiumdosen, die man für ein paar Cents bei einem Recycling-Center abgeben konnte, und Pfandflaschen. Ab und an stieß sie allerdings auf einen Schatz: Säcke voller Kleider, die zwar unmodern waren, aber ungetragen aussahen, defekte Geräte, für die man noch ein paar Dollar in einem Secondhandladen kriegte, wenn nur kleinere Reparaturen erforderlich waren, ausrangierten Modeschmuck oder Bücher und alte Phonographen-Platten, die man an Spezialgeschäfte für Sammler weiterverkaufen konnte.
Danny schleppte einen Plastikmüllsack, in den Janet die Aluminiumdosen warf. Sie selbst trug einen weiteren Beutel für die Flaschen.
Während sie unter einem sich rapide verdunkelnden Himmel die Gasse entlanggingen, sah Janet sich immer wieder nach dem Dodge um. Sie passte gut auf das Auto auf und versuchte, sich nie mehr als zwei Blocks davon zu entfernen. Das Auto war nicht nur ihr einziges Fortbewegungsmittel, es war ihr Schutz vor Sonne und Regen und der Ort, an dem sie ihre spärlichen Besitztümer aufbewahrten. Es war ihr Zuhause.
Sie lebte in der ständigen Furcht vor einem technischen Schaden, der nicht mehr zu reparieren wäre - oder zumindest nicht mehr im Rahmen ihrer Mittel, was auf das gleiche hinauslief. Doch am meisten hatte sie Angst vor einem Diebstahl, denn wenn das Auto weg war, hätten sie kein Dach mehr über dem Kopf, keinen sicheren Ort mehr zum Schlafen.
Sie wusste, dass wahrscheinlich niemand diese Ruine auf Rädern stehlen würde. Da müsste der Dieb schon noch verzweifelter sein als
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