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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Insubordination und des Verrats schuldig gemacht, ja?«, fragte Wellesley trocken. »Nein, sparen Sie sich den Atem und den Rest Ihrer Entschuldigungen. Benehmen Sie sich noch einmal so, diesmal unter meinem Kommando, dann werde ich alle Zusagen, die ich Ihnen gemacht habe, als ebenso wenig bindend betrachten. Haben Sie mich verstanden? Sie beide?«, fügte er hinzu. »Ich sehe, dass ich die Schuld nicht allein auf die Schultern Ihres Lenkers laden kann; aber ich will verdammt sein, wenn ich versuche, die Schuld aufzuteilen.«
    »Ja, Sir«, sagte Laurence leise.
    »Aber wir haben heute nichts falsch gemacht. Das lag alles daran, dass Iskierka weggeflogen ist«, protestierte Temeraire. »Es war nicht mein Fehler und auch nicht der von Laurence.«
    »Und damit ist es, verdammt noch mal, auch Ihre Schuld, denn Sie sind ihr befehlshabender Offizier«, knurrte Wellesley. »Lassen Sie mich nie wieder hören, dass Sie einen Ihrer Untergebenen beschuldigen.«
    »Oh!«, sagte Temeraire, verstummte und sah recht beschämt aus.
    »Nun«, fuhr Wellesley fort, »wenn Sie mit Ihren Erklärungen am Ende sind: Da Sie den halben Tag damit zugebracht haben, hin und her zu fliegen, will ich wenigstens davon profitieren. Wo hat Davout sein Lager aufgeschlagen, und wie viele Soldaten hat er in Reichweite von uns auf der Straße?«
    »Aber ich habe Hollin doch gesagt, dass er es Ihnen melden soll«, sagte Temeraire. »Sie sind alle zurück nach London marschiert.«
    »Gestern Morgen waren noch dreißigtausend Mann hinter uns«, wandte Wellesley ein. »Selbst wenn Bonaparte sie meinetwegen mit Peitschen von morgens bis nachts vorangetrieben hat und seine Drachen den Proviant hat transportieren lassen, können sie nicht allesamt in nur einem Tag zurück in die Stadt gelangt sein. Temeraire, Sie müssen doch wenigstens irgendwelche Anzeichen gesehen haben, Befestigungen oder Feuer …«
    »Sir«, erklärte Laurence, »wir haben keinerlei Zeichen bemerkt, niemand von uns, und ebenso wenig die Tiere, die früher abgedreht sind, und auch nicht, als wir versuchten, sie einzuholen. Wir sahen Davouts Regiment das Lager um London herum aufschlagen, und Murat war ebenfalls in der Stadt.«
    »Ich habe Ihnen doch auch schon alles erzählt«, sagte Temeraire. »Sie können fünfzig Meilen am Tag zurücklegen, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, also …«
    »Es ist eine Sache, eine Brigade oder zwei auf Drachenrücken zu transportieren«, unterbrach ihn Wellesley ungeduldig, »aber eine
völlig andere, eine ganze Armee zu bewegen. Sie können nicht viel mehr als zweihundert Mann unterbringen, nicht einmal auf den größten Tieren.«
    »Aber so machen sie es ja gar nicht«, warf Perscitia unvermittelt ein. Die anderen Drachen hatten dem Gespräch und der Zurechtweisung mit lüsterner Neugier gelauscht, auch wenn sie keineswegs alles verstanden hatten. Nun streckte Perscitia den Kopf vor, um sich einzumischen. »Sie lassen nicht einfach hundert Männer auf einen Drachenrücken klettern und das Tier den ganzen Tag fliegen. Die Drachen nehmen sich hundert Mann und tragen sie eine Stunde lang, dann setzen sie sie ab, und die Männer marschieren von diesem Punkt aus weiter. Die Drachen fliegen unterdessen zurück und holen die nächsten hundert Mann, die natürlich die ganze Zeit weitermarschiert und ihnen so entgegengekommen sind. Also müssen die Drachen nicht den ganzen Weg zurückfliegen, und dann nehmen sie die nächsten an Bord …«
    »Warte, sie fliegen zurück ?«, fragte Requiescat, und zu ihrer großen Verärgerung musste Perscitia ihre Erklärung unterbrechen und eine Zeichnung in den Boden ritzen, um zu verdeutlichen, wie die Kompanien wie im Bocksprung über die vor ihnen Marschierenden getragen wurden und so je zwei Stunden Drachenflugzeit in Anspruch nahmen.
    »Und auf diese Weise sind alle ein kleines Stück getragen worden und konnten sich währenddessen ausruhen«, erklärte Perscitia, »und so können die Männer dreißig, statt zwanzig Meilen laufen, und darüber hinaus tragen die Drachen jeden weitere zwanzig Meilen, sodass die ganze Kompanie insgesamt fünfzig Meilen bewältigt hat.«
    Triumphierend brach sie ab, und Requiescat sagte: »Kommt mir aber wie ganz schön viel Aufwand vor, und das für nur zwanzig zusätzliche Meilen«, woraufhin Perscitia verächtlich schnaubte.
    Wellesley fand ihre Ausführungen offenkundig sehr erhellend und studierte das Diagramm mit grimmiger, falkengleicher Miene. »Also, das ist es, wovon

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