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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine halbe Schachtel Rigatoni in den großen Topf mit kochendem Wasser. Sofort entstand eine Schaumkrone, und ein angenehmer Geruch von Stärke stieg in einer Dunstwolke auf. Auf einer anderen Flamme stand ein kleinerer Topf mit einer duftend brodelnden Spaghettisauce.
    Während er die Gasflammen regulierte, hörte er ein merkwürdiges Geräusch an der Vorderfront des Hauses. Ein Klopfen, nicht besonders laut, aber fest. Er legte den Kopf zur Seite und lauschte. Als er gerade beschlossen hatte, dass er sich das Geräusch eingebildet hatte, kam es wieder: bum.
    Er ging durch den Flur zur Haustür, schaltete das Licht auf der Veranda an und schaute durch das Fischauge des Spions. Soweit er sehen konnte, war niemand draußen.
    Er schloss die Tür auf, öffnete sie und beugte sich vorsichtig nach draußen, um in beide Richtungen zu gucken. Von den Möbeln auf der Veranda war keins umgefallen. Die Nacht war windstill, deshalb hing die Hollywoodschaukel bewegungslos an ihren Ketten.
    Es regnete immer noch heftig. Auf der Straße sah man in dem leicht violetten Licht der Quecksilberdampflampen Bäche in beiden Rinnsteinen, die fast bis zur Bordsteinkante reichten, zu den Abflüssen am Ende des Blocks sprudelten und wie Ströme geschmolzenen Silbers glänzten.
    Er machte sich Sorgen, dass das Klopfen von irgendeinem Sturmschaden herrührte, doch das schien unwahrscheinlich ohne einen kräftigen Wind.
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, schob er den Türriegel vor und hängte die Sicherheitskette ein. Seit man ihn in den Unterleib geschossen hatte und er dem Totengräber so eben von der Schaufel gesprungen war, hatte er einen gesunden Verfolgungswahn entwickelt. Nun, ob gesund oder ungesund, es war ein verdammt gutes, wenn auch altbekanntes Beispiel von Verfolgungswahn. Er hielt die Türen zu jeder Zeit geschlossen, und bei Einbruch der Dunkelheit zog er an allen Fenstern die Vorhänge zu, damit niemand hereinsehen konnte.
    Seine Angst war ihm peinlich. Er war früher so stark und selbstbewusst gewesen. Als Harry vorhin gegangen war, hatte Ricky so getan, als ob er am Küchentisch bliebe und weiter an der Gürtelschnalle arbeitete. Doch sobald er die Haustür zufallen hörte, war er in den Flur geschlurft, um den Riegel leise umzulegen, während sein alter Freund noch auf der vorderen Veranda war. Sein Gesicht hatte vor Scham geglüht, doch es war ihm unbehaglich gewesen, eine Tür auch nur für wenige Minuten unverriegelt zu lassen.
    Als er sich jetzt von der Tür abwandte, ertönte das mysteriöse Geräusch wieder.
    Diesmal dachte er, es käme aus dem Wohnzimmer. Er ging durch den bogenförmigen Durchgang, um nach der Ursache zu suchen.
    Im Wohnzimmer brannten zwei Tischlampen. Ein warmer, bernsteinfarbener Schein durchflutete den behaglichen Raum. Die gewölbte Decke war von zwei Lichtkreisen gemustert, die von den Schatten der Schnüre und Kreuze der Lampenschirme unterbrochen wurden.
    Ricky wollte am Abend, bevor er ins Bett ging, im ganzen Haus Licht haben. Es war ihm nicht mehr geheuer, wenn er ein dunkles Zimmer betrat und dann erst den Schalter anknipste.
    Alles war in Ordnung. Er schaute sogar hinters Sofa, um sicher zu sein… zumindest sicher, dass dahinter alles stimmte.
    Bum.
    Sein Schlafzimmer?
    Vom Wohnzimmer führte eine Tür in eine kleine Diele mit einer einfachen, aber hübschen Kassettendecke. Drei weitere Türen gingen von der Diele ab: die Gästetoilette, ein enges Gästeschlafzimmer und das eigentliche Schlafzimmer von bescheidenen Ausmaßen. In jedem brannte eine Lampe. Ricky sah überall nach, auch in den Wandschränken, fand aber nichts, was das Klopfen verursacht haben könnte.
    Er zog die Vorhänge von jedem Fenster zur Seite, um festzustellen, ob die Riegel eingehakt und alle Scheiben ganz waren. Das waren sie.
    Bum.
    Diesmal schien es aus der Garage zu kommen.
    Aus dem Nachttisch neben seinem Bett nahm er einen Revolver, einen .38er Smith & Wesson, Chief’s Special. Er wusste, er war geladen. Er klappte die Trommel heraus und überprüfte es trotzdem. Alle fünf Patronen waren da.
    Bum.
    Er bekam Stiche links unten im Unterleib, ein schmerzhaft ziehendes und kneifendes Gefühl, das ihm nur zu vertraut war, und obwohl der Bungalow klein war, brauchte er mehr als eine Minute, um die Verbindungstür zur Garage zu erreichen. Sie ging direkt vor der Küche vom Flur ab. Er lehnte sich mit einem Ohr gegen den Spalt am Türpfosten und lauschte.
    Bunt.
    Das Geräusch war eindeutig aus der Garage

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