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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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morgen früh gute hundert Meilen fliegen.«
     
    »Ich will, dass er blutet«, hatte Wellesley im Turmzimmer der Burg in Edinburgh gesagt. Er stand über eine Englandkarte gebeugt, auf der es von blauen Markierungen nur so wimmelte, und der Eisregen peitschte gegen die Fenster. Von Weitem, unten aus der Halle, war der gedämpfte Klang der Stimme des Königs zu hören, die lauter wurde, als er sich über irgendetwas beklagte. Laurence kam sie sogar ausgesprochen laut vor. Wellesley fuhr fort: »Jeder seiner Männer kostet ihn das Fünffache von dem unserer Männer. Er hat hohe Kosten, wenn er sie herüberschafft, und er muss die Kräfte seiner Drachen aufbieten, um diese Aufgabe zu erledigen. Und seine Männer
leben von unserem Land – er vertraut darauf, dass sie die Gegend unsicher machen, sich selbst Nahrung beschaffen und Vieh für ihre Drachen auftreiben, sodass seine Nachschubwege dünn und eingeschränkt bleiben.«
    »Sie meinen, Sie wünschen, dass wir seine Irregulären angreifen«, unterbrach Laurence ihn, der die Ausflüchte leid war.
    »Seine Versorgungslinien, diejenigen, die Nahrung heranschaffen, und seine Kundschafter.« Wellesley pochte auf die Karte. »Er hat Hunderte von kleinen Stoßtrupps, die nördlich von London überall im Land verteilt sind. Ohne sie kann er nicht lange überleben, und sie sind sehr verwundbar. Sie werden jede einzelne Gruppe zerschlagen, die Sie aufspüren können.« Dann fügte er hinzu: »Aber Sie werden sich keinen Nahkampf mit irgendeiner ernst zu nehmenden Truppe liefern, die ebenbürtige Drachen oder Artillerie dabeihat; ich will keines meiner Tiere verlieren.«
    Laurence hatte nach dem Wortlaut von Wellesleys Ansprache etwas Derartiges erwartet und war nicht überrascht, sondern lauschte eher gleichgültig. Die Strategie war, nüchtern betrachtet, sinnvoll: Wenn Bonaparte seine Männer schneller verlöre, als er sie ersetzen konnte, und feststellen würde, dass die Vorräte zur Neige gingen, würde er sich auf eine Schlacht einlassen müssen, egal unter welchen Bedingungen sie sich ihm bot, oder sich gänzlich zurückziehen müssen.
    Aber Drachen kamen in einer zivilisierten Kriegsführung nicht zu einem derartigen Einsatz, das wusste Wellesley, und Laurence wusste es ebenfalls. Der reine Pragmatismus verbot ihren Einsatz gegen etwas anderes als ein bedeutendes Ziel von großer strategischer Bedeutung, denn sie waren viel zu wertvoll, um ein Risiko einzugehen – und zu teuer, um versorgt zu werden. Sie gegen eine kleine Gruppe von leichten Fußsoldaten, nur mit Musketen bewaffnet, ins Feld zu schicken, war undenkbar. Aber es war kein Pragmatismus, sondern ein Gefühl, das die Ausnahmen, die von Zeit zu Zeit gemacht wurden, mit leiser Stimme unmenschlich hieß. Es gab wenig, das bei gewöhnlichen
Menschen größeres Entsetzen und tiefere Verachtung hervorrief als die Vorstellung, dass ein Drache ungebändigt auf sie gehetzt wurde: Männer waren von Kriegsgerichten deswegen verurteilt und gehängt worden, selbst von ihren eigenen Leuten.
    Wellesley fuhr nach einem Moment des Schweigens fort: »Natürlich sind Plünderungen nicht zu tolerieren …«
    »Es wird keine geben«, sagte Laurence, »es sei denn, wir müssen die Herausgabe von Nahrung für die Drachen verlangen. Gibt es sonst noch etwas?«
    Wellesley sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Werden Sie das tun?«
    Es gab wenig genug, das Laurence nun noch tun konnte, um den Schaden zu beheben, den er angerichtet hatte: Er konnte die Abgeschlachteten nicht wieder zum Leben erwecken, die gesunkenen Schiffe nicht wieder vom Meeresboden heben oder all die einfachen Männer vom Land entschädigen, deren Lebensgrundlage oder Besitztümer von der Besatzungsarmee zerstört worden waren. Er konnte die Gesundheit seines Vaters nicht wiederherstellen oder die des Königs und auch Edith nicht das Glück zurückbringen. Stattdessen hatte er unwiderruflich seine Ehre befleckt, zugunsten einer feindlichen Nation und der Gier eines Tyrannen. Und so konnte er sich noch ein wenig mehr besudeln, diesmal für sein eigenes Land, und mit seinem eigenen zerstörten Ruf jene schützen, die noch einen zu verlieren hatten.
    »Ich will für mich selbst keine schriftlichen Befehle«, hatte er Wellesley geantwortet. »Aber ich verlange sie für die anderen Offiziere des Korps, die beteiligt sind. Sie können ja lediglich schreiben, dass sie meine Befehle zu befolgen haben.«
    Wellesley hatte nur zu gut verstanden, was Laurence ihm da

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