Drachenwacht: Roman (German Edition)
einen Platz bekommen, wenn du nur ein bisschen Druck machen würdest. Du musst nicht hier herumliegen.«
»Aber ich liege gerne hier herum, und ich muss gar keinen Druck ausüben, um es mir gemütlich zu machen«, erklärte er. »Der Boden ist warm.«
Sie zischte missmutig. »Ich könnte wetten, du hast gar keine Ahnung, warum das so ist.«
»Das heiße Wasser aus den Bädern läuft auch auf dieser Hügelseite entlang«, sagte Majestatis.
Einen Augenblick lang herrschte Stille. »Ja«, bestätigte Perscitia, »so muss es sein, weil dies die niedrigere Seite des Hanges ist und das Wasser irgendwo ablaufen muss. Aber warum weißt du denn davon?«
»Es kommt Dampf aus dem Spalt dort im Boden.«
»Oh«, murmelte sie.
»Ich werde jetzt schlafen«, teilte Majestatis ihr mit. »Mir macht es nichts aus, diesen Platz mit dir zu teilen.«
»Aber ich will ihn mir nicht teilen«, sagte Perscitia, doch ein tiefes, grollendes Atmen war die einzige Antwort, und nachdem sie einen Augenblick lang noch vor sich hingeschimpft hatte, beruhigte sie sich wieder. Man konnte beide schnarchen hören, noch ehe die Zankerei auf dem Hof sich gelegt und sich alles geordnet hatte.
Von Celeritas allerdings gab es keine Spur. Der alte Ausbilder schlief natürlich selbst nicht im Hof, sondern in einer eigenen Höhle im Berghang. Aber er hätte schon herauskommen können, um sie alle zu begrüßen, fand Temeraire. Er fühlte sich unbehaglich, weil er Celeritas angelogen hatte, als sie gekommen waren, um die Pilze zu holen, und er hatte nie die Gelegenheit gehabt, sich in aller Form zu entschuldigen. Er war sich ganz sicher, dass Celeritas ihn verstanden und die Sache gutgeheißen hätte – zumindest war er sich einigermaßen sicher, denn jeder konnte auch mal etwas krummnehmen. Vielleicht war Celeritas auch richtig zornig darüber, angelogen und dazu gebracht worden zu sein, sie widerspruchslos in die Höhle zu lassen.
»Er ist nicht mehr hier«, sagte ein Winchester, einer, den Temeraire nicht kannte. Es war ein kleines, angeschirrtes Kuriertier mit klugen Augen, das auf der Mauer hinter ihnen hockte, um dem Durcheinander mit all den neuen Drachen aus dem Weg zu gehen. »Ich glaube, er hat sich in ein Zuchtgehege in Irland zurückgezogen.«
»Aber warum in aller Welt sollte Celeritas in ein Zuchtgehege gehen?« , protestierte Temeraire. Der kleine Winchester zuckte nur raschelnd mit den Flügeln. »Es ist sehr langweilig in einem Zuchtgehege«, teilte Temeraire Laurence mit. »Ich verstehe nicht, warum jemand seinen Posten hier aufgeben sollte.«
Einen Moment lang erwiderte Laurence nichts, dann sagte er mit seltsamer Stimme und ohne viel Überzeugungskraft: »Vielleicht hat er die Arbeit sattgehabt.«
Mehr fügte er nicht hinzu, um Temeraire Mut zu machen, und dieser warf ihm einen Blick von der Seite zu. Laurence saß auf einer der niedrigen Bänke an der Mauer und besah sich wieder den goldenen Ring, den er aus London mitgebracht hatte. Er hatte ihm nicht erzählt, woher er ihn hatte, und Temeraire wollte ihn nicht drängen. Laurence schien so unglücklich, und Temeraire verstand nicht richtig, warum. Sie waren beisammen, nirgendwo eingesperrt, und bald schon würden sie in einer prächtigen Schlacht kämpfen, um ihr Territorium zurückzuerobern. Und dann würde ihnen die Regierung dafür auch noch Geld bezahlen. Es gab also nichts zu bereuen, außer vielleicht, dass sie sich überhaupt erst zurückgezogen hatten, aber selbst dafür würde sie der Rest entschädigen.
Temeraire seufzte und teilte den keifenden Schnittern mit: »Ihr solltet besser noch ein bisschen Platz lassen. Maximus und der Rest des Korps werden bald eintreffen. Und sollte Lily nicht schon gestern hier sein?«
Laurence hob den Kopf. »Das sollten sie alle. Sie waren eigentlich vor uns.«
Er lief zur Burg, um die anderen Offiziere nach dem Verbleib des
Korps zu fragen. In der Zwischenzeit setzten sich Chalcedony, Gladius und Cantarella gegen die übrigen Schnitter durch und machten es sich bequem, sodass die Graukupfer, Winchester und die Wilddrachen sich zwischen den Rest zwängen konnten und sie es alle warm und schön auf den beheizten Steinen hatten. Moncey und Minnow hatten sich auf Temeraires Rücken niedergelassen. Dieser fand es ganz gemütlich und machte sich für ein Nickerchen bereit, als der Papillon Noir den Kopf hob und sagte: »Wie angenehm es hier ist. Fast so schön wie in den Pavillons, die der Kaiser für uns in Paris hat erbauen
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