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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine Hand auf die Innentür und drückte in der Absicht dagegen, geduckt und schnell hineinzugehen. Sie öffnete sich nach rechts und er schob seine Schulter durch den allmählich breiter werdenden Spalt. Die Tür stieß gegen etwas und blockierte, bevor die Öffnung groß genug für ihn war. Er drückte dagegen. Knacken. Kratzen. Lautes Geklapper. Die Tür ging ganz auf, schob dabei irgendwelches Gerumpel aus dem Weg, und Harry stürzte so aggressiv hinein, dass er fast in das Loch im Dielenboden gefallen wäre.
    Er fühlte sich an den zertrümmerten Flur in dem Gebäude in Laguna erinnert, über dem Restaurant. Falls eine Handgranate diesen Schaden angerichtet hatte, dann musste sie allerdings in dem Hohlraum unter dem Bungalow explodiert sein. Die Druckwelle hatte Balken, Isolierung und Dielen nach oben in den Flur geschleudert. Doch er konnte nichts von dem verbrannten, chemischen Gestank einer Bombe riechen.
    Das Deckenlicht in der Diele schien auf die nackte Erde unter dem zertrümmerten Eichenfußboden. Die Votivkerze in dem dicken roten Glas stand gefährlich nah am Rand des Altartisches und warf flatternde Fähnchen aus Licht und Schatten an die Wände.
    Etwa in der Mitte des Flurs war die linke Wand mit Blut bespritzt, nicht gerade literweise, aber genug, um auf einen Kampf auf Leben und Tod schließen zu lassen. Unter den Blutflecken lag dicht an der Wand der Körper eines Mannes auf dem Fußboden. Er war so unnatürlich verdreht, dass bereits ein Blick erbarmungslos enthüllte, dass der Mann tot war.
    Harry konnte gerade genug von der Leiche sehen, um ohne jeden Zweifel zu wissen, dass es Ricky war. Noch nie hatte er sich so elend gefühlt. Kälte breitete sich in seiner Magengrube aus, und seine Beine wurden schwach.
    Als Harry um das Loch im Fußboden herumging, betrat Connie das Haus hinter ihm. Sie sah die Leiche, sagte nichts, deutete aber auf den bogenförmigen Durchgang zum Wohnzimmer.
    Die übliche Polizeiroutine hatte für Harry in diesem Moment einen ungeheuren Reiz, obwohl es unter den gegebenen Umständen sinnlos war, nach einem Mörder zu suchen. Ticktack, was für ein Geschöpf er auch immer war, würde nicht in einer Ecke kauern oder durch ein Hinterfenster klettern, wenn er in einem Wirbelwind oder einer Feuersäule verschwinden konnte. Und was würden schon Waffen gegen ihn ausrichten, selbst wenn man ihn fand? Dennoch war es beruhigend, so vorzugehen, als ob sie als erste an dem ganz normalen Schauplatz eines Verbrechens angekommen wären; man brachte Ordnung ins Chaos durch Taktik, Methode, Gewohnheit und Ritual.
    Direkt hinter dem Eingang zum Wohnzimmer lag links ein Haufen dunklen Schlamms, zwei Zentner vielleicht. Er hätte normalerweise angenommen, dass das von unter dem Haus her kam, hoch geschleudert durch die Explosion, bloß in der Diele und im Flur gab es keinerlei Schlammspritzer. Es sah so aus, als hätte jemand den Schlamm vorsichtig in Eimern ins Haus getragen und auf den Wohnzimmerteppich gekippt.
    So eigenartig das auch war, Harry warf dennoch nur einen flüchtigen Blick auf den Schlamm, bevor er weiter ins Wohnzimmer ging. Er hätte später noch Zeit, ausführlich darüber nachzudenken.
    Sie durchsuchten die beiden Bäder und Schlafzimmer, fanden aber nur eine dicke Tarantel. Harry erschrak dermaßen über die Spinne, dass er fast einen Schuss abgefeuert hätte. Wenn sie auf ihn zugelaufen wäre, statt unter einer Kommode zu verschwinden, hätte er sie so möglicherweise zerfetzt, bevor ihm überhaupt klar gewesen wäre, worum es sich handelte.
    Südkalifornien, eine Wüste, bevor der Mensch Wasser dorthin brachte und größere Flächen bewohnbar machte, war eine perfekte Brutstätte für Taranteln, doch normalerweise hielten sie sich in unerschlossenen Canons und Buschgebieten auf. Obwohl sie Furcht erregend aussahen, waren es scheue Tiere, die die meiste Zeit unter der Erde lebten und außerhalb der Paarungszeit selten herauskamen. Dana Point, oder zumindest dieser Teil davon, war zu zivilisiert, um für Taranteln von Interesse zu sein, und Harry fragte sich, wie diese hier mitten in die Stadt gekommen war, wo sie so deplaziert war wie ein Tiger.
    Schweigend gingen sie auf demselben Weg zurück in die Diele, den Flur, dann an der Leiche vorbei. Ein rascher Blick bestätigte, dass für Ricky jede Hilfe zu spät kam. Scherben der Heiligenfigur knirschten unter ihren Füßen.
    Die Küche war voller Schlangen.
    »O Scheiße«, sagte Connie.
    Eine Schlange lag genau im

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